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zur vorderen
ffenfter ftehen
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Das Bauernhaus mit feiner Einrchtung und feinem Geräthe. 9)
auch nicht in gleicher Höhe mit den drei mittleren Fenftern, die ebenerdig zur
Stube und zum Boden, oben zu den Kammern gehören. Das letzte Fenfter
gehört zum „ftübel*, diefs ift aber nur eine Abtheilung des hinteren Schopfs,
alfo auch ein leichterer Anbau. Der gemauerte Unterbau mit den Kellerfenftern,
ift natürlich auch nicht gefchindelt. Die Verhältniffe der Fenfter machen einen
behäbigen Eindruck; fie find grofs, in ziemlicher Entfernung von einander
und deuten auf lichte, geräumige Zimmer. Bis zum Dachfirft ift das Vorarl-
berger Haus kaum höher, als das Geidler; bei dem letzteren nimmt aber einen
grofsen Theil der Höhe das hohe Dach ein; die Zimmer find niedrig. Bei
dem Vorarlberger Haufe ift das Dach leicht und mehr flach, am Rande mit
Schnitzwerk geziert, dafür find die Zimmer höher.
Was nun die Einrichtung und die Bewohner des Haufes anlangt, fo
ftand das Vorarlberger Haus hinter dem fiebenbürgifch-fächfifehen und felbft
dem Geidler darin zurück, dafs weder Vollftändigkeit der inneren Einrich-
tung eines Bauernhaufes angeftrebt war, noch in Bezug auf die Bewohner
das Bild des Familienlebens gegeben wurde. Sowohl der Inhalt des Zimmers, als
die Refchäftigung der Bewohnerinnen machten den Eindruck einer Fabrik und
ftellten nur eine Seite häuslicher Gewerbethätigkeit dar, die weiblichen Stick
arbeiten Vorarlbergs.
Die Mädchen, die das Haus bewohnten, in ihrer eigenthümlichen Tracht,
mit ihrem anmuthigen alemannifchen Wefen, machten allerdings den beften Ein-
druck und es kann ihnen nicht Schuld gegeben werden, wenn fie uns den vollen
Begriff des ländlichen Familienlebens zu geben nicht im Stande waren. Einige
bemerkenswerthe Ausdrücke, die im Vorarlberger Haufe zu hören waren, mögen
auch hier mitgetheilt werden. Die dile, Diele, hier in der Bedeutung Zimmer-
decke; ahd. dillä; — fürben auskehren; fürbentrückli n. das Kehricht-
fafs, vergl. ahd. furapjan, furban, mhd. vürben, daher ital. forbire franz.
fourbir;— gadenm. kleineres Zimmer mit einem Fenfter neben der Stube; ahd.
gadum mhd. gaden; häfs n. die Kleidung; häfskaften Kleiderfchrank
mhd. heze n. von häz m; — keer m. Keller, auch in Appenzell und Unter-
werdenkehr m. Keller; Stalder 2, 93; — mefsli.n. die feltfame Kopfbedeckung
der Montafonerinnen, ein cylinderförmiger, hoher Männer-Filzhut ohne Krämpe;
mottl n. Mädchen, könnte als meitel von mhd. meit, maid, Magd aufgefafst
werden; denn mhd. ei wird in Vorarlberg oft o vergl. rotte; vergl. jedoch grödne-
rifch mutta mädchen; — ömer m. Eimer vergl. rotte, mottl;— rotte f. das
Geftell, ahd. reita s. d. f; fchaffrotte, Küchenfchrank, ahd. scafareita; —
fchapel.n. der goldene Kopffchmuck der Jungfrauen an Fefttagen. Eine Art
Krone, mhd. fchapel n.Kranz als Kopffchmuck, altfranz. chapel aus fpätlatein
capa japanifch kapa Mantel;— fchopf m. Vorhaus, Geländergang, ahd.
f{chopf veftibulum, introitus ;mhd. fürfchopfporticus; fchmelk f. Mädchen
vergl. Schmeller 3, 470. Schöpf 603; fchüffelftennf. Schüffelgeftelle; feffel
m. der gepolfterte Stuhl; ftul m. der hölzerne gewöhnliche Stuhl; ftube f. das
heizbare Zimmer; ftul f. feffel; — troc m. eine comodenartige, aus hartem
Holz ge chnitzte grofse, tifchhohe Truhe, deren obere Platte aufgehoben wird, um
etwas hinein zu legen; ahd. troc, altfranz., wallach. troc, ital. truogo.
Das Wort fchopf kommt in obiger Bedeutung in Schöpf’s tirolifchem
Idiotikon nicht vor, doch bemerkt Stalder in feinem Schweizer Idiotikon
2, 348: der fchopf heifse auch die Hausflur in einem Bauernhaufe in
Appenzell, alfo ganz in der Nachbarfchaft von Vorarlberg. Diefs eine Wort
bezeugt uns fogleich, dafs der Vorarlberger nach Stamm und Sprache nicht zum
markomannifchen (baierifchen) Tiroler , fondern zum alemannifchen Schweizer zu
rechnen ift. Vorarlberg ift das weftlichfte Gebiet unferer Monarchie , das
einzige, in dem die alemannifche Mundart gehört wird, die Mundart jenes
deutfchen Stammes, aus dem fowohl die Welfen als die Hohenftaufen, die Habs
burger wie die Hohenzollern entfprungen find.