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62 Drr Carl’ Lind:
ftellung gebracht wurde. Sie bedeckte urfprünglich die Begräbnifsftätte der
Familie Caftrourdiales und trägt die Jahreszahl ıgıu. Die ganze Platte ift mit
theils architektonifchen, theils figuralen, in tiefgravirten Umriffen ausgeführten
Darftellungen bedeckt. Wir fahen in der Mitte unter einem baldachinartigen
Ueberbau, auf gemuftertem Hintergrunde eine männliche Figur auf einem Löwen
ftehend in langer Kleidung mit fpitzen Schuhen, unbedeckten, gelockten Hauptes,
die Hände gefaltet. Die Umrahmung ift mit dem fich oft wiederholenden Wappen
und fechs Apoftelfiguren, der Baldachin zuoberft mit der Figur des thronenden
Erlöfers und muficirenden Engeln geziert; den äufserften Rand füllt das fchmale
Infchriftsband aus. Gleichwie in Deutfchland derlei metallene, erft feit Mitte des
XIV. Jahrhundertes in gröfserer Anzahl erfcheinende Grabplatten immer Koftbar-
keiten, jaSeltenrheiten find, dürften derleiKunftwerke, foweit wir aus den neueften
kunftgefchichtlichen Handbüchern darüber Nachrichten befitzen, auch in Spanien
nur felten zu finden fein.
Der dritte Raum des erften Stockwerkes enthielt in archäologifcher Bezie-
hung nur wenig, dafür für den Ethnographen defto mehr, wie Waffen aus Mexico
und Peru und einen höchft merkwürdigen Codex der Azteken. Von Antiquitäten
find zu erwähnen ein grofser, vergoldeter, etwas nüchternerHolzaltar aus der Spät-
renaiffance und ein Vortragekreuz aus derfelben Zeit mit unverleugbaren, aus der
Gothik herübergenommenen Motiven bezüglich der Form.
Zum Schluffe haben wir nun noch eine kleine Umfchau zu halten im Induftrie-
palafte, wo zwar keine Amateursausftellungen veranftaltet waren, aber unter
fo vielem Neuen und Herrlichen fich hie und da doch auch eine beachtens-
werthe Antiquität fand.
Tunis Marocco und Griechenland.
In den Abtheilungen der beiden erftgenannten Staaten ftanden unter den
Erzeugniffen der neueften Zeit mehrere fehr intereffante, claffifch-antike Sculpturen,
insbefondere eine prachtvolle Ceresftatue und die eines Bacchus, dann herrliche,
ornamentale Reliefs, Friefe, Grabdenkmale u. f. w., fämmtlich aus weifsem Marmor,
Fragmente aus Mofaik-Fufsböden und einige metallene Schmuckgegenftände,
darunter eine hübfche Kette, die defshalb bemerkenswerth erfcheint, weil fie
gewifs nicht orientalifchen, fondern europäjfchen und zwar italienifchen Urfprunges
und eine Arbeit des frühen Mittelalters itft. j
Griechenland legte eine grofse Colledtion von Gypsabgüffen antiker Sculp-
turen aus, daneben Bruchftücke von folchen Originalen und eine gröfsere Partie
farbiger Amphoren.
Rumänien.
Rumänien, fowie das mit feiner Induftrie-Ausftellung daneben untergebrachte
Perfien hatten einige ältere Waffen ausgeftellt, darunter fchöne tfcherkeffifche
Helme mit Goldtaufchirung. Erfteres zeigte überdiefs einige ältere kirchliche
Gefäfse, darunter ein Ciborium in Form einer dreithürmigen Kirche mit fchönem
Zellenfchmelz, mehrere filberne, vergoldete, getriebene Buchdeckel, ähnlich den
in der öfterreichifchen Abtheilung aus den griechifch-orientalifchen Klöftern der
Bukowina ausgeftellten, fein gefchnitzte Holzkreuze mit Metallfaffungen, etliche
Ripiden, mehrere für den Gebrauch der morgenländifchen Kirche beftimmte,
gröfsere und kleinere Hängeteppiche mit darauf in Flachftich geftickten Darftel-
lungen, meiftens die Grablegung Chrifti oder den Tod Mariens vorftellend. Die
Anfertigungszeit derartiger Produdte mit Rückficht auf Technik und Ornamentik
felbft nur annäherungsweife zu beflimmen, hält fehr fchwer, da in der byzantini-
fchen Kunft eine zähe Stabilität herrfcht, die diefelbe zu einer, man könnte fagen,
unveränderlichen, ja verknöcherten macht. Wird diefe firenge Richtung einmal
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