Full text: Das Heerwesen auf der Weltausstellung 1873 in seinen Beziehungen zu Gewerbe und Industrie (Heft 84)

   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
    
  
  
  
   
   
  
    
   
  
  
     
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Das Heerwefen. d 
Wahrzeichen des Zeitgeiftes — der Locomotive — den Weg durch die Berges- 
riefen des Mont-Cenis gebahnt hat, und eben fich anfchickt, den gewaltigen 
Gebirgsftock Mitteleuropas — den St. Gotthard — zu durchbrechen. 
Würden nicht jene imponirenden Wunderwerke die Vollkommenheit der 
Sprengtechnik markiren, fo konnte man, allerdings im Kleinen, an den expo- 
nirten Gefteinsproben höchtt intereffante Studien machen, und waren es vorzugS- 
weife Deutfchland und Oefterreich, welche durch die Reichhaltigkeit 
und Gediegenheit der Leiftungen imponirten, während die meiften übrigen 
Staaten darauf verzichteten, Steinmaffen zu transportiren. Die Proben aber, 
die man in Oefterreich zu fehen Gelegenheit hatte, unter andern eine 
gewaltige dünne, in zwei Theile gefprengte Granitplatte, erwarben der Kunft der 
Gefteinsfprengung mit Recht die allgemeine Aufmerkfamkeit. Eine neue Art, das 
Geftein zu behandeln, welche in der amerikanifchen Abtheilung ausgeftellt 
war, nämlich das Schneiden von tiefen Rinnen in grofse Felswände mittelft 
Quarzfand Gebläfen und dann zu erfolgender Abflemmung, fand ebenfo 
viele Anhänger als Gegner. Ohne die Vorzüge und Nachtheile des fich auf Glas 
allerdings recht nett producirenden Verfahrens hier unterfuchen zu wollen, kann 
mit einiger Beftimmtheit behauptet werden, dafs die militärifche Sprengtechnik 
diefe neue Erfindung wohl nicht acceptiren wird. 
Bei Gruppe II: 
Landwirthfchaft und Ackerbau, 
drängt fich wohl die Frage auf, in welchen Relationen diefe fo ausfchliefslich dem 
Frieden gewidmete Gruppe zum Heerwefen ftehen mag. Ein Blick in das rege 
I,eben eines Bivouacs gibt aber fofort die Aufklärung. Dort die langen Reihen 
von Pferden, die mit duftendem, in geprefstem Zuftande .mitgetragenem Heu fich 
für kommende Strapazen ftärken; da die Durftigen, um North’fche Brunnen fich 
drängend, die ihnen trotz Sterilität des Bodens das in gewiffen Fällen unfchätz- 
bare Waffer geben. — Hier endlich ein Krieger, der in füfser Ruhe bei einem 
semüthlichen Pfeifchen Tabak die Mühen des Marfches vergifst, der Lieben in 
der fernen Heimat gedenkt, und dabei fich die fchönften Luftfchlöffer von Ruhm 
und Heldenthaten, oder auch — vom Urlaub baut. 
Ja! Futtergetreide, geprefstes Heu, Tabak und Schlag- 
brunnen find nicht zu unterfchätzende Factoren im vielfältig gegliederten 
Mechanismus des Heerweiens. 
Was nun das erfte betrifft, fo waren Sorten desfelben, nämlich Hafer und 
Gerfte, von allen Staaten ausgeftellt, und zwar theilweife in Garben, meift in 
Aehren und Körnern. Die fchönften Proben in fchwerem Hafer fchickten Eng- 
land, Belgien, das Deutfche Reich und Rufsland. In, unferem 
Vaterlande, welches eine hervorragende Stelle unter den Gerfteproducenten 
einnimmt.warenes wieder die Hanna-Gerfte und der böhmifche Hafer, namentlich 
aus dem Duxer Bezirke, welche die Aufmerkfamkeit der Landwirthe und wohl 
auch der Militärintendanz erregten. Befonders bewundernswerth waren Proben von 
fogenanntem norweg ifchen Hafer, welcher in Amerika acclimatifirt, aus 
den Gebieten der Pacificbahn in rohrftarken, 5 bis 6 Fufs hohen Halmen aus- 
geftellt war. Auch die Mährifch-Neuftädter Zuckerfabrik ftellte Verfuchsproben 
diefer Hafergattung aus, betreffs welcher die Meinungen aber fo getheilt find, 
dafs erft eingehende Verfuche deffen abfolute Brauchbarkeit als. Futtergetreide 
beweifen müffen. 
Das Heu, als zweiter Futterftoff, war nur fpärlich vertreten, bleibt es fich 
ja doch unter allen Himmelsftrichen fo ziemlich gleich, und nur die Mafchinen 
zum Preffen des Heues, von welchen blos zwei aufgeftellt waren, fanden zwar 
theoretifche Anerkennung, konnten aber an Ort und Stelle nicht erprobt werden. 
Obwohl das Heu auf Märfchen ftets in gefponnenem Zuftande mitgeführt wird, 
 
	        
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