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ftande verzichtet wurde. Es darf wohl nur auf die berühmten Statuen der Cape
der Sangri in Neapel aus jener Zeit hingewiefen werden, um noch für die en
wart der italie nifchen Plaftik eine Reminiscenz zu geben: da ift (von San Martino)
ein „Chriftus“ ganz inLinnen gehüllt, eine fogenannte „Pudicitä* (von Corradini),
ebenfalls nur der „Künftlichkeit“ halber ganz von a Draperie
umflort und als das non plus des Genuefen Queirolo Gruppe „il Difinganno“,
ein Mann ift in einem Fifchnetz verftrickt und wird von einem herbeifchwebenden
Genius befreit. Diefes Suchen nach complicirten Motiven um der Technik willen,
bei gänzlicher Vernachläffigung tieferen Empfindens, hat fich denn theilweife noch
bis in die Gegenwart vererbt. Die modernen italienifchen Sculpturen find, was
Anatomie anbelangt, aus dem Barockftil wohl wieder zum Natürlichen zurück-
gekehrt, die Wahl der Vorwürfe erinnert aber noch lebhaft an jene nüchterne
Zeit. Die Bildner haben ihrem Gefchicke nur ein ftrengeres Naturftudium unterlegt,
fie find in Porträts, in unmittelbaren Copien < [es Morkand lenen die unübertreff-
lichen Meitter; das Wiedergeben feelifcher Emotionen gelingt ihnen jedoch nur
im Sinne der Barockzeit: entweder füfsliche Sentimental lität oder theatralifcher
Affedt; überall b egegnet uns eine gewiffe refle n ende Abfichtlichkeit, wir ver-
niffen nicht Seelen in ihren Ge Rälten wohl aber — Geif.
Neben diefer realiftifchen Richtung, die feit der Wiederbelebung der Kunfl
in der italienifchen Sculptur gepflegt wird und die ihren Urfprung fehon in der
Barockzeit nahm, findet ats idealeFormgebung Canova’s noch ihre eifrigen Nach-
ahmer. Das Denkmal Clemens’ XIV. (S. S. Apoftoli zu Rom) war das Signal zur
Umkehr aus dem Zeitalter der äfthetifchen Verirrungen. Hätte auch Canova weiter
nichts als diefes Werk gefchaffen, fein Name müfste in der Kunftgefchichte für
alle Zeiten als bedeutungsvoll genannt werden. Wenn auch nicht mehr der Geift,
fo wurde doch die mafsvolle Einfachheit der Antike wieder der Anfchauung
vorgehalten und von diefer Bafıs aus der We eg zur Wahrheit, zur Natur angeftrebt,
Italien war jedoch nicht mehr der Boden, auf welchem "die Kunft ne euerdings die
Stufen zu den Idealen emporwandeln konnte; die politifchen Ereigniffe von der
franzöfifchen en angeiangen bis zur Errichtung des neuen Königreiches
konnten allem Andereı eher als der Kunft im Lande förderlich fein; dafür aber
wurde, unbehindert von allen Wirren, Rom der M littelpunkt der Künftle :rfchaft -
Auslandes, und waren es vorzugsweife die deutfchen Meitter, die dort ihre We
ftätten auffchlugen und mit einem bedeutenden Schülerkreife er in die füngfte Ze ei
ein reges Kunftleben in der Tiberftadt erhielten. Die Fi inanznoth des neuen Staates
geftattete es der Regierung wohl am allerw enigften, die Kunft zu unterftützen;
liefs jadoch manche reale "Nothwendigkeit noch Vieles zu wünfchen übrig: was
konnten die Künftler thun, als fich an die fremde Nationen wenden? Es ift diefs
eine traurige Thatfache im / Angefichte einer fo a ergangenheit — doch
unter den obwaltenden Verhältniffen nicht anders denkbar. Die Anregung zu
gröfseren, ernfteren Arbeiten fehlt der Gegenwart, ebenfo wie esan pedsktendiren
Aufträgen mangelt; wie viel Sammlungen mufsten doch veranftaltet werden, ehe
Bartolini’ s Pyrrhusgruppe (Eigenthum der Stadt Florenz) in Marmor ausgeführt
werden konnte! — Die italienifchen Bildhauer find angewiefen, für den Ex port zu
arbeiten und dürfen, da fie zunächft das Publicum der Ausftellung be seoskäichtisen
müffen, fchon defshalb keine geiftig complicirten Probleme zur Darftellung w ählen,
fonds mehr das Naive und Anmuthige, leicht Verftändliche eultiviren ; dafs fie
in die Schablone verfallen und is Stoffgebiet nicht von grofsem aka ang
ein kann, mufs einleuchten. Sie copiren, was ihnen im täglichen Leben begegne
Be find RS Realiften; feltener verfteigen fie fich ın idealer Formgebung nacl
den Mythen oder zur Allegorie.
Am ficherfte: bewegen fie fich in unmittelbarem Nachahmen der Natur, im
„plaftifchen Photographiren“, was auch dem Publicum am nächften liegt und
feinen Zweck erfüllt, nämlich gefällt. Die Plaftik gleicht in diefer Beziehung fo
recht der modernen italienifchen Mufik: füfse, le ichte Melodien, die ein- oder