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1893 Freytag — Frieb-Blumauer
Friedberg 1894
darſtellt. Von geringerer Bedeutung wardie kleine 1 akt. Tragödie „Der
Gelehrte“ (zuerſt in Ruge's „Poet. Bildern aus der Zeit“), u. auh
„Die Fabier“ (Lpz. 1859) vermochten troß großer Schönheiten ſi
nicht auf der Bühnezu behaupten. (EineSammlungder „Dramatiſchen
Werke“ erſchien Lpz. 1859; 3. Aufl., 2 Bde., 1874.) AusF.'s hiſtor.
Studien gingen die troß ihrer Einſeitigkeit treffl. „Bilder aus der
deutſchen Vergangenheit“ (5 Thle., Lpz. 1859—67 ; 11. Aufl. 1879)
hervor, ſeinen dramaturg. Arbeiten verdanken wir „Die Technik des
Drama’3" (ebd. 1863; 2. Aufl. 1872). Mit größtem Erfolg betratF.
auch das Gebiet des ſozialen Romans mit „Soll u. Haben“ (3 Bde.,
ebd. 1855; 24. Aufl. 1879), bei dem freilich die Trefflichkeit der künſt-
leriſchen Mache entſchädigen muß für die unberechtigte Gloriſizirung
der handeltreibenden Bourgeoiſie auf Koſten aller übrigen Geſell-
\chaftskreiſe, u. mit „Die verlorene Handſchrift“ (ebd. 1864; 11. Aufl.
1880), einer Schilderung des Konflikts zwiſchen Gelehrtenthum u.
Hofleben, bei der beide Theile ſi nicht von der vortheilhaſteſten Seite
präſentiren. Nachdem dann F. ſeinem Freunde Mathy ein literar.
Denkmal geſeßt hatte mit dem polit. Lebensbilde „Karl Mathy“ (ebd.
1870, 2. Aufl. 1872), huf er neuerdings „Die Ahnen“, eine Folge
kulturhiſtor., unter ſich nux ſehr lo>erx verknüpfter Erzählungen (bis
jebt „Ingo u. Sngraban“, 1872, 10. Aufl. 1880; „Das Neſt der
BZaunfönige”, 1874, 7. Aufl. 1879; „Die Brüder vom Deutſchen
Haufe“ ,1875,6.Aufl.1880; „Markus König“,1876,3.Aufl.1879;
„Die Geſchwiſter“, 1.—4. Aufl. 1879), welche alle Vorzüge F.'s in
hohem Grade an ſich tragen, aber faſt ebenſo ſehr auh ſeineMängel, u.
welche die Grenzen ſeines Talents deutlich erkennen laſſen. — 1868
gehörte F. dem Reichstag des Nordd. Bundes als Abgeordneter an,
1870 verweilte ex bis nah der Schlacht bei Sedan im Hauptquartier
des Kronprinzen von Preußen. Seinen Wohnſiß verlegte er 1879
nach Wiesbaden, nachdem er bis dahin abwechſelnd in Leipzig u. auf
ſeiner BeſißunginSiebleben bei Gotha gelebt hatte. Vom Herzog von
Koburg erhielt er den Titel eines Geh. Hoſfraths.
Freytag, Karl, ein um die Erforſchung der Raſſen der Hausthiere -
verdienter Landwirth, geb. 26. Sept. 1831 zu Braunſchweig, beſuchte
dort das Realgymnaſium, abſolvirte die landwirthſchaſtl. Lehrzeit auf
einer hannöv. Domäne, ſeßte ſeine Studien auf der landwirthſchaftl.
Akademie in Poppelsdorf bei Bonn fort, ging dann nad) England, um
die dort. Hausthierraſſen kennen zu lernen, war 1859—64 Guts-
befißer in Holſtein, dann Lehrer der Landwirthſchaft in Poppelsdorf,
machte den deutjch-franz. Krieg als Führer eines Sanitätskorps mit u.
iſt ſeit 1871 außerord. Profeſſor der Landwirthſchaft (Zootechnik) an
der Univ. Halle. Seine faſt alljährl. zum Studium der Hausthiere
unternommenen Reiſen haben ihn durch faſt ganz Europa u. auh in
den Orient geführt. Von ſeinen Schriften ſind beſ. hervorzuheben:
„Die Pferde-Raſſen des Orients u. der ſüdeurop. Staaten“ (Halle
1876); „Rußlands Rindvieh- Raſſen“ (ebd. 1877); „Rußlands
Pferde-Raſſen“ (ebd. 1880).
Fricke, Auguſt Gottſried Ludwig, bedeutender Baſſiſt, geb.
24. März 1829, nahm 1848 als Freiwilliger am jchleswig-holitein.
Feldzuge Theil, machte dann in Braunſchweig Geſangſtudien u. wid-
mete ſich dann der Bühne, die ex 1851 zuerſt in Braunſchweig als Sa-
raſtro u. Marcel betrat, wurde dann in Bremen, 1858 in Königsberg,
1854 in Stettin engagirt u. gehört ſeit 1856 der Berliner Oper an.
1862—63 gaſtirte ex in London mit Erfolg. F. 8 Hauptgebiet ſind die
ſeriöſen Baßpartien,doch leiſtet erauch alsFalſtaff,Dsmin2c.Treſfliches.
Frieb-NKlumauer,Minona,vorzügl. Schauſpielerin, geb. 11.Mai
1816 zu Stuttgart, machte in Neuſtreliß, wo ihr Vater am Hoftheater
angeſtellt war, einen mißlungenen theatral. Verſuch, einen beſſer ge-
lungenen in Gotha als zweiter Knabe in der Zauberflöte, bildete ſich
dann unter Dionys Weber am Prager Konſervatorium u. debütirte
3 Jahre Später erfolgreich als Roſina in Darmſtadt. Von Darmſtadt
fam fie als Vertreterin des Soubrettenfachs nah Köln u. ging darauf
in Düſſeldorf unter Jmmermann's Leitung zum Schauſpiel über. Jn
Brünn als muntere Liebhaberin engagirt, vermählte ſie ſich daſ. 1839
mit dem JugenieurE. Frieb u. entſagte der Bühne, ließ ſich aber ſpäter
dur Saphir bewegen, wieder aufzutreten, nahm 1842 ein Engage-
ment an den verein. k. k. Theatern a. d. Wien u. der Leopoldſtadt in
Wien an u. wurde 1858 in Berlin am Schauſpielhaus engagirt, dem
ſie noch jeßt als das gefeiertfte Mitglied angehört. An zahlreichen an-
deren Bühnen hat die Künſtlerin gaſtirt, ohne zur ruhmſüchtigen Vir-
tuoſin ausgeartet zu ſein. Die vorzüglichſte Vertreterin ihres Rollen-
fachs im bürgerl. Drama, ſo eineunübertroff. Oberförſterin („Jäger“),
Seefeld („Störenfried“), Chriſtiane („Dienſtboten“), zähltſie auch die
Herzogin ( „Geh. Agent“), Amme(,„Romeou. Julia“), Königin (,Nar-
ciß“), Generalin Rieger („Karls\chüler“), Gräfin Helena („Käthchen
von Heilbronn“) 2c. zu ihren vorzüglichſten Leiſtungen. Realiſtin, aber
fünſtleriſh dur<bildend, ſcharfen Geiſtes, unverſieglihen Humors,
groß in der Kunſt vollendeter Kleinmalerei, verleiht ſie allen ihrenGe-
bilden die Weihe künſtleriſher Wahrheit. 1880 nahm ſie andenMün-
chener Gefammtgaftfpielen Theil, vielleicht die einzige künſtleriſche
Kraft, deren Bedeutung ausnahmslos anerkannt wurde.— Jhre Tochter
Lina F., geb. 26. Nov. 1845 in Wien, wurde zur Sängerin ausgebil-
det, betrat 1864 als „Benjamin“ in Hannover zuerſt die Bühne, wurde
1866 für die kgl. Oper in Berlin u. 1868 an das Leipziger Stadt-
theater engagirt, entſagte 1869 dem Theater, heirathete 1872 den
Kapellmeiſter W. Mühldorfer in Leipzig u. ſtarb daſ. 17. Aug. 1876.
Friedberg, Emil, Kirchenrechtslehrer, geb. zu Koniß (Weſt-
preußen) 22. Dez. 1837, ftudirte 1856— 59 in Berlin u. Heidelberg
die Rechte, arbeitete bis 1861 am Berliner Kreisgericht, habilitirte
ſich im Okt. 1862 als Privatdozent ſür Kirchenrecht u. Staatsrecht in
Berlin, folgte 1865 einem Rufe als außerord. Profeſſor nach Halle,
übernahm 1868 eine ord. Profeſſur in Freiburg i. Br. u. wirkt ſeit
1869 als Profeſſor des Kirchenrechts u. deutſhen Rechts in Leipzig.
Jn ſeinen Schriſten vertritt er den ſtaatl. Standpunkt gegenüber der
fathol. Kirche. Hervorzuheben ſind: „De finium inter ecelesiam et
civitatem regundorum judicio, quid mediiaevidoctoresetleges
statuerint“ (Lpz. 1861); „Ehe u. Eheſchließung im deutſchenMittel-
alter“ (Berl. 1864); „Das Recht der Eheſchließung in ſeiner geſchichtl.
Entwicklung“ (Lpz. 1865); „Die evangel. u. kathol. Kirche der neu
einverleibten Länder in ihren Beziehungen zur preuß. Landeskirche u.
zum Staate“ (Halle 1867); „Aus deutſchen Bußbüchern“ (ebd. 1868);
„Das Veto der Regierungen bei Biſchoſ8wahlen 2c.“ (ebd. 1869);
„Agenda, wie es in des Churfürſten zu Sachſen Lande in den Kirchen
gehalten wird“ (ein Beitrag zur Geſchichte des Juterim, ebd. 1869);
„Die Geſchichte der Civilehe“ (Berl. 1871); „Der Staat u. die Kirche
im Großherzogthum Baden ſeit 1860“ (Lpz. 1871; 2. Aufl. 1878);
„Die Grenzenzwiſchen Staat u. Kirche“ (Tüb. 1872); „DerStaat u.
die Biſchofswahlen in Deutſchland“ (Lpz. 1874); „Verlobung u.
Trauung, zugleich als KritikvonSohm: Das Recht der Eheſchließung“
(ebd. 1876); „Atktenſtücke, diealtkathol. Bewegung betr. “ (Tüb. 1877);
„Lehrbuch des kathol. u. evangel. Kirchenrechts“ (Lpz. 1879) 2c. Auch
gab er Keller's Pandekten (Lpz. 1861) heraus u. redigirte mit Dove
die Zeitſchrift für Kirchenrecht.
Friedberg, Heinrich, preuß. Juſtizminiſter, Verwandter des
Vor., geb. zu Märkiſch - Friedland (Weſtpreußen) 27. Jan. 18183,
ſtudirte 1833—86 inBerlin dieRechte, arbeitete beim Kammergericht
als Aſſeſſor, ward 1848 Staatsanwalt bei demſelben, bald darauf nah
Greifswald verſeßt, dort ſhon 1850 zum Oberſtaatsanwalt befördert
u. hielt gleichzeitig an der dort. Univerſität als Privatdozent Vor-
leſungen über Strafprozeß. Seit 1854 vortragender Rath im Juſtiz-
miniſterium, ward er 1870 Präſident der Juſtizprüfungskommiſſion,
durch kgl. Erlaß vom 30. Nov. 1872 Mitglied des Herrenhauſes auf
Lebenszeit, 1873 Unterſtaatsſekretär u. 30. Juni 1875 zugleihKron-
ſyndikus. Nach dem Zuſtandekommen der Reichsjuſtizgeſeße, an dem
F. einen hervorragenden Antheil hatte (ev war als preuß. Bevollmäch-
tigtexr im Bundesrath ſtellvertretendes Mitglied der Juſtizkommiſſion
deſſelben), erfolgte Ende Dez. 1876 ſeine Ernennung zum Staats-
ſekretär in dem neugeſchaffenen Reichsjuſtizamte u. 29. DH. 1879
ward ex als Nachfolger Leonhardt's preuß. Staats- u. Juſtizminiſter.
3.3 Thätigfeit auf gefeßgeberifchem Gebiete datirt jeit 1846, wo für
Preußen das mündl. u. öffentl. Verfahren in Unterſuchungsſachen ge-
ſchaffen wurde. Für das Strafgeſeßbuch des Nordd. Bundes hatte erden
erſten Entwurf aufzuſtellen. Auch nahm erals Mitglied der Fmmediat-
fommiffton u. al3 Bundesfommiffar an den Berathungen über das
Militär-Strafgefebbuc für das Deutſche Neich Theil u. verfaßte den
„Entwurf einer deutſchen Strafprozeßordnung“ (Berl. 1873).
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