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Bedeutendeie \Werke traten uns aber in der (Wett-) Portalhalle felbft entge-
gen. Darunter ift wohlE.Fr&miet'sReiterftatue „Louis d’Orl&ans“ (Bronce) der
kecken ungezwungenen Auffaffung und der legeren Behand lung der Form w egen
voranzuf =. Der kühne Rittersmann fafs mit feinem langen Spiefse in aller Ruhe
fo flott und lebendig auf feinem Gaule droben, dafs ihn wohl ee Held, dem
ein „bewegtes“ Ba zu Theil wurde, um diefen fchlichten Effet
beneiden könnte. Fr@miet ift bekanntlich einer der begabteften Thierbildner unter
den franzöfifchen Plaftikern, und war eine bedeutende Anzahi vorzügliche
Arbeiten diefes Genres von dem Künftler in den Nebenfälen der franzöf chen
Kunftabtheilung ausgeftellt. Neben ihm treffen wir Cain als Meifter auf diefem
Felde; er holt feine Vorwürfe meift aus der Wüfte; der Leu, der Tiger etc. find
feine Lieblinge, die er mit wahrhaft claffifcher Wahrheit in Erz wiederzugeben
verfteht. Jedermann werden die zwei Broncegruppen des Künftlers in Erinnerung
fein, die am Weftportale der Kunfthalle zu beiden Seiten der Aufgangsftufen auf-
geftellt waren. Von fchlagendftem Effelt war befonders die nördliche Gruppe,
„wie der Tiger das Krokodil ll erwürgt“. Die grüngraue Patina erhöhte noch den
Reiz der lebenswahren Forme en, die, in Be F lächen aufgebaut, trotz der rein
naturaliftischen Auffaf ffung das Werk plaftifch wirkfam erhielten.
Die packende L on igkeit diefer Gruppe beeinträchtigte wohl zum Theil
den Effeet des Pendants, „ein Löwe, der einen Straufs erlegt hat“, doch zeigte
fich auch darin des Künftiers Talent im hohen Grade. Von Cain sülrten auch die
Thiergruppen vor dem Eingange der südlichen ln der franzöfifchen
Induftrie-Abtheilung her, und waren fämmtliche Werke im „Atelier Chriftofle®
gegoffen.
VonBroncenifthiernoch Maillet’s „Chaffeur“ deredlen idealen Auffaffung
wegen zu nennen. Maillet it einer der begabteften Schüler Pradier’s und de
Short einer Anzahl an Gruppen an der Fagade der neuen Operin Paris
Neben dem erwähnten Werke ftand JsErauk's Statue des, Maribalis Pelliffier
(Marmor), die in den De Sn wohl etwas weich behandelt war, jedoch in
der Gef: ammtauflaffung und vorzugsweife im er eine gewiffe Energie nicht ver-
leugnete. Crauk if befonders Meilter im Portrait und fchuf zur Zeit für das
Parifer Stadthaus das Bildnifs der Kaiferin E a
Erwähnen wir aus der Vorhalle noch ıJ.Baujault’s „Gaulois“ als lebendig,
wenngleich etwas theatralifch aufgefafste Figur und wenden uns fonach zu den
Objecten des Centralsaales.
In derMitte begegnete uns Caudron’s Statue „Molitre 's*, des geiftvollen
Luftfpieldichters und Diredors der „troupe de monfieur*“,
Die legere Haltung der Ss und befonders die feine Auffaffung des
o-
Kopfes, aus deffen Zügen wohl die precieufes ridicules“ zu lefen waren, gaben
dem Werke einen vornehmen. a Re iz und verliehen ihm hohe Anzi -hungs-
kraft. Zu bedauern war es nur, dafs die Figur mitten im Kreuzfeuer der Malerei
ftand und fich der Beahiende zumeift erft den Platz erkämpfen mufste. Cau-
dron ift ein Schüler David’s und bewe gt fich in feinen Formen ficher und ele gant
innerhalb dernaturaliftifchen Grenzen. Mehr der idealen Richtung gehört Carric
Belleufe an, deflen unter dem Adlerflügel fchlafende H ebe (Marmor) zu den reiz-
vollsten Werken der franzöfifchen Plaftik auf der Ausftellung gehörte.
Mit überfchlagenen Füfsen, die fichin fchönen L inien durch äufserft mafs-
volle Draperiemotive zeichneten, fafs das zarte Wefen fo lieblich in der Nifch
des fchützenden Greifenfittigs, fchlummerte fo holdfel lig an der Bruft des eg
Vogels, dafs wohl nichts als der belebende Athemzug zu wünfchen übrig blieb.
Das Werk dürfte wohl des Künftlers berühmtem „Kufs“ würdig zur Seite ftehen
Von Sculptur in grofsem Stile find hier die Werke vonDieudonndäund
Barrias zunächft zu erwähnen.
Beide Künftler find Vertreter der idealen Richtung und imponirten ihre
grandiofen Gruppen durch edle, mafsvolle Auffaff ung und vollendete Durch