Full text: Bildende Kunst der Gegenwart (Heft 75)

   
  
    
   
  
   
    
   
   
  
   
   
    
   
   
   
   
   
   
   
   
  
   
   
  
   
  
   
   
   
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
   
  
   
   
  
   
   
   
   
   
  
   
  
   
  
    
Die Malerei. 3 
ı der fich ftrenger häuslicher Kunftzucht und im feflen Glauben an die hohen italienifchen 
d Wärme Vorbilder aufgewachfener Deutfcher Raphael Mengs, nach Italien, um die allerletzte 
‚elgifchen Nachlefe des Eklekticismus zu halten, die letzten noch übrigen Halme vom Rande 
des Feldes abzulefen und als Fremder jene Kunftzeit, die fchon den Einheimifchen 
fremd zu werden begann, hiftorifch abzufchliefsen. Es täufcht und beirrt zwar bei 
einem noch lebenden und thätig wirkenden Volke, das fogar nach anderer Seite 
einen neuen vielverfprechenden Auffchwung nimmt, von einer grofsen Kunft aus 
en ın den 
z Keel- 
fteigt fie 
‚ um fich noch ziemlich naher Vergangenheit reden zu hören, die ganz hiftorifch fertig fein 
foll, ohne mit dem Volke, das fie erzeugt hat, gleichmäfsig wieder fort- und auf- 
> Land ift zuleben. Und doch ift es nicht anders. Die Malerei der italienifchen Renaiffance 
ı und die | ift ebenfo eine gefchichtlich abgefchloffene Kunftwelt, wo nichts mehr hinzu 
deutfchen | noch hinweg zu thun ift, wie es in ähnlicher Weife die in der Zeit uns fo fern- 
‘hienenes ftehende claffıfche Sculptur des Alterthums ift. Mit folchen ganz fertigen grofsen 
Vorliebe Epochen gibt es keinen anderen Zufammenhang, als jenen, den man felbft auf- 
alerifchen fucht, den der Studien. Diefe find rein eine Angelegenheit des perfönlichen 
ftorbenen Bildungsganges; der allgemeine Kunftzuftand im Grofsen und Ganzen kann nicht 
en Schaf- lediglich das Gepräge folcher Studien tragen. Was der kunftbegabte Nachbar im 
ler Thier- Augenblicke malt und wie er es malt, wirkt da ganz ungleich entfcheidender, als 
von Luft was der grofse Vorfahr, fogar bei einem Volke vom älteften Kunftadel gefchaffen 
ie in den haben mag. Denn noch einmal: die Gefammtprodudtion kann nur von unmittel- 
baren, lebendigen Anregungen leben; fie mufs diredte Einflüffe und Impulfe er- 
ing ihren erfahren, fo fehr es dem Einzelnen für feine Kunftbildung auch frommen mag, 
n Hunde- auf eine gewiffe Strecke weit den hiftorifchen Weg einzufchlagen und in die 
‚erühmten Schule der älteren Vorbilder zu gehen. 
I. — Von Diefs Alles nun vorausgefetzt, wie fteht es da um die moderne italienifche 
nergifche Malerei? Was ift ihr bezeichnender Charakter, wenn fie nicht an die eigene 
Werth ift Renaiffance anknüpft und doch dabei echt italienifch, wirklich national fein foll? 
r Gattung Es ift eben eine ganz junge, aus den Bedingungen der Gegenwart neu heraus- 
und Jean gewachfene Kunft, nur bedingt originell, und diefs mehr in der Auffaffungsweife 
| gewiffer nationaler Stoffe und in dem allenthalben durchbrechenden italienifchen 
| Naturell, als in der künftlerifchen Behandlungsweile felbft, worin viel des An- 
| gelernten, ja felbft des flüchtig Abgeguckten unterlaufen mag; eine Kunft voll 
I 
| 
unruhigen juvenilen Drangs — fo zwar, dafs diefe Gährung kaum anders verlaufen 
könnte, wenn man dort in neuerer Zeit ganz von vorne angefangen und nicht large 
dafs die glorreiche Jahrhunderte voll der höchften Thaten des künftlerifchen Schaffens 
r Gegen- hinter fich hätte. Wo hätte fich auch da zunächft anknüpfen laffen? Jene clafhı- 
Alles nur ciftifche Richtung, dem Bonaparteftil Jacques L.David’s verwandt, welche in Mailand 
är gemie bei Andrea Appiani, in Florenz bei P. Benvenuti, in Rom bei Vincenzo Camuccini 
ıngerecht ihre vornehm kühle, malerifche Phrafeologie ausbildete, die fo bis in die 
ben läfst, dreifsiger Jahre nachhielt: fie war durch die rafcheren Pulfe unferer Zeit über- 
rthet; fo holt, die abfolut keinen Formalismus, kein akademifches Wefen mehr verträgt. 
liken, wo Frifche Anregungen gingen in neuerer Zeit von Oberitalien aus; wieder war 
- heiteren es das farbenfreudige Venedig, dann Mailand, ein wichtiger Vorort neuitalienifcher 
eferungs- Kunft, wo von Franco Hayez, von feinen Schülern Domenico und Gugl. Induno 
lann von für den Sieg des Realismus und der wärmeren coloriftifchen Behandlung tapfer 
. können. gewirkt wurde. Nun malte man fich in die kleineren, dem Leben näher ftehenden 
s nur der Gattungen ein: man fludirte die Strafse und ihre Gruppen, man bildete fich ein 
emalerei, Genrefach aus — da kam dem Italiener über Nacht das Zeitereignifs und die 
m kräfte- politifche Wendung feiner nationalen Zuftände ins Haus und die Morgenfonne 
politaner der neuen Epoche fchien auch den Malern in ihre Ateliers, direct auf ihre Lein- 
bensgang wanden, die nun mit einem Male in gröfserem Format befchafft werden mufsten 
ın, wo er Es trug diefs kaum zur Abklärung der italienifchen Kunftzuftände bei, ja es flörte 
st. Nach- geradezu ihre normale Entwicklung. 
ie letzten Der moderne Italiener hält fich nun auch mit demPinfel in der Hand feinem 
ch em ın politifch-nationalen Pathos verpflichtet und macht fich demgemäfs an Stoffe, die 
   
  
 
	        
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