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> Hoffnungslofen denken, da das Gelicht gar nichts fprach! Einen Anlauf zur
eineren C harakte rifirung nahm wohl L. Perrey in feinem „Geizigen“, doch kam
di der realiftifch gehaltene Kopf wieder mit den antikiiirenden Formen des
übrigen Körpers in Widerfpruch. Der Harpagon fitzt zuflammengekauert auf feinen
Geldfäcken, hält einen davon feft umklammert und blickt ängftlich nach der
emne..- Der Zufall ftellte in die unmittelbare Nähe diefer Statue A. Noel’s
elief „La morte“. Hier begegneten wir in einem ergreifenden Bilde dem vollen-
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deten Realismus. Bin verblül ıtes Weib liegt todt auf den Lager dahin geftreckt,
und eine häfsliche Alte neigt fich, fie an den Armen faffend, zu ihr herab — —
Wohin diefs Bild gehören mag? Der Tod bedarf in der Kunft verföhnender
Motive; die Erinnerung an die Vergänglichkeit foll nicht in grauenhaften oder
gar häfslichen Bildern erregt werden; in wie edlen Gedanken feierten doch die
Griechen auf ihren Stelen das Ande neh des Dahingefchiedenen; lebhaft erin-
nerte E. Hebert’s „L’Oracle* (Relief) an diefe fchlichten Scenen. Von Reliefs
fei noch Soldi’s reizend componirter „Akteon“ nn und von Gruppen
Connys „Charite fraternelle*; ein Gefallenen Athlet wird von feinem Bruder
theilnahmsvoll unterftützt — ein an und für fich etwas wen Vorwurf, der auch
durch die kalte antike Behandlung der Form von diefer Seite kein Intereffe bot.
Von tief ergreifendem Eindrucke war jedoch die zwifchen den Mittelpfeilern
fitzende ganz verhüllte Geftalt von Cabel. Lag fchon in der ganzen Bewegung
etwas Myftifches, Schmerzverbergendes, fo fprach aber der wahrhaft claffifch
modellirte Kopf in feinem unvergleichlichen Ausdrucke — Alles, was die
Infchrift am Sockel für Frankreich bedeutete, nämlich „I871*.
In den kleineren Sälen.der franzöfifchen Abtheilung (retour vom Nord- bis
zum Mittel Haupteingange) fanden wir fogleich im erften Saale zwei reizvolle weib-
liche Figürchen, die, was anmuthige Bewegung un. I edle, liebevolle Durchführung
anbelangt, wohl ihres Gleichen füchten: es waren diefs]J. F ranceschis „Reyeil®
— ein Mädchen vom Schlafe erwachend, das in holdfeliger Unfchuld zwei kofende
Täubchen betrachtet — und eine „Mufe“ von Aizelin; letzteres Figürchen war
auch ın Bronce beiBarbedienne (in der Trihsirichsl le) ausgel ftellt. Aizelin’s
zartes Gefühl für weibliche Formen zeigte fich übrigens auch in eminenter Weife
an feiner Pfyche (Hauptfaal nebenan) und feiner Amazone (nördliche Vorhalle
Cordier’s Arbeiten, die hier in bedeutender Anzahl ausgeftellt waren,
nüffen allerdings alsintereffant bezeichnet a ob ne künftlerifchen Werthes
würden wir, befonders bei feinen „Lampadaires“, einerFellah und einer Araberin
(aus Onyx und Bronce), einiges Bedenken tragen. Cordier ift der ungeftüme
Realift, der mit allen Mitteln (fo mit dem vereinigen verfchiedenen Materiale (auf
den Effect losgeht, fich aber dabei oft wenig um das Exacte der Form kümmert;
feine Draperien erinnern mitunter ftark an die Barockzeit. Cordier holt feine
Modelle aus aller Welt zufammen und birgt wohl jeder feiner originellen Köpfe
eine intereffante Gefchichte, welchem Umftande er auch vorzugsweife feinen
Ruhm zu verdanken hat.
Bronce in verfchiedene Patina zu legen, ift in der Plaftik, um die Maffen
zu fondern, ein wohlerlaubtes Effectmittel; hatten doch die Griechen felbft den
eillen Marmor in ähnlicher Abficht mit Farbe belegt und damit ihre Sculpturen
und die Architektur zu beleben gefucht. In der franzöfifchen Bronce Indui ftrie
findet neueren Datums das „Polychrome“ in der a wieder feine befonde
Pflege und wird mit viel Glück auch an bedeutenderen Kunftobjecten angewen« en
So treffen wir am Ausgange unferer Wanderung “in ein Werk, we Iches zu den
vorzüglichften Arbeiten diefer Art auf der Ausftellung gehörte, nämlich Rochet's
Caffandra* (ausgeführt im Atelier Chriftofle). Die Tochter des Priamus ftürzt,
von Ajax verfolgt, fchutzflehend zur Bildfäule der hehren Minerva. War die
Geftalt fchon an und für fich in der energifchen Bewegung im Gegenfatze zu der
tarren Göttin von grofsartiger Wirkung, fo wurde diefe vornehmlich durch die
Sonderung der Hauptmaffen durch Gold und Silber) in der Patina noch in bril-
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