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Die Malerei.
Behandlung ohne weiteren beftimmten Inhalt, wie in deffen „Taubenopfer“, in die
Hauptlinie der eleganten falonmäfsigen Genrekunft treten, gelegentlich dann die
oder jene in ein malerifches ee gefteckten Banquierjungen, die zum Namens-
fefte desPapa’s fertig gemalt fein müffen, die würdigfte Aufgabe derfelben fchliefs-
lich bilden. Der ehe der Plutokratie, obgleich fie fich ihre Kunftliebhabe-
reien etwas koften läfst, wirkte nicht im höheren Sinne fördernd auf unfere
Kunft ein ; den technifchen Wetteifer derfelben fteigerte fie wohl, aber fie höhlte
ihren inneren Gemüthsfonds aus. Gerade bei uns, wo vor einem Menfchenalter
bereits die gemüthvoll anregende Auffaffung des nächften Lebens im Genre
durch Meifter Waldmüller die erfte verjüngende Neubelebung — früher als
fonftwo in Deutfchland — gefunden, läuft heutzutage die Genrekunft Gefahr, zu
blofse Modemalerei zu werden. Und doch hat fie von Haus aus einen fchlichten,
deutfchen Zug, und unfere Künttler hätten, wenn fie fich felbft recht verftänden,
mehr den Beruf Volksmaler als Gefellfchaftsmaler zu fein. Auffallend ift in unferem
gegenwärtigen Genre .die gänzliche Vernachläffigung der nächften localen Anre-
gungen. Das Wiener Volksthum verwifcht fich allmälig in feinen charakteriftifchen
Aeufserungen, aber es ift noch Vieles fehr malenswerth, was eben nicht gemalt
ift. Selbft was die Benutzung der ganz äufseren Phyfiognomik des Wiener Trei-
bens betrifft, haben fich z. B. unfere Maler von dem genialen Be 'liner Menzel
felbft den Eszterhäzykeller wegnehmen laffen. Es ftellt fich fo ziemlich nur der
einzige Friedr. Friedländer, der jedoch zur älteren Wiener Schule gehört,
mit feinen ftädtifchen oder ländlichen Volksfcenen gelegentlich ein, die freilich
von ungleichem Werthe find; einmal führt er uns in dem älteren Belvede rebilde
vor die Hausflur des „Verfatzamtes“, oder. er läfst- feine herrfchaftlichen Jäger
charmiren, feine Stelzfüfse von Veteranen renommiren und dergl. mehr. Aller
dings hat feine Auf flaffung etwas Eingefchränktes und geht im Ernft wie im
ee nicht fonderlich tief; er hat mehr gemüthliche Beziehungen als charak-
terifirende Kraft für den Lebenskreis und die Gegenftände, die er darftellt, aber
als ein Vertreter eines Zuges, der uns im Leben und in der Kunft verloren zu
gehen anfängt, immer ein namhaftes Verdienft. Von entfchiedenem künftlerifchen
We rthe, ebenfo anziehend in der Auffaffung wie malerifch-zufammenftimmend in der
Wirkung, waren einigeländliche Scenen von Leopold Müller: „Am Brun-
nen“, „Die letzte da (im Belve dere), „Drefcher“ etc. Wenn wir noch
Franz Rum plers Bild „Bei der Grofsmutter* und Carl Riedl’s „Mittagsfchlät-
chen des Pfarrers“ und „Der kleine Reconvalescent“ mit verdienter Anerkennung
erwähnen, fo wären wir auch nebenher mit der fpärlich vertretenen humoriftifch-
gemüthlichen Richtung im Wiener Genrebild zu Ende.
Die köfliichen. Meifterbildchen von A.Pettenkofen, deren einund-
zwanzig ausgeftellt waren, geleiten uns über die Leitha hinüber, wo die Volks-
typen un Trachten immer feltfamer und bunter werden und die Genremalerei,
die ihnen ihr Studium zuwendet, endlich ganz und gar den malerifch ethnogra-
phifchen Charakter annimmt. Einem fo untergeordnet naturwüchfigen Volks-
thume, wie dem der Re und Zigeuner, das mehr im Allgemeinen durch Tem-
perament und Race, als durch perfönliche Eigenfchaften u n kann, entfpricht
ganz das kleine ie das Bez eichnende concentrirt fich da und das
Rohe und Stumpfe tritt zurück, oder macht fich doch weniger aufdringlich gel-
tend. Bei einer entfprechenden Vergröfserung, bei wichtigerer Behandlung der
Einzelfigur fpricht fich die geringe, geiftige Bedeutung, der fragliche Werth des
Indriduellen immer unabw eislicher eraus und das Bild wirkt röenlieh Wir
fahen diefs an den Zigeunerinen und W alachinen von Georg Vaftay an der
ungarifchen Abtheilung) trotz des coloriftiichen Verdienftes zur Genüge. Petten-
kofen bringt alles malerifch Brauchbare und zugleich Charakteriftifche in feinen
kleinen Gruppen- und Stafi fagenbildchen zur allen Geltung; diefe lagernden
Zigeuner, die ungarifchen Marktfcenen, die im Galopp hineilende Honvedfähre,
das Rendezvous nach ländlich-fittlicher Art u. f. w., diefs Alles macht den rich-