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haarfcharf nach derfelben Richtung; fie faffen das, was er gemeint, im Kern und
folgen ihm nicht blos, wie es fonft häufig in diefer Gattung der Fall ift, als
fchwächlich nachdichtende Copiften. Es ift im Allgemeinen nicht rathfam, dafs
die Maler fich ihre Bilder herbeilefen; in diefem Falle, wo die malerifche Anfchau-
ung mit folcher Beftimmtheit hinzutritt, kann man fich jedoch die Illuftrations
kunft fchon gefallen laffen.
Doch auch da, wo die Engländer die wirkliche Gefchichte unmittelbar
im Bilde darftellen und fie nicht blos dem hiftorifchen Romane nachmalen, ver
halten fie fich der Auffaffung nach mehr illuftrirend, als dafs fie fich eine eigentlich
hiftorifche Compofitionsaufgabe ftellen würden. Hier auch geht ihre Tendenz aut
das Charakteriftifche, nicht auf den idealen Augenblick in der Begebenheit, der
künfllerifch fixirt und verewigt werden foll. „Des Herzogs von Argyli letzter
Schlaf“ von E.M. Ward, in lebensgrofsen Figuren gemalt, macht hievon wohl
eine Ausnahme und geht fchon im Format über die gewöhnlichen Abfichten des
hiftorifchen Genrebildes hinaus; auch ift die tiefe und ernfte Haltung der Farbe
fehr abweichend von dem feinen grauen Silberton und der fülsen bunten Färbung
benachbarter Bilder, fchon coloriftifch zufammenftimmend mit dem tragifchen Vor
wurf des Gemäldes. Unter den Aquarellen hat Gilbert’s „Einzug der Jungfrau
Jeanne d’Arc in das befreite Orleans“ einen hiftorifch bedeutenden Zug und eine
Breite und Kraft des Vortrages, wie man fie kaum bei den Oelgemälden im
benachbarten Saale vorfand.
Dagegen nimmt Yeames in dem Bilde „Königin Elifabeth den franzöfi-
{chen Gefandten nach der Bartholomäusnacht zur Audienz empfangend“ feinen
Gegenftand beiläufig fo, als ob er zuerft für eine grofse illuftrirte Zeitung ent
worfen und dann erft in Farben übertragen wäre. Der Moment ift wohl fehr
bezeichnend mit grofser vergegenwärtigender Kraft charakterifirt; aber in diefer
Weife ift man gewohnt, einen fenfationellen Staatsadt illuftrirt, nicht das hiftorifch
Bedeutfame malerifch ausgedrückt zu fehen.
In der englifchen Genremalerei begegnen fich zweierlei Züge, von
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denen man doch glauben follte, dafs fie fehr ferne abftehen: das Phlegma und die
Sentimentalität; der Humor geht fo zwifchen durch. Empfindfame Stimmungen
drücken fich nicht blos im Genre aus, fie verbreiten auch ihre Reflexe über die
regenfeuchten Horizonte der meift elegifch gehaltenen Landfchaften, in denen
auch der übliche Regenbogen felten fehlt. Der treffliche Philipp Calderon, der
in dem köftlichen Bilde „Nach der Schlacht“ einen fehr gefunden Humor ausfpielt,
läfst in einem anderen Gemälde „die Seele in das Antlitz der Geliebten fich
ausfeufzen“; S. L. Fildes („Stille und füfse Ruhe“) treibt gelellfchaftliche Con-
templation im Bilde und G. F. Watts malt fogar einen Todesengel. In diefe
fentimentale Stille fchallt der Lärm ganz aufmunternd herein, den die fchottifchen
Schuljungen des verdienftvollen, bereits hingefchiedenen Sir GHarvey machen.
Man fieht daraus, dafs die Freude über „die entlaffene Schule“ unter der Buben-
fchaft in aller Herren Länder gleich grofs ift. Auch Mar k’s „Zug der Bettler zur
Stadt“ ift trefflich gemalt und humoriftifch fehr gut charakterifirt.
Unter den Volksfiguren, die, wie es fcheint, in der modernen englifchen
Malerei nur befchränkteren Zutritt finden, ift manches Vorzügliche. In erfterStelle
der „Fayencehändler* von Nicol, ein Mufterftück jener {charf detaillirenden
englifchen Charakteriftik, die den Menfchen fo genau ins Geficht, ja bis in das
Gebifs des Mundes hineinfieht. Wir hätten da ein glänzendes Beifpiel jener Genre-
idualifirt, nicht den Typus oder ein Stück Volks
leben, fondern immer nur den einzelnen Mann als folchen fieht. — Dafs in der
englifchen Malerei neben den verfchiedenen, wohl aufgetakelten Fahrzeugen und
Marinen auch das Schiffsvolk feine Vertretung im Genre finden mufs, verfteht fich
von felbfl. Von J. C.Hook („Des Schiffsjungen Brief“, „Aufhiffen der Segel“
gab es in diefem Fache zwei bezeichnende Bilder. Hie und da klingt auch ins
Volksbild ein leifer Ton der Sentimentalität, aber daneben auch eine vollere und
kunft, die ganz porträtmäfsig indiv