Militärfanität und freiwillige Hilfe im Kriege. 51
Lagerftätte alle jene blutigen Eingriffe auszuführen vermöchte, welche in das
Gebiet der Feldchirurgie gehören.
Wir fanden ausgeftellt:
Katalog Nr. 60. Deutfches Heerwefen: Operationstifch für’s Feld.
Katalog Nr. 61. Deutfcher Ritterorden (Oefterreich): Tragbahre
zum Operationstifche umzuformen, von Prof. Mundy,
Katalog Nr. 67. Windler: Operationstifch.
öndlich Pilz, Sct. Petersburg (rufffche Abtheilung des Induftrie
palaftes): Feld-Operationstifch mit Strohmatratze, reglementär für die Divifions-
Feldlazarethe.
Unter allen diefen Operationstifchen müffen wir jenen vom deutfchen Ritter-
orden gewifs bevorzugen, indem er nicht nur Operationstifch, fondern auch Trag-
bahre ifl; er hat den Vortheil, zu beiden Zwecken gleich gut dienen zu können,
und für Feldfpitäler fowohl, als auch für Krankenhäufer und Kliniken dürfte diefer
Vortheil gewifs hoch zu fchätzen fein. Da nämlich das Operationslocale von den
Krankenzimmern getrennt und davon mehr weniger weit entfernt fein kann, ergibt
fich die Nothwendigkeit, den zu Operirenden dahin zu tragen und wieder in fein
Bett zurück zu transportiren. Zu beiden Zwecken ift die Tragbahre nothwendig. Ift
diefe aber zugleich Operationstifch, fo fällt dabei das Moment des vielen Ab- und
Aufladens total weg. Diefer vom Profeffor Mundy angegebene Tifch ftellt deffen
articulirte Tragbahre dar, an der nur einige Veränderungen vorgenommen wurden.
Da diefe fchon im Capitel Tragbahren genauer befchrieben und bei den Bleffirten-
wagen (Mundy-Locati und Mundy-Lohner) auch wieder erwähnt wurde, mufs ich
ob der näheren Befchreibung dahin verweifen. Die zur Verwendung als Operations-
tifch vorgenommenen Veränderungen beftehen einfach darin, dafs beide äufseren
Dritttheilenach abwärts umgeklappt werden können,zu welchem Zwecke der Rahmen
durchfchnitten und mit Charnieren fowohl als auch mitSperrhaken montirt worden
ift. Der Brancard wird, um die gehörige Höhe zu haben, auf zwei Holzfchragen
geftellt und nun ihm jene Form gegeben, die man eben wünfcht, als: ganz hori-
zontal, mit beliebig erhöhter Rumpfftütze, und zwar allein oder zugleich mit
doppelt geneigter Ebene für die unteren Extremitäten, endlich als Seffel. Er
empfiehlt fich befonders für Amputationen und Refectionen an den Gliedmafsen,
an den oberen, feiner relativen Schmalheit wegen die volle Zugänglichkeit von
allen Seiten geftattet, an den unteren wegen der Möglichkeit, das untere Dritttheil
der Lagerflätte im gegebenen Momente nach abwärts klappen und demnach die
Extremitäten frei machen zu können. In feiner Zufammentftellung als Seffel kann er
endlich auch zu Operationen am Mittelfleifche beftens verwendet werden. Auch
laffen fich die drei Theile der Tragbahre fo compendiös zufammenlegen, ohne
dafs die Continuität der einzelnen Theile aufgehoben würde, dafs ad vocem der
leichten Transportabilität gewifs nichts Befferes zu verlangen ift.
Verbandmaterial. Von der einfachen Rollbinde bis zur complicirten
Schienenvorrichtung war fo ziemlich Alles vertreten, was bis jetzt erfonnen und
nachgeahmt worden ift. Wir fanden Holzfchienen der verfchiedenften Varietät und
der mannigfachften Form, Blechfchienen, Schienen aus Papier mache, Heifter’fche
Beinladen,gepoltfterte und nicht gepolfterte Bonnet’fcheDrahthofen undDrahttiefel,
Schwebevorrichtungen, Extenfionsapparate, Wannen für continuirliche Arm- und
Fufsbäder etc. etc Der deutfche Ritterorden ftellte auch die Art und Weife dar,
wie diefes verfchiedene Lazarethmateriale in-den Fourgon gepackt werden folle.
Es dienten dazu eine Anzahl grofser geflochtener Körbe von viereckiger Form
mit Deckel und Schlofsvorrichtungen, welche mit gefirnifster Leinwand überzogen
waren, auf der Aufsenfeite des Deckels und der vorderen und hinteren Seitenwand
war in Form einer Auffchrift mit weifser Oelfarbe die Qualität des Korbinhaltes
bezeichnet. Wir flimmen dem Gedanken, Körbe zum Transporte zu verwenden,
vollkommen bei, denn fie find leichter zu handhaben als hölzerne Kiften und
ap SE