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94 Dr. Jofef Bayer.
rufffchen Kriegsleben mit Talent wieder: „Kaukafifche Bergbewohner, beim
ITerannahen ruffifcher Truppen ihr Dorf verlaffend“.
Noch wären Johann Schifchkin’s geiftreiche und originelle Federzeich-
nungen zu erwähnen, dann von Landfchaften E. Dücker's Strandbild, ferner von
Alexius Bogoljuboff ein „Eisgang auf der Newa“ und „Die grofse Rhede in
Kronftadt“, um auch nach diefer Seite hin die flüchtige Ueberfchau der rufh-
fchen Expofition zu vervollffändigen. Einige Polen aus Wilna und Warfchau
haben ebenfalls bei den Ruffen ausgeftellt; fo Ignaz Korwin-Milewski,
der in zwei Bildern polnifche Juden beim Gebet, wie es fcheint, mit fehr richtiger
Beobachtung fchilderte: ein Vorwurf allerdings, in diefer Art der Auffaffung
mehr bezeichnend als anziehend. Uebrigens treffen wir die Polen auch hier zu.
meift auf dem Boden nationaler Gefchichtsmalerei, den fie mit Vorliebe pflegen,
obgleich mit der patriotifchen Gefinnung da nicht immer, wie bei Matejko, auch
das Talent gleichen Schritt hält. So malte W. Gerfon in Warfchau einen „König
Sobiesky, der in Willjanow Bäume pflanzt“, und noch einen zweiten polnifchen
Stoff, „Keiftut undWitold, Jagello’s Gefangene“ ; ein beachtenswerthes Bild diefer
Richtung brachte noch ein zweiter Warfchauer mit einem deutfchen Namen
„Stanislaus, König von Polen, die Künftler empfangend“.
Unter den fkandinavifchen Staaten fand fich Dänemark mit 83 Gemäl-
den ein. Die Bilder der Profefforin Elifabeth Jerichau-Baumann — ı5an
der Zahl — bildeten da wieder eine kleine Specialausftellung für ich. Es war
immerhin intereffant, die künftlerifche Thätigkeit diefer in früheren Jahren viel-
befprochenen Malerin fo in einem gewiffen Zufammenhange zu überblicken und
von einer gröfseren Wandfläche, wo die Bilder nebeneinander hingen, gleichfam
ablefen zu können.
Aufser dem von Paris her bekannten Gemälde „Die Schiffbrüchigen“,
welches im Centralfaal hing, waren in der dänifchen Abtheilung folgende Bilder
von ihr ausgeftellt: „Chriftliche Märtyrerinen-in den Katakomben“, „Mutter-
freude (Capri)“, „Hirtvon derAkropolis*, „Mädchen von Hymettos“, „Fellah“, „Auf
den Gräbern von Memphis“, „Zulma, die Favoritin“, „Ein dänifcher Fifcher mit
feinem Kinde“, „Zwei Mädchen aus dem Foundling-Hofpital“, „Liebesworte“
„Amerika“, „Ein Meerweib“, „Porträt de Königin Olga von Griechenland“,
„Porträt des Profeffors Jerichau“.
Wir hatten da fo ziemlich die Richtungen ihrer Kunftthätigkeit beifammen :
die Stoffe von ernftem Gehalte, wo denn in der That „Die Schiffbrüchigen“ von
ergreifender Wirkung find ; die mit einem gewiffen grofsen Sinne erfafsten Genre-
figuren aus Italien, Griechenland und Egypten, die Schilderungen aus dem däni-
[chen Volksleben, die mythifch-allegorifche Gattung und fchliefslich das Por-
trät. Ich weifs nicht, zu welcher Zeit alle einzelnen Bilder gemalt find, jedenfalls
ift die Manier und Technik nicht mehr vom Jüngften Datum. Eine entfchloffene
Kräftigkeit und markige Auffaffung geht entfchieden hindurch — nebenher aber
auch eine gewiffe Schärfe und Trockenheit. Das Urtheil Dr. Ad. Görling’s
in feiner Gefchichte der Malerei zeigte fich diefen Bildern gegenüber als richtig
und zutreffend: „Ihre Leiftungen zeichnen fich durch eine für ihr Gefchlecht fel-
tener bis zur naturaliftifchen Unfchönheit gehende Energie und Kühnheit der
Charakteriftik aus, die dort am unangenehmften auffällt, wo fie in das Gebiet
der Allegorie hinübergreift.* Von dem Letzteren konnten wir uns auch diefsmal
überzeugen. Wir vermifsten den weiblichen Zug in den Bildern der Künftlerin,
die durchaus wie ftrenge, ja harte Mannesarbeit erfchienen. Es ift fo, als ob
das ganze Verhältnifs der bedeutenden Frau zur Kunft mehr in dem Willen, als
in der Empfindung fich wirkfam zeigte, und doch liegt in der letzteren die
eigentliche Macht des Weiblichen in der Kuntt, fowie im Leben.
Sonft bot die dänifche Ausftellung neben einer Reihe tüchtiger Leiftungen,
die von einer gewiffenhaften und nach verfchiedenen Seiten hin gepflegten Kunft-
übung Zeugnifs gaben, nicht viel des befonders Eigenthümlichen und Charakte-
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