Full text: Das bürgerliche Wohnhaus (Heft 73)

   
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Das bürgerliche Wohnhaus. 1. 
hängt auch hier in diefer Nothwendigkeit mit der ganzen bäuerlichen Wirth- 
fchaft zufammen. 
Allmälig drängt das gewerbliche Leben in die Städte eine ungeheuere 
Bevölkerung, es fteigern fich die Grund- und Bodenpreife, und wie mit diefer 
Bewegung, Zeichen der allgemeinen Entwicklung, auch die Staatsausgaben 
fich fteigern, erhöhen fich natürlich auch die Bedürfniffe dafür, die Steuern. 
Und Grundwerth und Steuern wirken neben den fonftigen wirthfchaftlichen 
Veränderungen des Lebens auf die Veränderung des Wohnhaufes und die 
Geftaltung der bürgerlichen Haushaltung. Grofse Vorrathsräume find über- 
Nüffig geworden; die Keller und Bodenräume fchrumpfen ein und werden zu 
einfachen Bewahrungsräumen für die Gegenftände des täglichen Bedarfs. Es 
gibt keinen gewerblichen Betrieb mehr in der einzelnen Haushaltung, denn 
die Organifation der Induftrie erfetzt Alles, was fie einft felbft zu erzeugen 
nöthig hatte; Märkte und Verkaufsplätze find jeden Augenblick bereit, aller 
Nachfrage zu genügen. 
Unwirthfchaftlichkeit wäre heute, was unferen Grofseltern noch höchfte 
Tugend und Sorge war. Nicht das Haus, die Wohnung allein wird jetzt die 
überaus befchränkte Sorge der Haushaltung und an die Stelle der Häuslichkeit 
tritt die Sorge der Wohnlichkeit. 
Die Räume, die wir dafür benützen, werden immer geringer, weil eine 
grofse Wohnung nur mehr der grofsen Wohlhabenheit zugänglich oder als ein 
Zeichen desLuxus und der Verfchwendung zum Ausdrucke kommt. Und je grölser 
die Beweglichkeit des jetzigen bürgerlichen Lebens wird und gewiffe Stände, wie 
die Summe des Beamtenftandes, des Militärs und felbft zahlreiche bürgerliche 
Wirthfchaften beherrfcht, defto mehr wird der Bedarf, den die Wohnung repräfentirt 
zur Verfchwendung und zum Luxus hingedrängt, wenn fie dasNothwendige über- 
fchreitet. Die Wohnung wird aber erft ein fertiger Begriff mit der Summe der Einrich- 
tungsgegenftände und diefe erft wird zum Ausdrucke der Unwirthfchaftlichkeitin den 
modernen Wohnungsverhältniffen. Wo an Stelle des Haufes die blos gemiethete 
Wohnung tritt, da ift die Unficherheit der Erhaltung derfelben der ftets gefürchtete 
Gaft. Erhöhung der Miethpreife und einfache Kündigung verfchieben, wie uns die 
Statiftik der gröfseren und zahlreichen kleineren Städte von faft ganz Europa zeigt, 
in einem einzigen Jahre bei Taufenden von Familien vielfach oft die Verhältniffe. 
Ueberfiedlung und Delogirung aber find durch fich felbft wie durch Befchädigungen 
und Verlufte anfehnliche Capitalsvergeudungen. Aber auch dagegen kämpft der 
praktifche Geift unferer Zeit rüftig an. Man baut in Paris und anderen Städten, foweit 
es die Sicherheit des Baues geftattet, mit hohlen Wänden und erfpart Kiften und 
Kaften, das koftbarfte und für den Transport unbequemfte Einrichtungsftück. In 
Frankreich wie in Deutfchland ift die Möbelvermiethung für ganze Wohnungen zu 
einem Gefchäfte geworden und befreit die Haushaltung, die nicht im eigenen 
Haufe gefichert ift, von unendlicher Sorge und grofsen Koften. Es ift ganz wider- 
fpruchsvoll, dafs wir bei der fonftigen Beweglichkeit, Schnelligkeit und Rafchheit 
unferes Lebens in den einzelnen Punkten unferer fogenannten Häuslichkeit die 
koftfpieligften Schwerfälligkeiten noch behaupten. Die Aefthetik unferer Tage 
mit ihrer glücklichen, aber oft träumerifchen Kunftforderung, die fie fo allgemein 
an dasLeben ttellt, hat einen fehr befchränkten wirklichen Werth, das heifst einen 
Werth eben für die „oberen Zehntaufend“, denen für das Leben überhaupt glück- 
licher gebettet ift als der grofsen Menge. Hier mag das Wort „Kunft“* im vollften 
Mafse zur Geltung kommen und was der Patricier Italiens und Deutfchlands im 
Mittelalter im eigenen Wohnhaufe gefchaffen, das mag der glückliche Renten. 
befitzer von Hunderttaufenden unferer Tage leiften in feinem Wohnhaufe, in und 
an feinem Zinshaufe,, ja felbft blos an feiner Wohnung. Für die übrige grofse 
Menge des Bürgerthums entfcheidet Einfachheit und Zweckmäfsigkeit und die 
unferem Sinne entfprechende Billigkeit und Nützlichkeit der Wohnung und ihrer 
Einrichtung. 
   
   
   
   
   
   
   
  
    
    
   
   
    
   
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
    
   
  
  
  
   
   
   
  
  
   
   
   
  
  
   
  
    
  
   
    
   
  
  
   
   
  
   
   
	        
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