Full text: Marinewesen (Heft 63)

   
  
   
     
   
  
  
  
  
   
   
  
  
   
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
   
   
  
   
  
   
    
  
   
    
   
   
  
    
     
Marinewefen. 12 ( 
Windrichtungen, welche für ‚deren rafchere Fahrt erforderlich wären; für die 
grofsen Schiffe endlich wegen der geringen Waffertiefe, welche die Zuiderfee 
unmittelbar vor ihrer Einbuchtung in das Y an der Stelle des fogenannten Pampus 
bietet. 
Diefe Verhältniffe führten im Jahre 1819 zur Anlage des nordholländifchen 
Canals, deffen Trace in Z%g. 705 erfichtlich ift und welcher, von Nienwediep ab die 
Provinz Nordholland vonNord nach Süd durchfchneidend und ftellenweife mehrere 
vorhandene natürliche Wafferläufe verfolgend, in einer Gefammtlänge von 83 Kilo- 
meter Amfterdam gegenüber in die mehrfach erwähnte Einbuchtung der Zuider- 
fee, das Y, einmündet. Diefer Canal ift in feinem Verlaufe an vier Stellen mit 
Schleufen verfehen, weil einige Terrains des füdlichen Theiles der Provinz, welche 
der Canal durchzieht, tiefer liegen, als die Ebbe im Y, und deren künftliche Ent- 
wäfferung durch den Canal mitgefördert werden follte; er hat eine Tiefe von 
5:7 Meter, eine Sohlenbreite von IO Meter und eine Breite des Wafferfpiegels von 
38 Meter; feine Schleufenkammern haben 151, Meter Breite und 621/, Meter Länge. 
Diefer Canal ift alfo fchon durch feine Abmeffungen für die jetzigen gröfseren 
Schiffe unfahrbar, deren Tiefgang und Länge, wie aus den früheren Abfchnitten 
diefes Rapportes erfichtlich, die correfpondirenden Dimenfionen diefes Canals 
und feiner Schleufen übertreffen. Aber auch für die Segelfchiffe ift diefer Canal 
ungünftig, fowohl wegen der vielen Windungen in denjenigen Theilen, wo er im 
Bette der vorhanden gewefenen natürlichen Wafferläufe zieht, als wegen der 
herrfchenden Windrichtung, welche zumeift fenkrecht auf der Hauptrichtung des 
Canales fteht und fonach die Fahrt auf demfelben ungemein erfchwert. 
Die bisherige Zufahrt durch die Zuiderfee, ebenfo wie durch den nord- 
holländifchen Canal war alfo umftändlich genug, um die Herftellung des Amfter- 
damer Canals zu erklären, zumal Amfterdam die unmittelbare Concurrenz der 
nahe gelegenen Häfen von Rotterdam und Antwerpen zu überwinden hat. Das 
frappant Neue ift hiebei der Gedanke, vorhandene grofse See-Einbuchtungen wie 
das V und das Wyker-Meer, welche von der Natur wie zur Schifffahrt gefchaffen 
fchienen, gerade behufs Erleichterung der Schifffahrt von der See, von welcher 
diefe Einbuchtungen ausgingen, abzufchliefsen und gleichzeitig 5000 Hektaren 
ausgezeichneten Terrains für die Bodencultur zu gewinnen. Diefer letztere Umftand 
ftellt die eigentliche finanzielle Löfung der Aufgabe dar; denn bei den Grund- 
verhältniffen in Holland mögen 5000 Hektaren bereits den gröfsten Theil der 
Koften des Canals und der übrigen Bauten hereinbringen, und unternahm factifch 
diefen Canal eine Gefellfchaft von Amfterdam in der Weife, dafs fie unter anderen 
Privilegien auch den Befitz der trocken gelegten Ländereien zugefprochen bekam 
und dafür an die Unternehmer, Henry Lee & Sonin London, welche den ganzen 
Bau für 27 Millionen holländifcher Gulden herftellen, 2ı Millionen Gulden zahlt, 
während nur 6 Millionen Gulden Zufchufs von der Stadt Amfterdam geleiftetwerden. 
Aber auch in technifcher Beziehung ift diefer Damm C der Zig. 5 eine 
glückliche Combination. Denn die Fluthwechfel an derNord-Küfte bei A einerfeits 
und im Y bei Amfterdam andererfeits ftimmen fowohl bezüglich der Zeiten- als 
der Höhenunterfchiede nicht überein. So ift an der Nordfee-Küfte die gewöhnliche 
Höhe der Fluth —+0'9 Meter, im Y aber nur +0'12 Meter über dem Amfterdamer 
Pegel. Ebenfo ift die Ebbe an der Nordfeeküfte bei A — 0'5 Meter, ım Y aber 
nur —0'24 Meter unter dem Amfterdamer Pegel. Es mufste alfo zunächft eine 
Schleufenanlage gemacht werden, welche den Fluthwechfel der Nordfee vomFluth- 
wechfel des Y fcheidet; diefs erklärt die Schleufenanlage an der Nordfee bei A 
Fig. 105. Die Trennung von der Zuiderfee ift weniger durch den Unterfchied 
zwifchen mittlerer Ebbe und mittlerer Fluth, welcher in der Nähe von Amfterdam 
nur 0:36 Meter beträgt — wiewohl auch diefe zu Verfandungen des Canals genü- 
genden Anlafs geben könnten — als durch den Umftand bedingt, dafs die Sturm- 
Authen der Zuiderfee bis zu 21/, Meter über den Amfterdamer Pegel fteigen und 
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infolchen Fällen nicht nur für den Canal felbft, fondern, und ganz befonders für 
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