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Das Heerwefen. 13
Ausitellung war in Folge der eigenthümlichen militärifch-politifchen Verhält-
niffe des Landes nur unbedeutend befchickt. Defto reichhaltiger aber jene
Deutfchlands,in welcher das er Zündnadel- und das Werder-Gewehr
den erften Rang behauptete In der Ausftellung des deutfchen Reiches war auch
die Granatbüchfe ausgeftellt, well 1e bei 1800 Schritt Trefffähigkeit Projectile
fchiefst, die im Leibe des unglücklich Getroffenen in 6—8 Stück zerfpringen,
welch entfetzliche — unnütze — Graufamkeit das me enfchliche Gefühl fo fehr
empörte, dafs der Gebrauch diefer furchtbaren Erfindung durch die Convention
von Petersburg im Jahre 1869 einftimmig abgelehnt und verboten wurde
Oefterreichs Watfenfabr SG etellfeharht ftellte infanfeite:
gewehre nach den Syftemen Wänzl, Werndl und Fruhwirth aus, welch’ letzteres
zu “de n Repetirgewehren gehört, uud bei der Gensdarmerie im Gebrauche itt.
Dem letztgenannten Syfteme gehört die Zukunft, und ift dasfelbe nach De
mit dem man fechzehn Schufs in einer Minute geben kann, fchon feit 1869 inde
Schweiz officiell eingeführt, wo auch Mufter davon ausgeftellt waren. Nächf
3elgien hatte Amer ik a fehr reich exponirt, und waren alle bekannten Syfteme,
befonders aber die amerikanifchen in brillanter Ausftattung, fowohl in der n ein
zelnen Formen der Fabrication als auch vollendet vorhanden.
Und dafs trotz der verheerenden Wirkungen der modernen Waffen das
letzte Wort noch nicht gefprochen ıft, dafs vielmehr noch gröfsere, blutigere
Opfer bevorftehen, liefs eine Erfindung des amerikanifchen Ca ıpitain Meigs
ahnen, mit deffen Gewehr felbft ein ungeübter 3 rütze in einer Minute 32 gezielte,
ja fogar 50 ungezielte Schüffe abgeben "kann.
Mag eine folche Conftruction auch den Techniker und Taktiker hocl
a letzterer in der möglichften Vollkommenbheit der Waffen da
Mittel fieht, die relativ rafchefte Entf feheidung herbeizuführen, — dem Menfchen
aber ae fie ein gewiffes Grauen vor feinem eigenen Geifte einflöfsen, de
fchon im Mittelalter die Höllenmafchinen oder Org elgefchütze erfann, he
ietzt als Mitrailleufen verjüngt wieder auferfleheı n "und den Uebergang vom
Gewehre zum Gefchütze bilden.
Diefelben kamen bekanntlich unter dem populären Namen „Kugelfpritzen“
im letzten Kriege zur Anwendung, erzielten aber nicht je ane Effecte welche man
erwartet hatte. Trotzdem ward allgemein erkannt, dafs die Mitrailleufe, namentlich
auf kurze Diftanzen und in der Bernie eine furchtbare Waffe werden kann, und
nach vielfältigen Verbefferungen wurden vorwiegend ‚die Syfteme Montigny
und Gattling adoptirt.
Erftere, welche 37 Gewehrläufe aus Gufsftahl hat, mit Streuvorrichtung
verfehen ift, fehr rafch und ficher functionirt und aufhölzerner Lafette ruht, wurde
auch von Oefterreich-Ungarn angenommen, und war von der Firma Paget,
in der Honve&dgruppe und endlich in derbelgifchen Abtheilung a
Die Gattling-Kanone mit Io oder 24 Läufen, welche in den meiften Staaten ein-
geführt ift, war in En gland im Pavillon Armftr ong zu fehen, während in a me-
rika eine Colt’fche Mitrailleufe die Aufmerkfamkeit erregte.
Eine ganz gene Art Mitrailleufe hatte S ch wedenexponirt, und fand
diefelbe den allgemeinen Beifall der Leute vom Fache, welche in diefer Waffe
nach einigen Verbeflerungen das Ideal einer Mitrailleufe gefunden haben dürften,
Diefelbe ift aufserordentlich leicht, beweglich, hat zehn horizontalneben einander
liegende Läufe, Sr und birgt in einem aufrechtftiehenden Magazine
250 Patronen, von we Ichen fich nach jedem Schuffe je zehn durch felbftthätigen
Mechanismus in die ka gleichem Wege entleerten Laderäume fenken, fo IR in
einer Minute von einem a 500 Projectile in die endei Maffen
gefchleudert werden können. Der Apparat arbeitet fehr präcis, und auch dann,
wenn in einen oder mehreren Magazinen Störungen eingetreten fein follten.
Ueberhaupt bot die fchw edifcheKriegsausftellung ein vorzüglichesE nfemble
und erwarben fich unter anderem auch die Gefchütze allgemeine Würdigung.