ik
N
x -
Marinewefen. (
Bei der Beftimmung der Gröfse und Form find aber nicht nur Rück.
fichten für die Schwingungen des Schiffes, fondern 'ebenfo Rückfichten für
feine fpecielle Beftimmung, feine Gefchwindigkeit, Feftigkeit und Lenkbarkeit
mafsgebend
Es ift zunächft evident, dafs ein Kriegsfchiff, welches oberhalb der Waffer-
linie mit 10- oder gar ıgzölligen Panzern umgeben ift, und deffen riefige Kanonen
naturgemäfs möglichft hoch oberhalb der Wafferlinie fituirt find, in anderer Weife
zu fchwingen die Tendenz hat, und alfo ganz andere Formen erheifcht, als ein
Perfonen-Schnelldampfer, welcher z. B. den Verkehr zwifchen New-York und
Hamburg vermittelt und oberhalb der Wafferlinie lediglich Salons und Schlaf-
cabinen enthält.
Sinen nicht minder grofsen Einflufs hat die Rückficht für dieGefchwindi g-
keit eines Schiffes. Die Gefchwindigkeit eines Schiffes ift um fo gröfser, je kleiner
im Verhältniffe zur Triebkraft der Widerftand ift, den sein Schiff bei feiner Fahrt
zu überwinden hat. Diefer Widerftand ift unter fonft gleichen Verhältniffen um
fo kleiner, je leichter ein Schiff im Verhältniffe zu feiner Gröfse ift; je kleiner
die Fläche der ins Waffer getauchten gröfsten Querfedion (Hauptfpantes) im
Verhältniffe zum benutzten Volumen, refpedive zur Ladungsfähigkeit des
Schiffes ift; je leichter der ins Waffer getauchte Vordertheil des Schiffes das Waffer
vor fich her zertheilt und mit je weniger Wirbeln und Wellen das Waffer nach
Paffirung‘ der gröfsten Querfedtion des Schiffes fich fchliefst, und an den Hinter-
theil fich anfchmiegt.
Die Mittel zur Realifirung jeder diefer vier Bedingungen ftehen unter ein-
ander und alle wieder mit den Bedingungen zur gröfseren Stabilität des Schiffes
im Widerfpruche. So ift es evident, dafs ein Schiff verhältnifsmäfsig umfo leichter
ift, je geringer feine Oberfläche im Verhältniffe zu feinem Volumen ift. Es müfste
alfo ein Schiff, um der zuerft erwähnten Bedingung der möglichften Leichtigkeit
zu entfprechen, fich möglichft der Kugelform nähern. Ein folches Schiff wäre aber
nichts weniger als ftabil und die directe Verläugnung der gleich darauf erwähnten
Bedingungen.
Die vorerwähnte Bedingung, dafs die ins Waffer getauchte Fläche des
Hauptfpantes im Verhältniffe zum benutzbaren Volumen des Schiffes möglichft
klein fei, würde erheifchen, dafs das Schiff fehr lang, vorne und hinten möglichft
voll und, um der Stabilität zu entfprechen, möglichft breit, fomit auch feicht fei:
dem Allen zu genügen, müfste aber das Schiff eine grofse Oberfläche erhalten,
demnach ‚fehr fchwer. werden und fofort der Bedingung der Leichtigkeit und
überdiefs auch den Bedingungen widerfprechen, welche erheifchen, dafs das Schiff
nach vorne fchneidig und nach rückwärts fifichfchwanzförmig zulaufe und tief fei.
Zu All’ dem gefellenfichnoch die Rückfichten für die Fefti gkeit, denen zu
Folge das Schiff mit möglichft geringem Aufwand von Conftrudtionsmaterial dem
riefigen Gefammtdrucke des Waffers von Aufsen nach Innen und von Unten nach
Oben widerftehen mufs, ohne fich zu deformiren, auf die Seite fich mufs neigen
können, ohne eingedrückt zu werden und über die Wellenberge fahrend,
manchen Moment mit dem ganzen Vordertheil aufser Waffer gleich darauf wieder
mit dem Mitteltheil hohl liegend über ein Wellenthal gleiten mufs, ohne abzu-
brechen.
Die Form eines Schiffes mufs demnach fo gewählt werden, dafs all’ den
vorerwähnten Bedingungen gleichzeitig möglichft entfprochen werde und über-
diefs die Lenkbarkeit des Schiffes gefichert bleibe.
Von den ausgeftellt gewefenen Schiffen find in den beiliegenden Tafeln
I bis IX Specimen aufgezeichnet, welche fo geformt find, wie das heutige
Stadium der Anfchauungen fie als mufterhaft erklärt.
Doch fei bezüglich der Perfonendampfer fofort erwähnt, dafs, wenn die-
felben auch den Anfprüchen, welche der Seemann an die Stabilität ftellt, voll-