Full text: Marinewesen (Heft 63)

  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
    
   
    
    
     
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
     
   
   
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
46 Alexander Friedmann, 
Volumen des Niederdruck-Cylinders X entfpricht, das Ergebnifs einer unmittel- 
baren Verwandlung von Wärme in Arbeit, welche durch diefe Ueberhitzungsweife 
gewonnen wurde. Ueberdiefs ift dadurch, dafs der Unterfchied zwifchen der 
Anfangs- und Endfpannung nicht mehr fo grofs ift, wie bei den gewöhnlichen 
Compound-Engines der Gang der Mafchine ein mehr gleichmäfsiger. * 
Denkt man fich, dafs im kleinen Hochdruck-Cylinder ZZ nicht expandirt, 
fondern mit voller Füllung gearbeitet und die Ueberhitzung während der Paffage 
aus dem Hochdruck-Cylinder in den Niederdruck-Cylinder fo weit getrieben wird, 
dafs die Spannung im dreimal fo grofsen Niederdruck-Cylinder N conftant ebenfo 
grofs bleibt, wie im Hochdruck-Cylinder, fo hat man eine Mafchine, bei welcher 
mit einem Dampfvolumen, gleich dem Volumen des kleinen Hochdruck-Cylinders, 
ein dreimal fo grofser Cylinder unter der gleichen Spannung betrieben wird, alfo 
der dreifache Effect gegenüber einer gewöhnlichen ohne Expanfion arbeitenden 
Mafchine erzielt wird. 
Man kann aber noch weiter gehen und den Dampf während der Ueber- 
ftrömung vom kleinen Hochdruck-Cylinder zum grofsen Niederdruck-Cylinder fo 
überhitzen, dafs feine Spannung. gröfser wird als die Spannung im Dampfkeffel 
und hätte man in diefem Falle eine förmliche calorifche Mafchine, bei welcher der 
kleine Hochdruck-Cylinder eine Pumpe darftellen würde, die den mäfsig gefpannten 
Dampf aus dem Dampfkeffel durch die Ueberhitzungskammer hindurch in den 
grofsen Cylinder pumpt, und bei welcher diefer letztere trotz mäfsiger Keffel- 
fpannung mit hohem Drucke und ftarker Expanfion arbeiten und fo den eigent- 
lichen Motor darftellen würde. 
Letztbefagtes blos, um den allgemeinen Werth diefer Anordnung kenntlich 
zu machen. 
Es wird in der Praxis bei Schiffen, vorläufig wenigftens, nicht fo weit 
gegangen werden, denn es befteht für den Grad der Ueberhitzung fchon dadurch 
eine Grenze, dafs Kolbenliderung und Stopfbüchfen-Verpackung für hohe Tem- 
peraturen erft noch zu erfinden find (was hier übrigens infofern möglich ift, als 
überhitzter Dampf, weil in Berührung mit geeignet gekühlten Verpackungen oder 
Liderungen immerhin condenfirbar, nicht die gleichen Schwierigkeiten bieten 
würde, wie die heifse Luft der vormaligen calorifchen Mafchine), und ift weiters 
einer grofsen Ueberhitzung auch dadurch eine nahe Grenze gefetzt, dafs eine 
directe, ftarke Heizung des zu überhitzenden Dampfes grofse Schwierigkeiten 
bieten würde,indessen alfo der Dampf nur mittelft der abziehenden Gafe der Keffel- 
* Wenn in den verfchiedenen Patentarchiven von verfchiedenen Ländern nach- 
geforfcht wird, wird fich wahrfcheinlich erweifen laffen, dafs die Grundidee .diefer Erfin- 
dung fchon längft und mehrfach ausgefprochen wurde, und defshalb mag Mancher, welcher 
aus der jetzigen Petke’fchen Mafchine das erfte Mal erfährt, dafs diefe Methode überhaupt 
exiftirt und auch gleich praktifch und rationell durchgeführt ift, fpäter es dem Bericht- 
erftatter als Mangel genügenden Wiffens auslegen, dafs er diefe Mafchine hier nicht gleich 
als etwas Altes und Bekanntes qualificirt. Der Berichterftatter erachtet aber, dafs nicht 
Demjenigen das Verdienft gebührt, als Erfinder irgend einer Mafchine zu gelten, welcher 
wohl an diefelbe gedacht und feine Gedanken oberflächlich ausgefprochen, fie aber nie 
weder felber ins Leben gerufen, noch dermafsen zur Kenntnifs gebracht und empfohlen hat, 
dafs fie Andere erfolgreich ins Leben rufen mochten; fondern Demjenigen, der, ohne die 
rüheren diefsbezüglichen Beftrebungen zu kennen, eine Vorkehrung fo combinirt, dafs fie 
gleich ausführbar ift, und fie auch fo zur Ausführung bringt, dafs fie durch ihren 
Erfolgbekannt und nützlich wird. Denn im Allgemeinen combinirt nur Derjenige, 
der eine gute Erfindung wirklich felb ft macht, diefelbe auch in der Weife, wie fie dem 
Stadium der correfpondirenden Wiffenfchaft in der betreffenden Zeitperiode entfpricht und 
hat auch nur diefer anfänglich das nothwendige Vertrauen in die Erfindung und die noth- 
wendige Energie, um deren Ausführung durchzufetzen. Wenn Woolf feine herrliche Woolffche 
Mafchine nicht felber erfunden hätte, es würde ihm nichts genützt haben, die alten 
englifchen Patentfpecifications durchzuftudiren. Denn wenn dafelbft Woolf auch die gleiche 
Idee von Jonathan Hornblower im Jahre 1781 ausgefprochen gefunden hätte, er würde, wäre 
er eben nicht Erfinder gewefen, dorten nur erkannt haben, dafs Hornblower mit feiner Idee 
durchfiel und zu Grunde ging, und nur entmuthigt worden fein, feine gute und weil felbft- 
ftändig gefchaffene auch durchgeführte und allgemein fo nützlich gewordene Mafchine zur 
Geltung zu bringen. 
    
   
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
            
  
	        
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