Full text: Das Bauernhaus mit seiner Einrichtung und seinem Geräthe (Heft 51)

    
  
  
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Das Bauernhaus mit f 
  
inrichtung und feinem Geräthe. 
Das ruffifche Bauernhaus. 
Es hat Aufregung verurfacht, dafs das rufffche Bauernhaus, von Gromoff 
in Petersburg ausgeftellt, vom Architekten Winterhalter gebaut, durch das Preis- 
gericht vor allen anderen Bauernhäufern ausgezeichnet wurde. Nach dem Kataloge 
gehört es in die XX. Gruppe, das Preisgericht hat es aber als Gegenftand der 
XVIII. Gruppe als architektonifches Kunftwerk, ausgezeichnet. 
Diefs war es in der That und kam eigentlich in der XX. Gruppe nicht in 
Betracht. Es find die Motive dem ruffifchen Bauernhaufe entnommen und idealifirt 
zur Darftellung gebracht worden. Ruffen, die es befuchten. lachten darüber und 
fagten: „Lüge, Lüge! nirgends in Rufsland findet man folche Bauernhäufer!“ 
Wenn das Haus als echtes Bild eines ruffifchen Haufes aufträte, wäre ein folcher 
Ausruf wohl berechtigt gewefen und wenn es in dieXX.Gruppe geftellt ward, war 
er es auch. Da aber über der Thür der Name des Architekten Winterhalter 
zu lefen war, fo haben wir hier keine „Lüge“ vor uns, fondern ein Kunftwerk 
nach Art ruffifcher Häufer. 
Es ift ein Holzbau, reich verziert mit Schnitzwerk. Eine Wand von Holz- 
gitter und Breterwerk mit dem bedachten Einfahrtsthore verbindet die beiden 
Theile des Ganzen. Vor der Einfahrt links befindet fich das Wohnhaus, zu dem 
eine befondere Eingangsthüre führt. Das Wohnhaus befteht aus einem ebenerdi- 
gen Zimmer mit kleinen länglichten Fenftern, wie fie auf dem Bilde zu fehen find 
und aus einem Zimmer im erften Stockwerke mit grofsen Fenftern und gefchmack- 
voller Einrichtung, wohl Alles nach Angabe des Architekten. In diefem Zimmer 
fafs ein Ruffe, der auch deutfch konnte. Wenn das Haus nicht als echtes Bauern- 
haus gelten konnte, diefer Mann ift zweifellos ein echtes Exemplar, etwa eines 
ruffifchen Soldaten, bei dem das Anfehen, das er fich im Hinblick auf die Macht, 
die er vertritt, gab, feltfam ftimmt zu feiner Bildung. — Ein harmlofer Befucher 
richtete an ihn die Frage, indem er auf ein Zimmergeräth wies: „Was ift das?“ 
worauf der Ruffe mit zornigem Blick ihn anfuhr mit der Antwort: „Das geht Sie 
nichts an!* Aufdie Frage: „Wie nennt man das ruffifch?* antwortete er: „Das 
brauchen Sie nicht zu wiffen!“ Der Fragende lachte und fragte weiter, worauf der 
ruffifche Ausftellungsmann mit der Miene eines Gendarmen, der einem Verbre- 
cher auf der Spur itt, fragte: „Was fragen Sie folche Dinge?“ — Diefe Figur war 
nun wohl originell, gibt uns aber, wie wir gefehen haben, nichtsdeftoweniger über 
das Innere eines ruffiffchen Bauernhaufes keinen Auffchlufs. — In dem Wohnhaufe 
befand fich neben dem ebenerdigen Zimmer noch eine kleine Küche und dann 
ein nach der Hoffeite offener Raum, der als Drefchtenne und Scheuer benützt 
werden mag. In der Ecke kommt man in einen Pferdeftall. Die hintere Hoffeite 
hatte wieder einen feitlich offenen Scheuerraum, und die zweite Ecke einen 
Kuhftall. 
Auf der rechten Seite neben der Einfahrt fehen wir ein kleineres Gebäude, 
das als Vorräthekammer benützt werden mag. Diefe Eintheilung wird wohl im 
Allgemeinen in ruffifchen Bauernhäufern fo vorkommen, wenn hier auch Alles viel 
vollkommener und reicher ausgeführt erfchien. Beachtenswerth ift, dafs die Ein- 
theilung im Ganzen zu den deutfchen Bauernhäufern ftimmt und von der des 
kroatifchen und galizifchen Haufes abweicht. 
Das galizifche Bauernhaus. 
Das einzige Bauernhaus auf der Weltausftellung, das mit Stroh gedeckt 
war, war das galizifche. Es ift dem rumänifchen ziemlich ähnlich. — Auch diefes 
Haus war benutzt von der landwirthfchaftlichen Abtheilung der Brodyer Aus- 
ftellungscommiffion zu einer forftlichen Colledtivausftellung. Es war alfo auch hier 
das Innere nicht eingerichtet und die Aufgabe der XX. Gruppe nicht erfüllt 
  
  
  
 
	        
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