Full text: Des Ergänzungswerkes erster Band (9. Band)

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in Berlin (16. Juni) u. München (16. Juli), wie in den folgenden 
Jahren auf den von ihm als Generalinſpekteur der 4. Armeeinſpektion 
des deutſchen Reichsheeres in Süddeutſchland kund. Jn ſeinen Geiſtes- 
u. Charaktereigenſchaften, wie in ſeinem Aeußern erſcheint überhaupt 
der ſchon in der erſten Hälſte ſeines Mannesalters mit hohem Kriegs- 
ruhm geſhmü>te Sohn des Kaiſers Wilhelm nächſt dieſem als der be- 
rufenſte Vertreter gut altpreußiſcher u. hohenzollernſcher Traditionen. 
Am 1. Mai 1873 wohnte er dex Eröffnung der Wiener Weltausſtellung 
bei, u. im Aug. deſſ. J. folgte er einer Einladung des Königs Oskfar II. 
nah Schweden u. Norwegen, worauf ex auch die dän. Königsfamilie 
in Fredensborg beſuchte. Jnfolge der Verwundung durch das Nobi- 
ling’\he Attentat ließ ſich der Kaiſer 4. Juni bis 5. Dez. 1878 in der 
Führung der Regierungsgeſchäſte dur F. W. vertreten. Vermählt iſt 
der Kronprinz ſeit 25. Jan. 1858 mit der Prinzeſſin Victoria, der 
am 21. Nov. 1840 geb. älteſten Tochter der Königin Victoria von 
Großbritannien, einer hochgebildeten u. nam. in künſtleriſcher Be- 
ziehung begabten Frau, welche im Verein mit ihrem Gemahl ſtets ein 
reges Intereſſe für die wiſſenſchaftl. u. künſtler. Beſtrebungen der Ge- 
genwart bethätigt u. insbeſ. den Aufſchwung des Kunſtgewerbes in 
  
Nr. 696. Friedrih Wilhelm, Krouprinz des Deutſchen Reihs u. von Preußen (geb. 18. Dkt. 1831). 
Deutſchland zu fördern ſucht. Das glückliche Familienleben des fkron- 
prinzl. Paares wurde getrübt durch den Tod zweier Söhne: Prinz 
Sigismund, geb. zu Potsdam 15. Sept. 1864, ſtarb zu Berlin 
18. Juni 1866, u. Prinz Waldemar, geb.zuBerlin 10. Febr.1868, 
ſtarb daſ. 27. März 1879 an der Diphteritis. Die beiden älteſten 
Söhne, Prinz Wilhelm (geb. zu Berlin 27. Jan. 1859) u. Prinz 
Heinrich (geb. zu Potsdam 14. Aug. 1862), beſuchten zuſammen das 
Gymnaſium in Kaſſel. Dann ſtudirte der Erſtgenannte auf der Univ. 
Bonn, u. ſeit dem Sommer 1879 dient er als Premier-Leutnant im 
1. Garde-Regiment zu Fuß. Prinz Heinrich trat in die Marine u. 
machte 1878—80 auf der Panzerkorvette Adalbert eine Reiſe um die 
Erde. Von den 4 Töchtern des kronprinzl. Paares iſt die Prinzeſſin 
Charlotte (geb. zu Potsdam 24. Juli 1860) ſeit 18. Febr. 1878 
mit dem Erbprinzen Bernhard vonSachſen-Meiningen vermählt, aus 
welcher Ehe bis jeßt eine Tochter (Feodora, geb. 12. Mai 1879) ent- 
iproffen ift. Die drei anderen Prinzeſſinnen führen die Namen Bic- 
toria (geb. zu Potsdam 12. April 1866), Sophie (geb. daſ. 14. Juni 
1870) u. Margaretha (geb. daſ. 22. April 1872). 
Friedrich Wilhelm Karl Georg Ernſt Adolf Guſtav, Groß- 
herzog von Meklenburg-Streliß, Sohn des Großherzogs Georg, geb. 
17. Oft. 1819, folgte 6. Sept. 1860 ſeinem Vater in der Regierung, 
die ex vorzug8weiſe im Sinne der Ritterſchaft, übrigens mit möglichſter 
Rückſicht auf Sparſamkeit, fortführte. Jm J. 1866 trat er erſt nach 
  
langem Zaudern u. unter der Einwirkung eines von Schwerin aus 
geübten ſtarken Druckes auf Preußens Seite; die verzögerte Marſch- 
bereitſchaft ſeines Kontingents nahm demſelben die Möglichkeit, noch 
irgendwie in die Aktion einzugreifen. Auch der nationalen Einigung 
u. der Begründung des Deutſchen Reichs Schloß fi F. W. wol nur 
nothgedrungen an. Er iſt übrigens preuß. Gen@æ-al der Kavallerie. 
Die Univ. Oxford verlieh ihm den Titel eines Dr. of civil law. Ver- 
mählt ift F. W. ſeit 1843 mitderGroßherzogin Auguſte (geb. 1822), 
einer Tochter des 1850 verſtorb. Herzogs Adolf von Cambridge. Ein- 
ziges Kind dieſer Ehe iſt der Erbgroßherzog Adolf Friedrich (geb. 
22. Juli 1848), vermählt 17. April 1877 mit der Erbgroßherzogin 
Eliſabeth (geb. 7. Sept. 1857), einer Tochter des regier. Herzogs 
Friedrich von Anhalt; aus dieſer Ehe ging eine Tochter, die Herzogin 
Marie (geb. 1878) hervor. 
Friedrihroda, Stadtmit2822E.(1875)imHerzogthum Koburg- 
Gotha, liegt ringsum von dicht bewaldeten, anmuthigen Bergen ein- 
geſchloſſen am nördl. Abhange des Thüringer Waldes, als Endpunkt 
der Eiſenbahn Fröttſtedt-F. Wegen ſeiner reinen Bergluft u. derNähe 
bei. Schöner Partien des Thüringer Waldes iſt F. beliebter Sommer- 
aufenthalt; auch iſt Gelegenheit geboten, Mineralwäſſer u. Molken 
furgemäß zu gebrauchen u. Kiefernadel-, Sool-, Stahl-, Schwefel- 
bäder 2c. zu nehmen. — Die jährl. Frequenz beträgt gegen 4000. 
Frieſen, Hermann, Frhr. v., Shakeſpeareforſcher, geb. 27. Febr. 
1802, ſtudirte 1821—25 in Leipzig u. Göttingen, bekleidete in der 
Folgezeit verſchiedene Hoſämter in Dresden, zog ſich 1843 nah Berg- 
gießhübel zurü, um ſeinen Lieblingsſ\tudien zu leben, ging 1859 wie- 
der nach Dresden, wurde 1860 kgl. Hoſmarſchall u. war 1866 —73 
Oberhofmarſchall. F., der früher auch auf dem Gebiete der Novelliſtik 
u. Kunſtkritik thätig war, gehört zu den bekannteren Shakeſpeare- 
Auzslegern in Deutſchland u. ſpeziell zu jenem Kreiſe, welcher jich f. Z-, 
den großen Britten bewundernd, um Ludw. Tie ſhaarte. Aus der 
intimen Berührung mit dieſem Kreiſegingen auch ſeine „Erinnerungen 
an Ludw. Tie>“ (Wien 1871) hervor. Jn ſeinen „Shakeſpeare- 
Studien“ (ebd. 1874—76, 3 Bde.) hat F. den Lebens- u. Schaſſens- 
gang des Dichters nach allen Richtungen verfolgt. Außerdem ſchrieb er 
„Briefeüber Shakeſpeare's Hamlet“ (Lpz. 1864) 2x. 
Frieſen, Richard, Frhr. v., ehemal. kgl. ſächſ. Staatsminiſter, ein 
Vetter des Vor., geb. zu Thurmsdorf am Fuße des Königſteins 9. Aug, 
1808, beſuchte die Bergakademie in Freiberg, ſtudirte dann in Göttin- 
gen u. Leipzig die Rechte, trat 1834 als Akzeſſiſt bei der damal. Lan- 
desregierung zu Dresden in den Staatsdienſt, wurde nach deren Auf- 
löſung ſeit 1835 bei der Kreisdireftion in Leipzig beſchäftigt u. 1841 
als vortragender Rath ins Miniſterium des Innern berufen. „Beim 
Ausbruch des Dresdener Maiaufſtandes proviſor. mit der Leitung 
dieſes Miniſteriums betraut, ward er bereits 6. Mai 1849 definitiv 
zum Miniſter ernannt. Jn den Verfaſſungs8wirrenderfolgenden Fahre 
ſtand er feſt zu den Miniſtern Beuſt u. Zſchinsky. Als aber Erſterer 
auf eine Sprengung des Zollvereins hinarbeitete u. eine Zolleinigung 
mit Oeſterreich eingehen wollte, nahm F. im Oft. 1852 ſeine Entlaſſung. 
Vom Juni 18583 bis Ende 1858 fungirte er als Kreisdirektor in 
Zwickau, trat aber 1. Jan. 1859 wieder ins Kabinet ein, diesmal als 
Finanzminiſter. 1866 führte er während des Krieges als erſtes Mit- 
glied der in Dresden zurückgelaſſenen Landeskommiſſiondie Regierung 
Sachſens u. {loß dann gemeinſchaftl. mit dem Grafen Hohenthal, dem 
fäch]. Geſandten in Berlin, den Frieden mit Preußen ab. Nach der 
Rückkehr des Königs übernahm F. neben ſeiner Stellung als Finanz- 
miniſter auch die Leitung der auswärt. Angelegenheiten. Er nahm da- 
her Theil an den Verhandlungen über die Gründung u. Verfaſſung des 
Nordd. Bundes, wie auh nachher als ſtimmführender Bundeskom- 
miſſär für Sachſen an den Berathungen des Bundesrathes u. des 
Reichstages. 1870 übertrug ihm das Bundespräſidium das Kommiſ- 
ſariat für die Verhandlungen mit den ſüddeutſhen Staaten behufs 
ihres Beitritts zum Bunde u. der Gründung des Deutſchen Reichs, 
weshalb F. im Oft. nah Verſailles ging. Ju Sachſen erhielt er 1871 
noch den Vorſitz im Öefammtminifterium. Nachdem er hier zulet die 
Einkommenſteuer u. die Rentenform für die Staatsſchulden eingeführt 
u. das Staatsbahnneß dur<h Erwerb der Privatbahnen abgerundet 
hatte, trat er 18. Oft. 1876 in denNuheſtandu. legte auch die jeit 1869 
 
	        
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