Full text: Marinewesen (Heft 63)

   
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Marinewefen. oO 
gebiete für feine Induftrie-Erzeugniffe weit über die Grenzen des Nachbarftaates 
ausgedehnt. So wird das Material zur Arbeit vermehrt und die Sicherheit des 
Verkaufes der Erzeugniffe, die Bürgfchaft diefer Arbeit, weil nicht mehr abhängig 
von den Ernte-Ergebniffen oder fonftigen veränderlichen Verhältniffen einzelner 
Provinzen oder Nachbarländer, gefteigert. 
Diefer Erfolg kann materiell allerdings auch durch den vermittelnden 
Seeverkehr anderer Staaten erzielt werden, und wenn ein Induftrieftaat, wie die 
Schweiz z.B., keine Seeküfte hat, bleibt ihm auch kein anderer Weg übrig 
Hiedurch erwächft aber nicht nur eine grofse Abhängigkeit von den Zuftänden 
des vermittelnden Seeftaates, fondern es entgehen dem eigenen Staatsbürger die 
gewichtigen, intelledtuellen Vortheile, die fonft der diredte Verkehr mit fernen 
Ländern und die unmittelbare Erkenntnifs ihrer Zuftände und Bedürfniffe mit fich 
bringen; ganz abgefehen davon, dafs der Seeverkehr an fich eine grofse Induftrie 
darftellt, deren Förderung dem Staate zu Gute kommt wie die Förderung der 
Induftrie überhaupt. 
Das Seewefen nun hat die Aufgabe, den Seeverkehr ficher, rafch und 
billig zu geftalten. 
Was die bereits erzielte Rafchheit der Seefahrten anbelangt, fo genügt 
zu deren Würdigung zu erinnern, dafs ein guter Dampfer die Fahrt von Europa 
nach Amerika, welche früher 6 bis8 Wochen erheifchte, heute in 9 bis 10 Tagen 
zurückzulegen vermag. 
Auch die Sicherheit ift bereits weit gediehen. Eine englifche Gefellfchaft, die 
feit zwanzig Jahren in Taufenden von Fahrten über eine Million Paffagiere über den 
Ocean gebracht hat, rühmt fich, dafs noch kein einziger ihrer Paffagiere in der 
See umgekommen ift. Wenn nun auch diefe Behauptung fo weitgehend ift, wie fie 
nicht einmal die beftverwaltete Eifenbahn für ihren Perfonenverkehr aufftellen 
könnte und wir jedenfalls eine fo gar grofse Sicherheit zur See noch nicht erreicht 
haben, fo ift es doch gewifs, dafs fchon heute die Zahl der Unglücksfälle mit 
Dampffchiffen im Verhältniffe zur Zahl der beförderten Perfonen nicht den 
zwanzigften Theil der früheren beträgt, welche vor Erfindung der Dampffchiffe 
fich ereigneten. Freilich find auch diefe verhältnifsmäfsig feltenen Unglücksfälle 
durch die Menge der dadurch Betroffenen und durch die Tragik der Scenen, die 
fich hiebei meift zu ereignen pflegen, abfchreckend genug, und es mufs noch Vieles 
verbeffert werden; immerhin ftellt aber fchon das jetzige Stadium des See 
verkehres in Bezug auf Rafchheit. und Sicherheit gegen ehedem einen grofsen 
Erfolg dar. 
Diefer Erfolg ift nun nicht dem Dampffchiffe allein zu danken; denn 
nicht die offene See allein, auch die Küften und Untiefen bergen Gefahren; nicht 
die Gefchwindigkeit des Schiffes allein, auch die Mittel zur Beftimmung der zu 
verfolgenden Richtung im Meere, dıe Leichtigkeit der Einfahrt und des Aus- und 
Einladens im Hafen bedingen die Rafchheit des Seeverkehres; nicht allein der 
Preis der Kohlen und Schiffsmaterialien, auch die Tüchtigkeit der Seeleute, die 
geeigneten Vorkehrungen zur Inftandhaltung der Schiffe und der wirkfame Schutz 
der ganzen Handelsintereffen bedingen die Billigkeit des Seeverkehres. 
Diefs Alles nun erheifcht eine ganze Fülle von Vorkehrungen: 
Genaue Seekarten und finnreiche Inftrumente, zu deren Schaffung erft 
die Aftronomie und die ganze Phyfik ihre Lehren geben mufsten, orientiren 
den Führer des Schiffes auf offener See bei Tag und bei Nacht, bei Sonne und 
bei Nebel über die Stelle, wo er fich befindet, und über die Richtung, die er ein- 
zufchlagen hat. 
Leuchtthürme und Warnzeichen, deren Errichtung und Betrieb die Intelli- 
genz und die Thätigkeit einer Menge tüchtiger Leute erheifcht, warnen den See- 
"mann vor den Gefahren der Küften und Untiefen. 
Geräumige Häfen, durch kunftreiche Dämme und fchwierige Uferbauten 
gefchaffen, bieten dem Schiffe nach vollendeter Fahrt ficheren Aufenthalt; Hebe 
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