Full text: Objecte der Kunst und Gewerbe früherer Zeiten (Heft 50)

   
    
   
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
   
  
  
  
   
    
   
  
    
  
    
   
  
    
    
   
     
  
  
10 Dr. Carl Lind. 
ftifte St. Peter zu Salzburg aufbewahrte. Diefes Paftorale, welches der Tradition 
nach vom heiligen Rupert herrühren foll, hat im Ganzen eine Höhe von circa vier 
Schuh ; der Schaft ift von Holz, deffen oberes Ende ift mit einem kupfernen, mit 
Silber überzogenen Reife verziert, darauf cifelirte Arabesken und eine Infchrift. 
Den Abfchlufs des Stabes bildet eine Kriücke von Elfenbein, an beiden Enden 
eingerollt, wofelbft je ein Thierkopf angebracht ift. 
Der Krummftab des Stiftes Göttweig ftammt aus dem Ende des XI. Jahr- 
hundertes. Von demfelben ift nur mehr die elfenbeinerne Krümmung vorhanden, 
der Schaft ift verloren gegangen. Die Krümmung ift faft kreisrund und wird durch 
Obwohl diefes Fragment in künftierifcher Bezie- 
hung von fehr geringer Bedeutung ift, fo hat es eine um fo gröfsere Wichtigkeit 
rückfichtlich der daran befindlichen Darftellung inner der Krümmung. Es find 
diefs zwei Vögel, vielleicht Tauben oder Pfauen, fie ftehen gegen einander gewendet 
auf dem Schlangenleibe und haben ihre langen Hälfe in einander verfchlungen. 
Mit ihren Schnäbeln halten fie gemeinfchaftlich den Stiel einer in dieHöhe gerich- 
teten, kreuzförmig gebildeten Pflanze, gegen welche der Rachen der Schlange 
gerichtet ift. Die Auslegung diefer Darftellung ift eine verfchiedene, je nach der 
Art der beiden Vögel. Sind es Tauben, fo ift es die Vorftellung des Schutzes des 
Glaubens durch den heiligen Geift gegen die Macht des Böfen ; find es Pfauen, die 
Symbole der Hoffart, fo ift es die Vorftellung des Anftürmens des Böfen gegen das 
Chriftenthum, was wahrfcheinlicher ift. 
Aus demfelben Jahrhunderte ftammt auch der vom Stifte Altenburg aus- 
geftellte Stab, ebenfalls nur mehr aus dem kryftallenen Nodus und der Krümmung 
beftehend. Auch hier findet fich eine der früheren ähnliche Darftellung innerhalb 
der Krümmung. Es find zwei Vögel, der untere ein Pfau , der obere eine Taube, 
fie breitet die Flügel aus und trägt im Schnabel ein Kreuz, gleichfam als wolle fie 
es in die Höhe tragen und gegen jeden Angriff, insbefondere gegen den der 
Schlange, die bereits ihren geöffneten Rachen dahin wendet, fchützen. 
Ein dritter, nahezu gleich alter Stab gehört dem Stifte A dmont. Dieganze 
ndvonElfenbein, dermit dem Obertheile nicht 
gleichzeitige Schaft und das Vermittlungsglied der Noden von Holz. Die Krüm- 
mung bildet einen Schlangenleib, der mit einem abwärts gewendeten Knopfe 
endigt. Intereffant ift die Gruppe inner der Krümmung: ein geflügeltes, ganz 
ruhig ftehendes Pferd, deffen Maul ein ornamental gehaltenes Kreuz berührt, — 
eine fehr feltene Darftellung. 
Der Krummftab aus dem Nonnenftifte zu Salzburg entftammt der erften 
Hälfte des XIII. Jahrhundertes, als der Zeit, in welcher die Abtei mit dem Rechte 
des Stabes ausgezeichnet wurde. Der ganze Stab befteht aus Elfenbein und ift 
gegenwärtig noch vollftändig erhalten. Der Schaft ift mit Blattornamenten, die 
Krümmung mit einer Infchrift in Roth, Schwarz und Gold bemalt. Die Krümmung 
wird wieder von einem Schlangenleibe gebildet, der mit einem Ungethümkopfe 
aus deffen mit ftarken Zähnen bewaffnetem Rachen die Zunge heraus- 
blickt man das nimbirte Ofterlamm mit dem 
dahin auch 
einen Schlangenleib gebildet. 
Krümmung und die beiden Noden fi 
endigt, 
geftreckt ift. Inner der Rundung er 
Kreuze; der Kopf des Lammes ift gegen das Kreuz zurückgewendet, 
der offene Schlangenrachen gerichtet. Der Aufsenrand der Krümmung ift mit 
flachen Blättern ftrahlenförmig befetzt. Die Radialverzierung und die Gruppe find 
mit goldfarbigen, grün eingefafsten Ornamenten bemalt. 
Von ganz eigenthümlicher Form in feinem oberen Abfchluffe ift das Paftorale 
aus dem Stifte Klofterneuburg (Ende des XII. Jahrhundertes). Dasfelbe ift 
vollftändig erhalten und ganz aus Elfenbein angefertigt. Der runde Schaft befteht 
aus vierzehn gleich grofsen Theilen, die durch Schrauben und Stifte miteinander 
verbunden und mit roth-fchwarz-gelben zweigartigen Ornamenten bemalt find. 
Ebenfo bemalt ift der kugelförmige Knauf, aus dem ein Schlangenkopf fich ent- 
wickelt, dem zunächft nach zweiSeiten gerichtet je eine in einem mufchelförmigen 
Ornamente fitzende, ungewöhnlich bekleidete Figur mit jüdifchem Typus ange- 
  
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