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Von der fkandinavifchen Halbinfel waren in der Plaftik blos drei Künft:
ler mit je einem Werke auf der Ausftellung erfchienen. Erwähnenswerth if
davon die Marmorftatue „David“ von Borch (Chriftiania). Der Hirtenknabe
hält dankend zu Gott den Stein empor. Die Geftalt hatte im Nackten fchöne
Details und machte im Ganzen einen gefälligen Eindruck; etwas kalt liefs indefs
der Kopf.
In der ruffifchen Kunftabtheilung fielen befonders die Arbeiten Walter
Runeberg’s auf. In den Formen weh etwas nüchtern, mangelt feinen Geftal-
ten jedoch keineswegs edle Zeichnung und würdevolle Auffaffung ; fein Beftes
war die Gruppe „Apollo und Marfyas“; ein äufserft zart durchgebildetes Ei
chen der „fchlummernde Amor“; etwas ängftlich dagegen die Gruppe „Pfyc
mit Cupidonen“. Ein mehr realiftifcher Bus geht durch die Arbeiten T De
hoff’s, was fowohl bei feinen Marmorgruppen „im Unglück“ und „Blindekuh-
fpiel* und noch ausgefprochener in feinen Porträtreliefs zu T age trat. no an
die akademifchen Regeln hielt fich Brozk in feiner Gruppe di as erfte Liebes-
lispeln“; an die Italiene r lehnte fich Kamensky mit feiner Gruppe I erfte
Schritt“ an. Wie ein kleiner Knabe unter Aufficht der Mutter „gehen lernt“, ift
denn doch ein für die Plaftik etwas profaner Vorwurf! Ganz eigenthümlich hatte
der Künfller in einer zweiten Gruppe die „Politik“ fymbolifirt. Die Geftalt ver-
hüllte fich den Mund, hatte auf dem Schofse Schwert, Feder, Orden und Depe-
fchen liegen, trat mit dem Fufse auf das Geld und hielt einen Hund am Hals-
bande, der mit einer Katze fpielte!
Weitzenberg’sIdealgeftalten zu den Verfen „Das Herz if geftorben, die
Welt ift leer“ und „So bleichet meine Jugend, wie die Kränze fchnell verblüh’n“
hatten manches hübfche Detail, im Ganzen erwärmten fie wenig.
Die kleinen Broncegruppen (meift Thiere) von Kadı und Lanaray
hielten fich an die franzöfifchen Vorbilder.
England, welches ich £ fo fehr bemüht, feiner Kunft und Induftrie ein felbft-
ftändiges nationales Gepr: äge zu geben, mag diefs in allem Anderen eher als in der
Sceulptur erreichen. So wenig plaftifchen Siah wir in der englifchen Malerei ent-
decken, fo wenig verftehen es auch die Bildner, das Leben plaftifch zu verkörpern.
Seit John Flaxman glorreichen Andenkens die edle Einfachheit der Antike in
feinen Umrifszeichnungen zu Dante und Homer wieder in Erinnerung brachte
folgte die gefammte Sculptur Englands der idealen F ormgebung, wäs jedoch bei
den unfähigen Nachfolgern diefes Meifters in Hohlheit und Nüchternheit ausarten
mufste. Mangelt daher fchon der Form jedes Leben, fo bieten in der Regel auch
die Vörserfe kein befonderes Intereffe; fie tragen zumeift jene verfchwommene
Sentimentalität zur Schau, in welcher die Mylady intereffant zu fein fucht, und
entbehren einerfeits den Reiz der Anmuth, Ener jede nergie. Wenden wir
uns gleich zu dem Werke eines der be dewie nderen Meifter, zu C Marshall’s
Undinek ; melancholifch lehnt das feuchte Weib an einemF is und blickt ziemlich
gedankenarm in die Weite. Die Formen waren fchön und von bewunderungswür-
diger Glätte, doch kalt wie das Materiale, aus dem fie gemeifselt. Diefelbe edie
Langweile brütete auch überStephen’s „Euphrosyne und Cupido“.J.Durham's
Marmorgruppe „Schlaf ein“, ein Kind mit einem Hunde, und Adams-A don’s
„Guiocatore* boten nichts Erhebliches. Einfrifcherer Geift belebte nur die kleinen
Thierftücke (Bronce), von denenH. W.Davis „laufender Stier“ und die Arbeiten
J: E. Boehm’s befonders hervorzuheben find.
Wenn wir, unferer Pflicht getreu, auch einen Blick nach den Ländern jen-
feits des Oceans Werner fs haben wir vom ganzen Erdtheil nur ein Werk zu ver-
zeichnen, nämlich die „fchlafende Schönheit“ von Ames van Wart (New-York)
(Wefteingang der Tischler Der Künftler hatte darin Tennyson’s Gedicht
„der agtraum“ illuftrirt; auf einem ziemlich gefchmacklofen Sopha ruhte „die
Schönheit“, die wohl von den Paffanten we nig in ihren Träumen geftört wurde.