Full text: Bildende Kunst der Gegenwart (Heft 75)

   
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(Gruppe XXV.) 
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Es dürfte wohl überflüffig fein, hier weitläufger voranzufchicken, welch 
Rolle die Sculptur in der Culturgefchichte von den Dämmerungen vorhiftorifcher 
Zeiten an bis zur Gegenwart gefpielt hat: aller Welt ftehen die Denkmale aus 
verwichenen Jahrtaufenden, von der Hand der Wiffenfchaft geordnet, vor Augen, 
und aller Welt ift darin der allmälige Stufengang unferes Wiffens und Könnens 
in greifbaren Bildern dargelegt. Reflexe des politifchen, religiöfen und focialeı 
Lebens treten uns in markigen Scenen felbft noch aus jenen Epochen entgegen, 
von denen kein gefchriebenes Blatt die Zeit bewahrt hat, über die jede Tradition 
{chweigt. Steine erzählen uns im Nilthale ein Culturleben, das vor 4000 Jahreı 
dort in höchfter Blüthe ftand ; Steine fchildern uns aus unbekannten Zeiten die 
Gedankenwelt der Hindu, und wieder nur Steine begegnen unsin den Ebenen 
Mefopotamiens, an den Ufern des Euphrat und Tigris, dort in der Wiege des all- 
mälig nach Weften fich weiter entwickelnden Culturzuges, in deffen Strombette 
wandernd wir dann auf griechifechem Boden die bildende Kunft, in ihrem höchften 
Triumphe ftrahlend, als Spiegelbild einer neuen idealen Welt entfaltet finden. 
Wir lefen in Bilderwerken die Blüthe und den Untergang dcs Griechenvolkes 
fehen in ihnen die Macht Roms auf- und niedergehen und begleiten das Chriften- 
thum von feinen primitiven bildlichen Darftellungen der erften Jahrhunderte unfere; 
Zeitrechnung an bis zur Glanzzeit feiner Aera im Cinquecento. In dem Zeitalter 
der Klärung und Läuterung der Weltanfchauung, in welchem der Begriff des 
modernen Staatslebens aus dem befchränkten mittelalterlichen Gemeinwefen. 
durch weltgefchichtliche Fügungen begünftigt, fich zum Leitftern der Freiheit des 
Geiftes formulirte, fallen dann der Kunft die Feffeln, die bis dahin eine ver- 
knöcherte Scholaftik um fie gebunden, und die individuelle Phantafie gelangt zur 
Herrfchaft über die Traditionen. Von den Claffikern wird der Staub der Ver 
geffenheit gefchüttelt und in ihrem Geifte in den Darftellungen der Natur näher 
getreten; es werden an der Hand der Wiffenfchaft ihre Räthfel zu löfen gefucht 
und ihre Reichthümer an Schönheiten dem Auge wieder geoffenbart. Gegen dic 
Reaction des XVII. Jahrhunderts, dieim Barockftile, dem verwilderten Dialekte der 
Renaiffance, ihren künftlerifchen Ausdruck fand, wurde von einem Winkelmann. 
Leffing, Goethe etc. mit denfelben Waffen zu Felde gezogen, mit welchen zur Zeit 
die Wiedererweckung der Kunft durch die Medicis durchgeführt worden: die 
hellenifchen Vorbilder wurden wieder zu Regulatoren der verirrten Tenden 
  
  
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