Full text: Bildende Kunst der Gegenwart (Heft 75)

   
   
  
    
   
   
      
    
  
  
  
   
   
    
  
  
  
  
  
    
   
   
  
   
  
  
   
    
    
   
   
  
   
   
   
       
   
  
  
   
   
  
  
    
   
   
  
    
   
  
   
   
   
   
   
   
   
  
  
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Die Sculptur. 24 
Erwähnen wir noch achtungsvoll Kopfs „Amor und Pfyche“ (Marmor- 
ruppe, Kunfthalle) und bleiben am Südeingange, wo wir noch M. Schulz’s 
Berlin) Gypsgruppe „die Nacht als Charitas“ finden. In dem Schoofse der 
fitzenden weiblichen Geftalt fchlummern zwei allerliebfte Knäblein, gefchützt von 
dem Mantel der Ruhefpenderin; der Eindruck der Gruppe war ein durchwegs 
edler und mufste nur wieder bedauert werden dafs für fie kein ruhigeres, 
fiimmungsvolleres Plätzchen gefunden wurde. Voll Anmuth und Leben waren 
Ferdinand Miller’s jun. (München) „Indianerbube“ (Kunfthalle) und W. Engel- 
hardt’s(Hannover) „Schleuderer“, Letztgenannte Gruppe, deren Original in der 
Kunftfammlung zu Darmftadt fich befindet, gehört zu den Perlen unter des Meifters 
Werken und ift durch die Vervielfältigung wohl allenthalben bekannt. 
F. Miller’s Figuren für einen Brunnen in Cincinnati find fchön; bewegt 
und originell erfunden, nur etwas roh in der Ausführung. 
A. Donndorf (Dresden) hatte das Modell des Reiter-Standbildes des 
Grofsherzogs Carl Auguft von Weimar (in Gyps, Südeingang der Kunfthalle) aus- 
geftellt, welches, edel aufgefafst, fich in hübfchen Linien aufbaute; das Werk war 
jedoch zwifchen den zwei Pfeilern fo unglücklich placirt, dafs es zu keiner Gel- 
tung gelangen konnte. Donndorf (ein Schüler Rietfchel’s) hat jüngft bei der 
Concurrenz um die Ausführung des Corneliusdenkmals (in Düffeldorf) den Sieg 
errungen und auch diefs Werk bereits übernommen. 
Was von den deutfchen Bildhauer-Profefforen, das heifst von den Meiftern. 
die zugleich an Kunftfchulen als Lehrer thätig find, ausgeftellt war, gibt wenig 
Anlafs zu kritifchen Erörterungen über die Tendenzen der deutfchen Plattik. 
Sie waren fammt und fonders nur nothdürftig vertreten; zumeift mit älteren 
bekannten Werken. Friedrich Drake (Berlin) hatte neben einigen kleineren 
Objedten die Statue feines Meifters „Ch. Rauch“ ausgeftellt (Wefteingang) ; 
ein Werk voll edler, würdevoller Auffaffung, welches neben den franzöfifchen 
Bronce- und Marmorarbeiten im fchlichten Gypsabgufs in der Ausftattung wohl 
etwas armfelig ausfah; defsgleichen ging G. Kaubert’s (Frankfurt) „Eva“ 
(nebenan) durch das nüchterne Material und die zerftreute Beleuchtung verloren. 
Die Figur mit dem obligaten Apfel und der Schlange am Baumftamme bot auch 
kein befonders neues Motiv; defsgleichen konnte den anderen Arbeiten des 
fonft verdienftvollen Meifters kein weiteres Intereffe abgewonnen werden. 
Kaubert’s fchönfte weibliche Geftalt bleibt denn doch immer feine „Loreley.“ 
Auguft Wittig’s (Düffeldorf) „Hagar und Ismael“ (Marmor, Mittelfaal) 
war wohl in der Form und vorzüglich in den nackten Theilen mit viel Empfindung 
durchgebildet, liefs aber im Ganzen kühl; dasfelbe gilt auch für M. Wide- 
mann’s (München) jugendlichen „Hermes“ (Marmor, Kunfthalle), der immerhin 
anmuthig bewegt war, aber eigentliches Leben vermiffen liefs. In ähnlich ttilifir- 
ter Manier hielten fich die Arbeiten Emil W olff’s (Rom), von denen eine „Judith“ 
(Marmor, Mittelfaal) ganz hübfche Einzelmotive befafs, die leider nur wieder 
durch das zu forgfältige akademifche Arrangement der Lebendigkeit der Figur 
Eintrag thaten. Des Künftlers „trauernde Pfyche“ (Kunfthalle) erinnerte in ihren 
glatten, eleganten Formen an die befte Zeit Canova’s. Weit Lebensvolleres 
begegnete uns in Albert W ollf’s (Berlin) neueften Arbeiten, die in den Seiten- 
nifchen des Hauptportales der Rotunde aufgeftellt waren, nämlich die Statuen 
der „Juftitia“ und der „Kunft und Induftrie“ (Bronce) für das Piedeftal des Monu 
mentes König Friedrich Wilhelm’sIII. im Luftgarten zu Berlin. Befonders letztere 
Gruppe imponirte durch grofsartige Auffaffung und virtuofe technifche Voll- 
endung. 
Als ganz fchöner Gedanke iftB. Afinger’s Marmor Grabmal (Hochrelief, 
Südeingang der Kunfthalle) zu bezeichnen. Eine edle Frauengelftalt fchreitet aus 
der Pforte der Gruft die Stufen hinab und blickt bedeutungsvoll in die Ferne. 
Die tektonifche Einrahmung der Figur verlangte wohl eine ftilvollere Behandlung 
der Formen, was dem Künftler befonders in der Draperie meifterhaft gelungen 
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