Full text: Bildende Kunst der Gegenwart (Heft 75)

   
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> Hoffnungslofen denken, da das Gelicht gar nichts fprach! Einen Anlauf zur 
eineren C harakte rifirung nahm wohl L. Perrey in feinem „Geizigen“, doch kam 
di der realiftifch gehaltene Kopf wieder mit den antikiiirenden Formen des 
übrigen Körpers in Widerfpruch. Der Harpagon fitzt zuflammengekauert auf feinen 
Geldfäcken, hält einen davon feft umklammert und blickt ängftlich nach der 
emne..- Der Zufall ftellte in die unmittelbare Nähe diefer Statue A. Noel’s 
elief „La morte“. Hier begegneten wir in einem ergreifenden Bilde dem vollen- 
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deten Realismus. Bin verblül ıtes Weib liegt todt auf den Lager dahin geftreckt, 
und eine häfsliche Alte neigt fich, fie an den Armen faffend, zu ihr herab — — 
Wohin diefs Bild gehören mag? Der Tod bedarf in der Kunft verföhnender 
Motive; die Erinnerung an die Vergänglichkeit foll nicht in grauenhaften oder 
gar häfslichen Bildern erregt werden; in wie edlen Gedanken feierten doch die 
Griechen auf ihren Stelen das Ande neh des Dahingefchiedenen; lebhaft erin- 
nerte E. Hebert’s „L’Oracle* (Relief) an diefe fchlichten Scenen. Von Reliefs 
fei noch Soldi’s reizend componirter „Akteon“ nn und von Gruppen 
Connys „Charite fraternelle*; ein Gefallenen Athlet wird von feinem Bruder 
theilnahmsvoll unterftützt — ein an und für fich etwas wen Vorwurf, der auch 
durch die kalte antike Behandlung der Form von diefer Seite kein Intereffe bot. 
Von tief ergreifendem Eindrucke war jedoch die zwifchen den Mittelpfeilern 
fitzende ganz verhüllte Geftalt von Cabel. Lag fchon in der ganzen Bewegung 
etwas Myftifches, Schmerzverbergendes, fo fprach aber der wahrhaft claffifch 
modellirte Kopf in feinem unvergleichlichen Ausdrucke — Alles, was die 
Infchrift am Sockel für Frankreich bedeutete, nämlich „I871*. 
In den kleineren Sälen.der franzöfifchen Abtheilung (retour vom Nord- bis 
zum Mittel Haupteingange) fanden wir fogleich im erften Saale zwei reizvolle weib- 
liche Figürchen, die, was anmuthige Bewegung un. I edle, liebevolle Durchführung 
anbelangt, wohl ihres Gleichen füchten: es waren diefs]J. F ranceschis „Reyeil® 
— ein Mädchen vom Schlafe erwachend, das in holdfeliger Unfchuld zwei kofende 
Täubchen betrachtet — und eine „Mufe“ von Aizelin; letzteres Figürchen war 
auch ın Bronce beiBarbedienne (in der Trihsirichsl le) ausgel ftellt. Aizelin’s 
zartes Gefühl für weibliche Formen zeigte fich übrigens auch in eminenter Weife 
an feiner Pfyche (Hauptfaal nebenan) und feiner Amazone (nördliche Vorhalle 
Cordier’s Arbeiten, die hier in bedeutender Anzahl ausgeftellt waren, 
nüffen allerdings alsintereffant bezeichnet a ob ne künftlerifchen Werthes 
würden wir, befonders bei feinen „Lampadaires“, einerFellah und einer Araberin 
(aus Onyx und Bronce), einiges Bedenken tragen. Cordier ift der ungeftüme 
Realift, der mit allen Mitteln (fo mit dem vereinigen verfchiedenen Materiale (auf 
den Effect losgeht, fich aber dabei oft wenig um das Exacte der Form kümmert; 
feine Draperien erinnern mitunter ftark an die Barockzeit. Cordier holt feine 
Modelle aus aller Welt zufammen und birgt wohl jeder feiner originellen Köpfe 
eine intereffante Gefchichte, welchem Umftande er auch vorzugsweife feinen 
Ruhm zu verdanken hat. 
Bronce in verfchiedene Patina zu legen, ift in der Plaftik, um die Maffen 
zu fondern, ein wohlerlaubtes Effectmittel; hatten doch die Griechen felbft den 
eillen Marmor in ähnlicher Abficht mit Farbe belegt und damit ihre Sculpturen 
und die Architektur zu beleben gefucht. In der franzöfifchen Bronce Indui ftrie 
findet neueren Datums das „Polychrome“ in der a wieder feine befonde 
Pflege und wird mit viel Glück auch an bedeutenderen Kunftobjecten angewen« en 
So treffen wir am Ausgange unferer Wanderung “in ein Werk, we Iches zu den 
vorzüglichften Arbeiten diefer Art auf der Ausftellung gehörte, nämlich Rochet's 
Caffandra* (ausgeführt im Atelier Chriftofle). Die Tochter des Priamus ftürzt, 
von Ajax verfolgt, fchutzflehend zur Bildfäule der hehren Minerva. War die 
  
Geftalt fchon an und für fich in der energifchen Bewegung im Gegenfatze zu der 
tarren Göttin von grofsartiger Wirkung, fo wurde diefe vornehmlich durch die 
Sonderung der Hauptmaffen durch Gold und Silber) in der Patina noch in bril- 
  
   
   
   
  
   
    
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
     
    
  
   
    
  
   
   
   
   
    
   
   
  
   
   
  
   
    
  
   
  
  
   
  
  
   
  
    
  
  
  
   
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