Jofef Langl.
Von den jüngeren Künftlern ift wohl E. Hellmer einer der talent- und
hoffnungsvolliten. In der Auffaffung bewahrt er den Ernft der Antike und in den
Formen die ftrenge Individualität der Natur. Schon fein „verwundeter Achill“, die
erfte Leiftung, mit welcher der Künftler vor die Oeffentlichkeit trat, erntete reichen
Beifall, der auch feinen fol genden Arbeiten nicht vorenthalten blieb. In feiner
(ausgeftellten) „Andromeda* hielt er fich im Ganzen wohl mehr an die antiken
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Vorbilder; lebensvoller in Compofition und Form war dagegen das Relief
„AHypp: lit s und Phädra’s Tod“.
Benk wurde ganz von Bauer erzogen und fand feine weitere Ausbildung in
Dresden. Sein Talent offenbart fich fchon in feinem Entwicklungsgange; daher
weniger in dem ee Auffaffen feelifcher Emotionen, als vielmehr im tektoni-
fchen Anordnen der Maffen, im fchönen Fluffe der Linien und im plaftifchen
Gefammtaufbau der Gruppen. Als die bedeutendfte unter feinen ausgeftellten
Arbeiten ift das Koloffalmodell der Auftria (zur Ausführung in Marmor für das
k. k. Arfenal in Wien beftimmt) anzuführen. Seine „Genovefa“, „Ruhe auf der
Flucht nach Egypten“, und „Madonna mit Chriftus und Johannes“ find Arbeiten
aus des Küntftlers Studienjahren und Ausdruck der Wiener und Dresdener Schule.
Sehr frifch und lebendig componirt war eine Zeichnung, für eine Fruchtfchale
(in Bronce auszuführen) beftimmt, die das Thema „Liebe, Wein und Gefang“ in
der anmuthigften Weife behandelte.
Wie beiBenk, fo bewegen fich auch Al. Düll’s Arbeiten alle im Geifte
Bauer’s; feine Lieblingsthemata „Der verlorene Sohn“, „Pietas“ begegnen uns
auch hier wie bei anderen feiner Schüler wieder. In ei eren Linien baut fich des
Künftlers „Rebekka“ auf.
Düll ift gegenwärtig an der Seite Kundmann’s an der Akademie in Wien
als Affiftent in der Schule für Plaftik thätig. Von A. Schmidgrüber überrafchte eine
hübfche Brunnenfigur (Marmor), die ebenfo graciös componirt als technifch
gewandt durchgeführt war. Sein „Albrecht Dürer“ (für das Künftlerhaus beftimmt)
ift bereits älteren Datums und als charaktervoll durchgeführte Geftalt wohl allent-
halben bekannt.
Entfchiedenes Talent verrieth die Gruppe „Pero und Cimon“ von
E. Alexius; bei guter Anatomie in der Form bauten fich die lebensvoll gehaltenen
Geftalten in ganz impofanten Linien auf und mangelte es auch den Köpfen nicht
an Empfindung. Schon in der ganzen Anordnung « der Gruppe zeigte fich eine
gewiffe wohlthuende Freiheit, die dem Betrachtenden die Geftalten viel näheı
rückte als es fonft bei den abgewogenen akademifchen Attituden der Fall ift. Als
weit fchwächer mufs die Arbeit Matzan’s tröftet Achilles“ (Gypsgruppe)
bezeichnet werden, die vor Allem an der Unficherheit der Formen krankte; das
Suchen nach Effect in einem der Antike entle a n Gefichte bleibt fchon an und
für fich eine heikle Sache und fordert neben gründlicher Kenntnifs der pfycho-
logifchen Erfcheinungen die volle ee haft über das eelchr Relief, was
dem jungen Künftler vorläufig noch abgeht. Von Fr. Gaftell (aus Schwanheim, der-
zeit in Wien) ift hier ein Gy et „die Auffindung Abels“ darftellend, der
malerifchen, lebendigen Compofition halber zu erwähnen.
Im Porträt find die Arbeiten V. Tilgner’s voranzuftellen. Die fcharfe
Charakteriftik im Detail und lebensvolle Auffaffung der Individualität find Vorzüge
die uns in allen feinen Büften begegnen.
Auf der Ausftellung fand fich neben Anderem von dem Künftier das Porträt
der Hoffchaufpielerin Wolter und H. Laube’s origineller Kopf.
Deloye& ftreift in feinen Formen zuweilen ans Barocke und haben feine
Porträte nicht felten etwas Gefchraubtes, Geziertes was auch an feiner Gyps-
gruppe „Je ttaime“ bemerkbar war.
Von Fr. Melnitzky, dem befchäftigteften (decorativen) Bildhauer
Wiens, waren einige Marmorftatuen ausgeftellt und rührte auch die Terracotta-
Gruppe auf dem Triumphbogen des Kunftl rofes „Schifffahrt und Induftrie* (für