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den Schale oder Schüffel, die dann heraufgezogen oder niedergelaffen werden
konnte. Oefters hing diefes Gefäfs auch über dem Taufbecken und dürfte diefs
mit der Uebung im Zufammenhange geftanden fein, dafs Täuflinge nach dem Tauf-
adte das heilige Abendmahl empfingen. Da aber feit dem fpäteren Mittelalter
eine andere Behältnifsform für die Aufbewahrung der Euchariftie gewählt wurde,
fo verfchwand die Columba aus dem kirchlichen Gebrauche. Die zweite, aber fel-
tener vorkommende Beftimmung der Columba ift die des Chrismariums, zur Auf-
bewahrung des Chrifams, eine Beftimmung, welche die beiden in Rede ftehenden
Gefäfse mit Rückficht auf ihre ganz kleine, büchfenartige Höhlung gehabt
haben dürften.
Von eigenthümlicher Form ift das vom Stifte Melk ausgeftellte und aus
dem XI. Jahrhunderte ftammende Reliquiar. Es ift aus Kupfer angefertigt und ver
goldet, ı Fufs hoch, mifst 6 Zoll im Durchmeffer und ftellt in ziemlich plumper
Arbeit einen weiblichen, mit einer Krone bedeckten Kopf vor, deffen Haare in
zwei nach rückwärts hängenden Zöpfen geflochten find. Den Kronreif zieren ein-
gravirte Ornamente und ein abwechfelnd aus Kleeblättern und vier einfachen
Rundblättern gebildeter Diadembefatz. Augen und Mund fcheinen bemalt gewefen
zu fein. Am Scheitel des Kopfes ift ein grofser Deckel zum Oeffnen des Gefäfses;
derfelbe ift auf der Aufsenfeite mit fchwungvollen, romanifchen Laubornamenten
und Thiergeftalten reich gefchmückt. Der ungarifche Archäolog Arnold Ipoly-
Stummer, Bifchof von Neufohl, will in diefem Gefäfse das Behältnifs für die aus
dem Kopfe beftehende Reliquie des heiligen Koloman erkennen.
Grofse Bewunderung fand in archäologifchen Kreifen das bisher unbekannte
Reliquienkreuz aus dem Stifte St. Paul, auf deffen Exiftenz Prälat Sebaftian
Brunner zuerft aufmerkfam gemacht hat. Die Kreuze, deren Gebrauch fich in
der chriftlichen Kirche fchon bis in die Zeit der diocletianifchen Verfolgung
erweifen läfst, wurden in der romanifchen Periode je nach ihrer Beftimmung
als Vortrage- oder Standkreuz, oder als Bruftkreuz mit grofsem Luxus
ausgeftattet.
Das erwähnte Relıquienkreuz, im Innern aus hartem Holze gebaut, zeigt
nach Aufsen auf der Vorderfeite eine aus dünnen Goldplatten gebildete Verklei-
dung, befetzt mit Edelfteinen und Gemmen, auf der Kehrfeite Metallplatten und
darein gravirte Infchriften und Vorftellungen. Das Kreuz ift 83 Centimeter hoch,
der Querbalken hat 66 Centimeter und ift an feinen Enden, wie auch das Kopf-
ende, mit je einem Qn 'drate abgefchloffen, welches um einen Centimeter über
das Kreuz herausragt. In der Mitte des Kreuzes wird unter einer Kryfttall-Glas
fcheibe der eigentliche Kreuzpartikel aufbewahrt. Im Ganzen ift die vordere
Kreuzfläche mit 170 Steinen gefchmückt, die den dünnen Goldblechen angefügt
find, darunter Saphire und andere werthvolle ungefchliffene Edelfteine, auch
finden fich werthvolle Onyxe und Carneole; mitunter wurde auch an Stellen, wo
Edelfteine abhanden gekommen, gefchliffenes, färbiges Glas eingefügt. Unter
diefen Steinen befinden fich 3 egyptifche Skarabäen, ı gefchnittener Amethyft,
2 Carneole, dann 24 verfchiedene alte Gemmen in Carneol, Amethyft, Lapis
lazuli, Achat und Onyx gefchnitten. Die Zwifchenräume der gefafsten Steine
find mit feinem, doppeldrähtigem Filigran decorirt. Die Rückfeite des Kreuzes
ift durchwegs mit vergoldetem Silber überzogen. In fünf Oeffnungen, die mit
feiner, durchbrochener Arbeit gefchloffen find, waren früher an hundert Heiligen-
reliquien aufbewahrt. Selbe find nicht mehr darinnen, die Verkleidung ift gegen-
wärtig zum Theil weggeriffen, die Namen der Heiligen aber befinden fich auf der
Metallfläche eingravirt. Um diefe fünf Oeffnungen zeigen fich gravirte Heiligen-
geftalten. An den vier Enden des Balkens find die Symbole der vier Evangeliften
angebracht. Die Gefchichte diefes Kreuzes läfst fich inFolgendem zufammenfaffen :
Die Kreuzpartikel wurde vor dem Jahre 1077 durch die Königin Adelheid dem
Stifte Sd. Blafien übergeben. Selbe bekam von dem Abte Uto (IIoo bis 1108)
eine Faffung von Bronce. Abt Guntherus (1I4ı bis 1170) entkleidete fie diefer und
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