Full text: Objecte der Kunst und Gewerbe früherer Zeiten (Heft 50)

14 Dr. Carl-Eind. 
den Schale oder Schüffel, die dann heraufgezogen oder niedergelaffen werden 
konnte. Oefters hing diefes Gefäfs auch über dem Taufbecken und dürfte diefs 
mit der Uebung im Zufammenhange geftanden fein, dafs Täuflinge nach dem Tauf- 
adte das heilige Abendmahl empfingen. Da aber feit dem fpäteren Mittelalter 
eine andere Behältnifsform für die Aufbewahrung der Euchariftie gewählt wurde, 
fo verfchwand die Columba aus dem kirchlichen Gebrauche. Die zweite, aber fel- 
tener vorkommende Beftimmung der Columba ift die des Chrismariums, zur Auf- 
bewahrung des Chrifams, eine Beftimmung, welche die beiden in Rede ftehenden 
Gefäfse mit Rückficht auf ihre ganz kleine, büchfenartige Höhlung gehabt 
haben dürften. 
Von eigenthümlicher Form ift das vom Stifte Melk ausgeftellte und aus 
dem XI. Jahrhunderte ftammende Reliquiar. Es ift aus Kupfer angefertigt und ver 
goldet, ı Fufs hoch, mifst 6 Zoll im Durchmeffer und ftellt in ziemlich plumper 
Arbeit einen weiblichen, mit einer Krone bedeckten Kopf vor, deffen Haare in 
zwei nach rückwärts hängenden Zöpfen geflochten find. Den Kronreif zieren ein- 
gravirte Ornamente und ein abwechfelnd aus Kleeblättern und vier einfachen 
Rundblättern gebildeter Diadembefatz. Augen und Mund fcheinen bemalt gewefen 
zu fein. Am Scheitel des Kopfes ift ein grofser Deckel zum Oeffnen des Gefäfses; 
derfelbe ift auf der Aufsenfeite mit fchwungvollen, romanifchen Laubornamenten 
und Thiergeftalten reich gefchmückt. Der ungarifche Archäolog Arnold Ipoly- 
Stummer, Bifchof von Neufohl, will in diefem Gefäfse das Behältnifs für die aus 
dem Kopfe beftehende Reliquie des heiligen Koloman erkennen. 
Grofse Bewunderung fand in archäologifchen Kreifen das bisher unbekannte 
Reliquienkreuz aus dem Stifte St. Paul, auf deffen Exiftenz Prälat Sebaftian 
Brunner zuerft aufmerkfam gemacht hat. Die Kreuze, deren Gebrauch fich in 
der chriftlichen Kirche fchon bis in die Zeit der diocletianifchen Verfolgung 
erweifen läfst, wurden in der romanifchen Periode je nach ihrer Beftimmung 
als Vortrage- oder Standkreuz, oder als Bruftkreuz mit grofsem Luxus 
ausgeftattet. 
Das erwähnte Relıquienkreuz, im Innern aus hartem Holze gebaut, zeigt 
nach Aufsen auf der Vorderfeite eine aus dünnen Goldplatten gebildete Verklei- 
dung, befetzt mit Edelfteinen und Gemmen, auf der Kehrfeite Metallplatten und 
darein gravirte Infchriften und Vorftellungen. Das Kreuz ift 83 Centimeter hoch, 
der Querbalken hat 66 Centimeter und ift an feinen Enden, wie auch das Kopf- 
ende, mit je einem Qn 'drate abgefchloffen, welches um einen Centimeter über 
das Kreuz herausragt. In der Mitte des Kreuzes wird unter einer Kryfttall-Glas 
fcheibe der eigentliche Kreuzpartikel aufbewahrt. Im Ganzen ift die vordere 
Kreuzfläche mit 170 Steinen gefchmückt, die den dünnen Goldblechen angefügt 
find, darunter Saphire und andere werthvolle ungefchliffene Edelfteine, auch 
finden fich werthvolle Onyxe und Carneole; mitunter wurde auch an Stellen, wo 
Edelfteine abhanden gekommen, gefchliffenes, färbiges Glas eingefügt. Unter 
diefen Steinen befinden fich 3 egyptifche Skarabäen, ı gefchnittener Amethyft, 
2 Carneole, dann 24 verfchiedene alte Gemmen in Carneol, Amethyft, Lapis 
lazuli, Achat und Onyx gefchnitten. Die Zwifchenräume der gefafsten Steine 
find mit feinem, doppeldrähtigem Filigran decorirt. Die Rückfeite des Kreuzes 
ift durchwegs mit vergoldetem Silber überzogen. In fünf Oeffnungen, die mit 
feiner, durchbrochener Arbeit gefchloffen find, waren früher an hundert Heiligen- 
reliquien aufbewahrt. Selbe find nicht mehr darinnen, die Verkleidung ift gegen- 
wärtig zum Theil weggeriffen, die Namen der Heiligen aber befinden fich auf der 
Metallfläche eingravirt. Um diefe fünf Oeffnungen zeigen fich gravirte Heiligen- 
geftalten. An den vier Enden des Balkens find die Symbole der vier Evangeliften 
angebracht. Die Gefchichte diefes Kreuzes läfst fich inFolgendem zufammenfaffen : 
Die Kreuzpartikel wurde vor dem Jahre 1077 durch die Königin Adelheid dem 
Stifte Sd. Blafien übergeben. Selbe bekam von dem Abte Uto (IIoo bis 1108) 
eine Faffung von Bronce. Abt Guntherus (1I4ı bis 1170) entkleidete fie diefer und 
    
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
    
    
   
    
  
  
    
    
  
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
   
    
  
  
   
   
Kupf 
Blum 
SR] 
verzi 
; 
l 
verfc] 
las e 
Dasfe 
Silbeı 
[örmi 
Kreu; 
Stein 
mit d 
wende 
burg 
das a 
bereii 
[pang 
Silbe 
darin 
des B 
dreith 
körpe 
ornan 
bilder 
nach 
die F: 
ähnlic 
Sd.P 
aufser 
Email: 
mit we 
Völke 
traut v 
und eı 
reich 2 
gibt un 
Grubeı 
erftere 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.