Full text: Objecte der Kunst und Gewerbe früherer Zeiten (Heft 50)

50 Dr. Carl Lind. 
ditionen der Antike noch nährte, doch dabei die einzelnen Völker auch eine gewiffe 
Charakteriftik mit ihren unter diefem Einfluffe entftandenen Kunftwerken ver- 
banden. 
Als bedeutendfte Vertreter der byzantinifchen Kunft erfcheinen uns jene 
fieben vom Pe fter Mufeum zur Ausftellung gefandten Rundbogen-Schildchen fammt 
zwei kleinen Medaillons aus Goldblech, die in den Jahren ı860 und 1801 im 
Neutraer Comitate beim Pflügen eines Feldes gefunden wurden. Diefelben find 
mit farbenprächtigem Zellenfchmelz ftellenweife überzogen, und zeigen figurale 
Darftellungen, darunter fich die Figuren des oftrömifchen Kaifers Conftantin 
Monomachos und feiner beiden Frauen finden. Die Figuren find ähnlich jenen 
der Stefanskrone behandelt, und durch Infchriften erklärt. Die Wiffenfchaft 
bezeichnet diefe Bruchftücke als Beftandtheile jener Krone, die diefer Kaifer 
zwifchen 1042 und 1050 dem ungarifchen Könige Andreas zum Gefchenke machte. 
Mit diefen Kronfragmenten wurde auch ein Ring mit der in Zellenfchmelz aus- 
geführten Darftellung eines Gekrönten gefunden. Fernerein etwa zur Aufbewahrung 
von Reliquien beftimmtes Goldfchächtelchen, das mit einem Kryftallverfchlufse 
verfehen if. Die von uns in dem Früheren gezogenen Zeitgrenze über- 
fchreitend, wollen wir gleich hier eines anderen byzantinifchen Kunftwerkes 
Erwähnung thun. Es ift diefs jene koftbare Tafel aus dem Graner Domfchatze, 
die zur Aufbewahrung einer Kreuzpartikel beftimmt, in der zweiten Hälfte 
des XII. Jahrhundertes angefertigt worden fein dürfte; die ein wenig tiefer 
liegende Mittelplatte diefes herrlichen Werkes enthält in einem doppelkreuzför- 
migen Ausfchnitte einen Kreuzesfplitter; der übrige Theil der Goldblech-Tafel ift 
ftellenweife mit Zellenfchmelz überzogen, und zeigt mehrere Figurengruppen in der 
der griechifchen Kunft eigenen charakteriftifchen Zeichnung. Am Rahmen windet fich 
ein getriebenes Bandornament in den abfonderlichften Verfchlingungen, und ftellen- 
weife von filbernen Relieffiguren mit Zellenfchmelz unterbrochen. Auch die 
Rath’fche Sammlung führte einige kleine Stücke der byzantinifchen Kunft vor, 
auf denen fich das Kreuzzeichen, ja auch ein conftantinifches Monogramm als 
Verzierung findet. 
Aus der Zeit der Völkerwanderung ftammen die unzweifelhaft von den Gothen 
herrührenden Gegenftände der zu Sct. Andrae, Bakod und Ozora gemachten Funde, 
davonjedochnur Etliches ausgeftellt war. Wirfahen darunter Ohrgehänge, Gewand 
fchliefsen, Ringe, Armbänder, Knöpfe, Ketten, meiftens nur aus dünnen Blättchen 
beftehend und an antike Mufter erinnernd. Ferner kleine Goldfcheiben mit drei 
Buckeln in der Mitte, ein Armband mit Drachenköpfen, eine grofse armbruft 
förmigeFibel, einHalsband von gewundenem Golddraht, und goldene Ohrgehänge 
in Form von geftürzten Pyramiden. Manche diefer Gegenftände find mit rothem 
Glasflufs gefchmückt, der fehr häufig nach Art des byzantinifchen Zellerfchmelzes 
in Metall gefafst, den Edelfteinbefatz erfetzen foll. 
Die Zeit des romanifchen Stiles repräfentirten mehrere bedeutende Gegen- 
ftände, als: ein niederer broncener Standleuchter aus dem XII. Jahrhunderte, defien 
Fufs aus drei Drachen mit Reitern gebildet, und deffen Schaft mit einer grofsen 
Kryftallkugel als Nodus geziert ift. Diefer Leuchter mufs zu den fchönften feiner 
Art gezählt werden, die fich bis aufunfere Tage erhalten haben. (v. Kavafs). Aufser- 
dem erwähnen wir noch eine aus dem XIII. Jahrhundert ftammende Platte mit 
vorzüglichem Email champlev& überzogen, wahrfcheinlich ein Fragment eines 
Reliquienfchreines mit theilweife plaftifchen Figuren, vorftellend den triumphi- 
renden, Chriftus auf dem Regenbogen, um ihn herum die Evangeliftenzeichen, 
endlich zwei Elfenbein Täfelchen, das eine einen Löwen vorftellend, der einen 
Efel zerreifst, der Rath’fchen Sammlung angehörig, das andere, vorftellend 
Daniel in der Löwengrube, etwas jüngeren Alters, aber durch die Auffaffung des 
Bildes ikonographifch intereffant. 
Die meiften aus der Zeit der Gothik ftammenden Kunftwerke, welche diefe 
Ausftellung uns vorwies, haben kirchliche Beftimmung, dahin gehören drei 
    
    
    
   
    
   
  
    
  
    
   
   
  
  
  
   
   
   
  
    
    
  
   
      
   
   
  
   
   
   
   
  
    
   
  
   
    
  
  
   
   
  
  
   
    
  
   
   
    
  
   
  
   
  
   
   
   
  
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