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Marinewefen. 51
Fortichritt beftand in der Adoptirung des-bei den Locomotiven fo fehr bewährten
Syftemes der Röhrenkeffel. Doch fo vortheilhaft diefs auch war, der Brennftoff-
Verbrauch in den Schiffskeffeln ift noch immer bedeutend gröfser als in guten
Locomotiven.
Der Kohlenverbrauch vonSchiffskeffeln verhält fich zu dem von Locomotiv-
keffeln fadtifch wie 130:100, und zwar aus dem doppelten Grunde, weilin der
Rauchkammer der Locomotive die Temperatur niedriger wie in der: der Schiffs-
keffel und in der Feuerbüchfe der Schifiskeffel die Temperatur niedriger als in
der der Locomotiven ift.*
Die niedrigere Temperatur in. der Rauchkammer der Locomotive rührt
daher, dafs die Siederohre diefer letzteren viel enger find, und alfo trotz kürzerer
Zeit, während welcher die Gafe ihren Weg in diefen Siederohren zurücklegen,
leichter jedes Theilchen der durchftrömenden Gafe mit den überdiefs fehr dünn-
wandigen Flächen der Locomotiv-Siederohre in Berührung kommen, und ihre
Wärme abgeben, als an die Siederohre der Schiffskeffel, deren freier Querfchnitt
zwei und dreimal fo grofs ift. Die niedrige Temperatur wieder in den Feuer-
büchfen der Schiffskeffel, und der hieraus erwachfende gröfsere Kohlenver-
brauch hat in mehreren gleichzeitigen grofsen Mifsftänden ihre Begründung:
Auf grofsen Dampffchiffen find 24 bis 30, manchmal 40 grofse Feuerrofte
von 7 bis 8 Fufs Tiefe und einer Gefammtfläche von vielen Hunderten von Quadrat-
fufsen zu bedienen. Die Kohlenfchichte, welche auf die Rofte geladen wird, mufs
eine dünne fein, damit die Verbrennung möglichft günftig ftatthabe. Die grofse
Roftfläche macht die gleichmäfsige Befchüttung derfelben mit Kohle zu einer
fchwierigen mühevollen Arbeit; die Dünne der Brennftoff-Schichte läfst leicht freie
Lücken auf dem Rofte fich bilden, durch welche die kalte Luft unverbrannt
einftrömt, und erheifcht eine häufige Wiederholung des mühevollen Einfeuerns.
Das öftere Einfeuern macht ein häufiges Oeffnen der Feuerthüre nöthig, durch
welche wieder die kalte Luft, ohne die Verbrennung zu unterftützen, in Maffen,
und den Keffel fchädlich abkühlend, einftrömt.
Bei jedem Oeffnen der Feuerthüre ftrahlt die Feuerglut unfägliche Hitze
auf den Feuermann und in die Heizflur; bei jedem Putzen des Roftes ift die
niederfallende brennende Kleinkohle, die gelöfcht werden mufs, eine Urfache
neuer Beläftigung. Die Menge der Roftfeuerungen, die im engen gefchloffenen
Raume bei einander ftehen, machen all’ diefe Unzukömmlichkeiten zu unaufhör-
lichen, und fo kommt es, dafs trotz der grofsen Vollkommenheit der Schiffs-Dampf-
mafchine der Kohlenverbrauch auf Schiffen gröfser ift als bei Locomotiven, und
dafs, wenn man gar den Dienft des Heizers einer grofsen Brenner-Locomotive, die
doch auch fchon über 450 Pferdekräfte hat, mit dem Dienfte der Dutzende
Heizer eines grofsen Dampffchiffes vergleicht, man fich’s erklärt, dafs nur mehr
noch die tiefftffiehenden, wenigft intelligenten Menfchen und auch diefe nur auf
fo kurze Zeit als möglich Schiffs-Keffelheizer werden, dafs diefe felbft beim beften
Willen unter den faft qualvollen Zuffänden im Heizerraume -nur unvollkommen
arbeiten, und alfo der Kohlenverbrauch, der zum grofsen Theile auch von der
Intelligenz desHeizers abhängt, auf den Dampffchiffen durch das Zufammentreffen
von reintechnifchen und perfönlichen Gründen befonders ungünftig fich
geftaltet.
* Es ift diefs ganz leicht erweislich: In den Feuerbüchfen der Locomotiven beträgt
bei guter Kohle die Temperatur meiftens 950 Grad Celfius, die Temperatur in der Rauch-
kammer gewöhnlich 300 Grad Celfius. Es gehen alfo in der Locomotive von der erzeugten Wärme
von 950 Grad Celfius circa 650 Grad, das find 650/454, das find ungefähr 68 Percent in den
Keffel und 32 Percent werden mit den entftrömenden Gafen des Kamins verloren. Bei den
Schiffskeffeln beträgt die Temperatur der Verbrennungsgafe in der Feuerbüchfe felten über
700 Grad Celfius und die Temperatur der abweichenden Gafe ift faft.regelmäfsig 400, felten
350 Grad Celfius. Im günftigften Falle alfo gelangen von 700 Wärme-Einheiten 350, alfo
350/.90, das find 50 Percent der erzeugten Wärme in den Keffel und die übrigen 50 Percent
entweichen ins Kamin.
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