Marinewefen. AT
feuerungen geheizt werden kann, diefe letzteren aber behufs ökonomifcher Wirk-
famkeit der Keffel eine möglichft niedrige Temperatur haben follen, und demnach
den Dampf nicht auf eine höhere Temperatur erhitzen können, als diejenige ift,
mit welcher fie felbft entweichen. Freilich beträgt in den meiften Schiffskeffeln die
Temperatur der abziehenden Gafe gut über 400 Grad Celfius. Diefs ift aber eine
grofse Unzukömmlichkeit (deren Bedeutung im Abfchnitt Il/ud ZZ. C. ausführlicher
dargethan ift), und die kaum mehr lange Zeit beftehen bleiben wird. Jedenfalls
sollten die abziehenden Feuerungsgafe nicht über 250 Grad haben, und ftellt diese
Temperatur fonach, und umfomehr, als hiebei die Verpackung und Liederung noch
gutaushalten, auch die vorläufigrationelle Grenze der Ueberhitzung des Dampfes dar.
Aber fchon bei diefer mäfsigen Ueberhitzung hat Petke, wie diefs nach
den vorftehenden Erörterungen auch ganz plaufibel ift, gefunden, dafs feine
Mafchine die folgenden Vortheile bietet:
Die Endfpannung im Niederdruck-Cylinder, welche bei den gewöhnlichen
Schiffs-Compoundmafchinen fehr niedrig wird, ift mittelft der neuen Mafchine
auch bei mäfsiger Keffelfpannung bedeutend höher.
Der Gefammtdruck auf den kleinen und grofsen Cylinder variirt viel
weniger als bei den bisherigen Mafchinen und ift in Folge deffen der Gang der
Mafchine ein fehr gleichmäfsiger.
Es genügen für die Mafchine verhältnifsmäfsig viel kleinere Keffel.
Die Mafchine wird für einen gegebenen Effedt kleiner und leichter, als bei
der üblichen Conftrudtion und wird ein genügendes Vacuum mit einer um ein
Drittel bis ein Fünftel kleineren Luftpumpe, als fie fonft üblich ift, hergeftellt.
Der Kohlenverbrauch wird durch diefe Mafchine ein kleinerer.
Bezüglich der Conftrucdtionsdetails bietet diefe Mafchine manches Erwäh-
nenswerthe. So find die Gewichte der Schieber durch die kleinen Dampfkolben
a 8 äquilibrirt. Die Reverfirvorrichtung ift für jeden Cylinder feparat. Es hat
diefs den Vortheil, dafs man fofort Contredampf geben, die Mafchine fomit
urplötzlich‘ zum Stillftehen bringen und ohne Zeitverluft entgegengefetzte
Bewegungsrichtung einleiten kann. Trifft es fich in letzterem Falle oder bei
Ingangfetzung der Mafchine, dafs die Kurbel des Hochdruck-Cylinders gerade auf
dem todten Punkte oder der Vertheilungsfchieber desfelben gerade in der Mitte
fteht und die beiden Dampfcanäle abfperrt, fo kann mit Hilfe diefer Anordnung der
Niederdruck-Cylinder fofort diredten Dampf, unabhängig von der Steuerung des
Hochdruck-Cylinders, zugeleitet bekommen und die Mafchine in Bewegung bringen.
Die Expanfion des Hochdruck-Cylinders ift nicht durch die Stephenfon’fche
Couliffe, welche hier nur als Reverfirvorrichtung dient, fondern durch ein
drittes Excentric bewerkftelligt worden, welches einen nach dem Maier’fchen
Syftem variablen Expanfionsfchieber treibt.
Die ganze Anordnung ift compendiös, leicht und doch ftabil. Die Haupt-
ftütze der Mafchine bildet der Oberflächen-Condenfator, welcher fo ziemlich im
Schwerpunkt der ganzen Mafchine fituirt ift, und genügen demzufolge die vier
Säulen W für die Stabilität der Anordnung, um fo mehr als die Führungs-
Lineale der Kreuzköpfe direct an den Mittelftänder, nämlich an das Gehäufe,
des Oberflächen-Condenfators befeftigt find, und überdiefs die Gradführungen
durch je zwei Kolbenftangen präcifirt werden.
Im Uebrigen geben die Zeichnungen der Tafel XI vollkommen genügende
Auffchlüffe und ermöglicht der beigegebene Mafsftab die Ermeffung aller wefent-
lichen Detaildimenfionen. Die Hauptdimenfionen find in der Tabelle am Schluffe
des Abfchnittes I enthalten.
In Tafel XII ift eine oscillirende Schiffsmafchine veranfchaulicht, wie fie
die Donau-Dampffchifffahrt-Gefellfchaft zur Ausftellung brachte und bei ihren
neuen Schiffen in verfchiedenen Gröfsen anwendet. — Sie ift nach dem Compound-
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