Militär-Kartographie. 99
Die Terrainunebenheiten find durch Horizontalfchraffen (Curven von
ungleicher Breite und Entfernung) oder durch Falllinien (Schraffen nach dem
Wafferlaufe) zum Ausdrucke gebracht; erftere werden bei nacktem Felsboden,
letztere bei Erdböfchungen angewendet.
Die Angabe der Böfchungsverhältniffe richtet fich fowohl in Fels-, als in
Culturboden-Partien nach der vorgefchriebenen Schattirungsfcala (Tonfcala).
Die Bezeichnung der Landcommunicationen, Gewäffer, der localen Ver-
hältniffe, kurz des Gerippes, ift ähnlich jener unferer Karten und Pläne. Waldungen
find, wie in den meiften Staaten, wenn fie aus Laubholz beftehen, durch kleine
Kreife, wenn es Nadelholz wäre, durch Sternchen angezeigt Der Waldrand wird
nicht näher bezeichnet, erfcheint aber defsungeachtet markirt. Die Gröfse, Gattung
und Lage der Schrift ift verfchieden und richtet fich nach der Wichtigkeit der
Gegenftände.
Gleichzeitig mit der Aufnahme werden topographifche, ftatiftifche und
militärifche Befchreibungen verfafst.
In der Weltausftellung waren photographifche Copien zweier
Conceptblätter zu fehen. Jedes Conceptblatt ift zo fchwedifche Zoll lang und
15 Zoll hoch und aus 25 im Felde benutzten Mefstifch-Blättern zufammengefetzt,
welche letztere 4 Zoll lang und 3 Zoll breit find.
Mit Hilfe der Conceptblätter werden die Specialkarten-Blätter
angefertigt, indem man die Conceptblätter mit dem Pantographen in das Special-
Kartenmafs reducirt, vollkommen ausarbeitet und in Kupfer ftechen läfst. *
Die Specialkarten-Blätter find vom Hauptmeridian an gegen Often und
Weften mit römifchen Ziffern und vom Perpendikel diefes Meridians bei 72 Grad
gegen Süden mit arabifchen Ziffern numerirt, aufserdem die öftlich liegenden
mit O (Oefter), die weftlich liegenden mit V (Vefter) bezeichnet. Jedes Blatt
enthält als Auffchrift den Namen einer im Blatte erfichtlichen Stadt oder eines
wichtigen Punktes. Aufserhalb der Kartenränder find die Benennungen der
Nachbarländer angebracht. Jedes Blatt ift 2 fchwedifche Fufs lang und 1!
Fufs breit.
Der Kartenrand (Gradnetz) enthält eine Eintheilung von Io zu 10 Minuten.
Vierzehn gravirte Blätter der Specialkarte, die erft nach der Weltausftellung zu
Paris erfchienen find, waren ausgeftellt. In diefen, in der That vortrefflichen Karten,
erfcheinen mit Ausnahme der gröfseren, blau gezeichneten Gewäffer, das Terrain
und Gerippe fo wie in den Conceptblättern, jedoch durchgehends fchwarz darge-
ftellt; überdiefs find die gemeffenen Meerestiefen durch liegende, arabifche Ziffern
bezeichnet. Die punktirten Linien im Meere zeigen Tiefen von IO und 20 fchwe-
difchen Fufs an; die Ziffern zwifchen den punktirten Linien die Tiefen in Fufs, die
Ziffern aufserhalb der punktirten Linien die Tiefe in Faden an.
Die deutlich zu unterfcheidende Signatur, eine markirte Bezeichnung der
wichtigeren Communicationen und fonftiger Gegenftände, von den minder wichti-
gen, eine plaftifche mit künftlerifcher Auffaffung und vielem Detail gegebene
Darftellung der Bodenunebenheiten dürften auch einem Laien beim Lefen diefer
den militärifchen Anforderungen entfprechenden und fchön ausgeführten Karten
in keine Verlegenheit bringen.
Von diefer Karte find bereits 26 Blätter in Kupfer geftochen. Künftig dürfte
aber, anftatt des ebenfo zeitraubenden, als auch koftfpieligen Stiches der Karten
in Kupfer, das topographifche Corps feine Karten im Wege der heliographifchen
Procedur nach Mariott erzeugen.
Von dem feit dem Jahre 1832 begonnenen Kartenwerke im Mafsftabe
1:200.000, welches einzelne Läne darftellt, erfcheinen auf Befehl des Königs
feit dem Jahre 1872 keine Blätter mehr. Zehn Läne find auf ı5 Blättern erfchienen;
* In Schweden erfchien das erfte Kupferftich-Werk (ein Wappenbuch) bereits 1650.
Derzeit fand der Kupferftich beinahe ausfchliefslich für kartographifche Arbeiten Anwendung.