Full text: Das Bauernhaus mit seiner Einrichtung und seinem Geräthe (Heft 51)

   
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Das Bauernhaus mit feiner Einrchtung und feinem Geräthe. 9) 
auch nicht in gleicher Höhe mit den drei mittleren Fenftern, die ebenerdig zur 
Stube und zum Boden, oben zu den Kammern gehören. Das letzte Fenfter 
gehört zum „ftübel*, diefs ift aber nur eine Abtheilung des hinteren Schopfs, 
alfo auch ein leichterer Anbau. Der gemauerte Unterbau mit den Kellerfenftern, 
ift natürlich auch nicht gefchindelt. Die Verhältniffe der Fenfter machen einen 
behäbigen Eindruck; fie find grofs, in ziemlicher Entfernung von einander 
und deuten auf lichte, geräumige Zimmer. Bis zum Dachfirft ift das Vorarl- 
berger Haus kaum höher, als das Geidler; bei dem letzteren nimmt aber einen 
grofsen Theil der Höhe das hohe Dach ein; die Zimmer find niedrig. Bei 
dem Vorarlberger Haufe ift das Dach leicht und mehr flach, am Rande mit 
Schnitzwerk geziert, dafür find die Zimmer höher. 
Was nun die Einrichtung und die Bewohner des Haufes anlangt, fo 
ftand das Vorarlberger Haus hinter dem fiebenbürgifch-fächfifehen und felbft 
dem Geidler darin zurück, dafs weder Vollftändigkeit der inneren Einrich- 
tung eines Bauernhaufes angeftrebt war, noch in Bezug auf die Bewohner 
das Bild des Familienlebens gegeben wurde. Sowohl der Inhalt des Zimmers, als 
die Refchäftigung der Bewohnerinnen machten den Eindruck einer Fabrik und 
ftellten nur eine Seite häuslicher Gewerbethätigkeit dar, die weiblichen Stick 
arbeiten Vorarlbergs. 
Die Mädchen, die das Haus bewohnten, in ihrer eigenthümlichen Tracht, 
mit ihrem anmuthigen alemannifchen Wefen, machten allerdings den beften Ein- 
druck und es kann ihnen nicht Schuld gegeben werden, wenn fie uns den vollen 
Begriff des ländlichen Familienlebens zu geben nicht im Stande waren. Einige 
bemerkenswerthe Ausdrücke, die im Vorarlberger Haufe zu hören waren, mögen 
auch hier mitgetheilt werden. Die dile, Diele, hier in der Bedeutung Zimmer- 
decke; ahd. dillä; — fürben auskehren; fürbentrückli n. das Kehricht- 
fafs, vergl. ahd. furapjan, furban, mhd. vürben, daher ital. forbire franz. 
fourbir;— gadenm. kleineres Zimmer mit einem Fenfter neben der Stube; ahd. 
gadum mhd. gaden; häfs n. die Kleidung; häfskaften Kleiderfchrank 
mhd. heze n. von häz m; — keer m. Keller, auch in Appenzell und Unter- 
werdenkehr m. Keller; Stalder 2, 93; — mefsli.n. die feltfame Kopfbedeckung 
der Montafonerinnen, ein cylinderförmiger, hoher Männer-Filzhut ohne Krämpe; 
mottl n. Mädchen, könnte als meitel von mhd. meit, maid, Magd aufgefafst 
werden; denn mhd. ei wird in Vorarlberg oft o vergl. rotte; vergl. jedoch grödne- 
rifch mutta mädchen; — ömer m. Eimer vergl. rotte, mottl;— rotte f. das 
Geftell, ahd. reita s. d. f; fchaffrotte, Küchenfchrank, ahd. scafareita; — 
fchapel.n. der goldene Kopffchmuck der Jungfrauen an Fefttagen. Eine Art 
Krone, mhd. fchapel n.Kranz als Kopffchmuck, altfranz. chapel aus fpätlatein 
capa japanifch kapa Mantel;— fchopf m. Vorhaus, Geländergang, ahd. 
f{chopf veftibulum, introitus ;mhd. fürfchopfporticus; fchmelk f. Mädchen 
vergl. Schmeller 3, 470. Schöpf 603; fchüffelftennf. Schüffelgeftelle; feffel 
m. der gepolfterte Stuhl; ftul m. der hölzerne gewöhnliche Stuhl; ftube f. das 
heizbare Zimmer; ftul f. feffel; — troc m. eine comodenartige, aus hartem 
Holz ge chnitzte grofse, tifchhohe Truhe, deren obere Platte aufgehoben wird, um 
etwas hinein zu legen; ahd. troc, altfranz., wallach. troc, ital. truogo. 
Das Wort fchopf kommt in obiger Bedeutung in Schöpf’s tirolifchem 
Idiotikon nicht vor, doch bemerkt Stalder in feinem Schweizer Idiotikon 
2, 348: der fchopf heifse auch die Hausflur in einem Bauernhaufe in 
Appenzell, alfo ganz in der Nachbarfchaft von Vorarlberg. Diefs eine Wort 
bezeugt uns fogleich, dafs der Vorarlberger nach Stamm und Sprache nicht zum 
markomannifchen (baierifchen) Tiroler , fondern zum alemannifchen Schweizer zu 
rechnen ift. Vorarlberg ift das weftlichfte Gebiet unferer Monarchie , das 
einzige, in dem die alemannifche Mundart gehört wird, die Mundart jenes 
deutfchen Stammes, aus dem fowohl die Welfen als die Hohenftaufen, die Habs 
burger wie die Hohenzollern entfprungen find. 
    
   
   
  
  
    
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
    
     
  
   
   
  
  
  
  
   
    
     
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
   
      
      
  
  
	        
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