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Marinewefen. 9
Mitteltheile des Schiffes auf foliden Lagern ruhen, vertical hängt und durch geeig-
nete hydraulifche Vorrichtungen trotz der feitlichen Schwingungen (dem Rollen)
des Schiffes immer in verticaler Lage erhalten bleibt, während die Längen-
fchwingungen (das Stampfen) dadurch vermindert werden follen, dafs der Bug-
und Vordertheil des Schiffes fehr niedrig und fcharf find, fo dafs die Wellen quasi
durchftochen werden und die obere Kuppe der fo getroffenen Welle über Bord
kommt und durch ihr Gewicht den Auftrieb des Wellenreftes, welcher den Vorder-
theil des Schiffes gerade heben will, äquilibriren foll. Fadtifch verhielten fich
die Blockadebrecher zur Zeit des amerikanifchen Bürgerkrieges, welche den Vor-
dertheil in ähnlicher Weife gebaut hatten, in der See ruhiger, als gewöhnliche
Hochbordfchiffe ; jedenfalls aber hat die Aufhängung des Salons zur Folge, dafs
für den Paffagier nur diejenigen Unannehmlichkeiten übrig bleiben, welche von
den Längenfchwingungen (dem Stampfen) und von dem Heben und Senken des
Schiffes herrühren. Es ift nun allerdings fehr möglich, dafs gerade bei den
Fahrten über den Canal la Manche, denen diefer Vorfchlag zum gröfsten Theile
gilt, das Rollen des Schiffes am meiften zur Entftehung der Seekrankheit beiträgt,
und es ift alfo vorauszufetzen, dafs, wenn diefes Rollen für den Paffagierfalon aus-
geglichen, refpedive für den Reifenden unfühlbar gemacht wird, der in einem
folchen hängenden Salon fituirte Paffagier die Seekrankheit weniger heftig oder
feltener bekommen wird. Auch iit gewifls, dafs, wenn diefe Aufhängung des
Salons, praktifch ausgeführt, den Einflufs des Rollens befeitigt, fpäter, wenn
das Stampfen des Schiffes noch immer läftig genug bleiben follte, auch
die Längenfchwingung durch eine Queraufhängung ausgeglichen werden
könnte.
Ein von Dudgeon vorgefchlagenes Canalfchiff endlich hat 250 Fufs
Länge, 45 Fufs Breite und 8 Fufs Tauchung, und den Boden des Schiffes fattel-
förmig in der Weife geformt, dafs hiedurch eine Höhlung entfteht, welche wie die
Hälfte eines nach feiner Längenachfe entzwei gefchnittenen Kegels ausfieht,
deren Spitze nahe vor dem Buge des Schiffes in der Kiellinie endigt und am Hin-
tertheile des Schiffes wie eine halbelliptifche Tunnelöffnung von ı8 Fufs Breite
auf 13 Fufs Höhe fich darttellt, jedoch nach unten ganz frei und bis zur Waffer-
linie von der See erfüllt it. Vier rückwärts im gleichen Niveau angebrachte
Schrauben, wovon die zwei mittleren im Bereiche des Tunnels gegenfeitig circa
10, die zwei äufseren gegenfeitig circa 20 Fufs entfernt, dienen zur Bewegung
und nebft zwei Steuerrudern, ebenfalls rückwärts disponirt, zur Lenkung des
Schiffes. Das Schiff fieht fonach von vorne wie ein gewöhnliches, recht breites
Schiff aus und von rückwärts wie ein Zwillingsfchiff, von welchem jedes einzelne
mit zwei Zwillingsfchrauben betrieben wäre.
Der Erfinder geht von der Meinung aus, dafs zur Paffirung des Canal la
Manche ein ftabileres Schiff nothwendig fei, und dafs diefs nicht anders
erzielt werden könne, als indem ein grofses Volumen mitgefchleppt wird,
welches nicht leicht dislocirt werden kann. Er fetzt nun voraus, dafs die,
die halbkegelförmige Einbuchtung des Schiffbodens erfüllende See diefen
Wafferballaft erfetzen wird. Wenn dem fo ift, dann find jedenfalls die zwei
inneren feiner vier Schrauben unzweckmäfsig. Denn wenn das Waffer, welches
die Einbuchtung erfüllt, als Ballaft mit dem Schiffe mitfährt, dann können die
zwei mittleren Schrauben, welche ja im Bereiche der Kielbucht disponirt find,
kein Waffer bekommen, und confumiren alfo unnütz Arbeit; oder aber es bekom-
men, wie der Erfinder behauptet, alle vier Schrauben, auch die zwei mittleren
das zu ihrer propulfirenden Wirkfamkeit nothwendige Waffer, dann kann das
Waffer in der Kielbucht unmöglich mit dem Schiffe mitlaufen, fondern nur von
den zwei mittleren Schrauben wie von zwei mächtigen Circularpumpen nach
hinten hinausgepumpt werden, die erhoffte Wirkfamkeit des Wafferballaftes kann
dann nicht eintreten und die Einbuchtung vergröfsert unnütz die Reibungsfläche
zwifchen dem Schiffe und der See.