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54 Dr. Carl Lind.
endlich ein Officcum mit zehn miniirten Pergamentblättern (Grau in Grau mit
Gold- und Silber), ein befonders fchönes Werk der italienifchen Renaiffance.
Für Sphragiftiker und Heraldiker ftellte Ungarn einen kleinen Schatz aus.
Da fanden fich Urkunden auf Pergamentblättern mit anhängenden Wachs-
fiegeln oft von koloffalen Dimenfionen, Typare, mitunter von Silber, auch eines
von Stein, auf zwei Seiten gravirt, von König Geifa ll. (1141 bis II6I) herftammend;
3elalll. führte das Kreuzwappen ohne Dreiberg und Krone, fein Sohn Andreas II.
nahm die acht Balken auf. Zuweilen kommen unter demfelben König auf den
Silberbalken einherfchreitende Löwen in unbeftimmter Anzahl vor; nachdem der
Löwe das urfprüngliche Wappen des Arpad’fchen Haufes ift, fcheinen die Balken
wahrfcheinlich durch Bela HI. Gemahlin aus Frankreich gebracht worden zu fein,
worauf die Löwen ganz und gar aus dem Wappen und aus den Münzen verfchwan-
den. Wir fahen ferner Goldbullen Bela IV. (1235 bis 1270) und Carl IV. des
deutfchen Kaifers und Königs von Böhmen aus dem Haufe Luxenburg, ein Silber-
tipar der philofophifchen Facultät in Wien aus dem XIV. Jahrhundert, ein Statut
des Georgs-Ritterordens mit anhängendem intereffantem Siegel von14306, Wappen-
briefe des Königs Sigismund aus den Jahren 1431 und 1437 mit in Farben aus-
geführten Wappen für Josza Farkafics und Michael Paroh.
Noch erübrigt über die Münz- und Medaillen Sammlungen zu berichten,
die theils complet, theils in Hauptrepräfentanten zur Ausftellung gebracht wurden.
Da war vor Allem die lehrreiche Sammlung von Denaren und Goldmünzen mit
den Arpaden beginnend und bis ins XVI. Jahrhundert reichend. Erft mit Bela II.
nimmt das Münzenftempel-Schneiden einen künftlerifchen Charakter an. Diefe
Sammlung follte auch eine Ueberficht geben über die Form, den Gehalt und die
fonftigen Eigenthümlichkeiten der ungarifchen Münzen während der verfchiedenen
Epochen. Beginnend mit Stephan den Heiligen um das Jahr IOooo zeigte fich
bereits hundert Jahre fpäter die erfte Wandlung des Münzwefens. Anfänglich
lagen die ungarifchen Münzen hinfichtlich ihres Aeufsern im Argen. Goldmünzen
erfchienen zuerft mit König Carl Robert (1308 bis 1342), der die florentinifche
Präge zum Mufter nahm, thalerartige Münzen erft mit Mathias Corvinus (1458 bis
1490), dem berühmten, fchlimmen Zeitgenoffen Kaifer Friedrich IV.
Diefer Sammlung und fie gewiffermafsen ergänzend fchlofs fich jene des
Klaufenburger Mufeums an. Sie enthielt hauptfächlich Münzen nationaler
Fürften vom XVI. Jahrhunderte an. Ungarifche Münzen und Medaillen in feltenen
Exemplaren und von hohem Werthe, darunter viele Stücke von zehn bis dreifsig
Ducaten im Werthe, enthielt die complet ausgeftellt gewefene Colledtion des
Fürften Montenuovo. Es fanden fich darunter grofse Raritäten, ftern- und
halbmondförmige Medaillen. Auch die Sammlung von Porträtsmünzen der Gebrüder
Egger enthielt manch’ Bedeutendes.
Obwohl wir im Verlaufe unferes Berichtes fchon fo manche Perlen und
Kleinodien diefer Abtheilung erwähnt haben, fo erübrigt doch noch über einen
Schatz derfelben, über eine Koftbarkeit erften Ranges zu berichten. Es ift diefs
eine ganz befondere Auswahl von Original-Handzeichnungen und Kupferftichen
der ehemals fürftlich Efterhazy’fchen Sammlung, nunmehr ungarifchen National-
gallerie. Unter den erfteren fanden wir die bedeutungsvollen Namen A. Altdorfer,
Hans Burkmayr, Albrecht Dürer, Auguft Hirfchvogl, Wohlgemuth, Rembrandt,
Rubens, unterden Letzteren Marc Anton, Mantegna, Peregrini de Cefina vertreten.
Auch die aus der Franz v.Pulsky’fche Sammlung ausgeftellten vielen Rembrandt’s
ftanden der eben erwähnten Sammlung nicht nach.
Deutfchland.
Für die antiquariiche Ausftellung Deutfchlands war ebenfalls im füdlichen
Pavillon des amateurs ein geräumiger Saal beftimmt worden. Es ift jedoch höchft
bedauerlich, dafs man von einer Betheiligung Deutfchlands an diefer Partie der
Weltausftellung nur Weniges berichten kann. Der geräumige Saalfah recht nüchtern
aus.
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