6) 6 Dr. Jofef Bayer. |
I | ernftere Empfindung hinein. So befonders in den durch Reproductionen lang
| bekannten Bildern von Faed, deren unmittelbare Bekanntfchaft aus der Welt-
nach fei
|
ders hie
| ausftellung fchon defshalb, weil fie einen Höhepunkt der englifchen coloriftifchen gewiffes
! Technik bezeichnen, fehr intereffant fein mufste. „Die drei Waifen auf dem Fried- mächtig
hofe im Hochland“ find wohl die bedeutendften unter den vielen Darftellungen, mehr $c
HI in denen der mitleidsvolle Cultus des Waifenkindes von Italien bis zum Norden lifirende
in der Kunfthalle gepflegt wurde ; bei dem berühmten Bilde „Der Letzte feines liebevol
Stammes“ genügt die einfache Erwähnung, um die bedeutende Wirkung deffelben | nungen
in Erinnerung zu bringen. 7
Wenn man die wenigen Bilder, welche Figurenausdem Volke dar- | bezeichı
ftellten, durchmuftert, fo hat man den Eindruck, als ob fie alle die Probe des Ein- jede deı
laffes in das Vorzimmer beftehen könnten: fie find fein, anftändig und manierlich, künftler
haben ihr fauberes Sonntagskleid an und Exceffe find von ihnen ebenfowenig zu des hei:
befürchten, als man von ihnen eines freudigen, vollen Ausbruches des Volks- | Themfe
naturells gewärtig fein kann. Auch werden die Lente aus dem Volke nur einzeln in der B
in dem fafhionablen Salonbilde vorgelaffen, nıcht in gröfserer Menge, wo es doch tönende
nicht fo ruhig herginge. Das Interieur der Bauernstube und der Dorffchenke mit | Seite tr
ihrer Gemüthlichkeit und ihrem ftellenweife nicht ganz corredten Behagen — | Schauftü
diefes Lieblingsthema des deutfchen Genrebildes ift der englifchen Kunft fremd, | nahm.
fowie auch das englifche Volksthum kein rechtes urfprüngliches Bauernleben mehr |
aus; auc
hat. Dagegen dürfte das vornehmere Gefellfchaftsbild dort eine weit gröfsere
mit grän
3edeutung noch haben, als man es aus einigen, wirklich auserlefenen Proben der Natur d:
Ausftellung völlig entnehmen mag. An diefer Stelle it die nüchterne Eleganz | Landfch
der Farbengebung die ziemlich behutfame Delicateffe des Pinfels faft fymbolifch wogen, {
für die refervirte anftändig kühle und gemeffene Haltung des gefellfchaftlichen | kungen
Lebens in England. Die kräftige und entfchiedene Färbung der Franzofen, das landen“.
leichtfertig elegante Modecolorit eines Stevens wäre als malerifches Ausdrucks- zuheben,
mittel geradezu ein Attentat gegen die englifchen Gefellfchaftsideen. Jenes fchöne | dämmerı
| Bild vonFildes, das wir unter feinem fentimentalen Titel fchon früher erwähnten, fchaftsbi
eine Wafferpartie junger Herren und Ladies mit obligater Mufikbegleitung, ift fo | &
ein Stück gefellfchaftlicher Poefie nach englifchem Gefchmacke. | im Thier
In mehr realiftifchem Sinne geleitet uns Frith in die elegante Societät die wir
des Seebades von Ramsgate und fordert uns gleichfam auf, feine bezeichnenden Aquarel
und ergötzlichen Gruppen durch die Lorgnette zu betrachten. Er weifs uns dabei feiner fo
auch malerifch für die Luft- und Reflexwirkungen feines feinen und geiftreichen. hat das
Bildes im höchften Grade zu intereffiren. In gefchloffenem Raume fpielt das manier c
Behagen englifcher Häuslichkeit in der milden Beleuchtung des Bildes, auch da, und Glu
wo es eine Decoration aus früherer Zeit aufftellt, wie bei der trefflichen „Schach — fie fi
partie“ von Horsley. Sonft greift das Genre in wenig andere Gebiete hinüber. diefem S
Lewis: „Eine Strafse in Cairo“, Hod glon: „Der Schlangenbändiger“) macht
Das ethnographifche Studienbild (Elmore: „Auf den Dächern der Häufer“, John | Engländ
wirkend:
die orientalifche Mode mit und importirt aus dem Often einigen warmen Sonnen eine leic
fchein und kräftigere Localfarben in die englifche Malerei. Das Genre mit idealem | liegt, fie
Anfluge gräcifirt ein wenig, wie das trefflich componirte und gezeichnete Bild von | charakte
Leighton, einem Schüler Steinle’s in Frankfurt, das fich „Kleobulus und Kleo- | voll Vert
bule“ nennt; aber der antike Stoff ift mit falonfähigem Clafficismus ganz novel- wie die ı
liftifch behandelt. Findet die Mythe manchmal Einlafs, fo bedarf dagegen die | M
englifche Hochkirche keinen legendarifchen Succurs. In der englifchen Salon- | denen W
kunft — und eine folche ifl ja ausfchliefslich die Malerei des britifchen Infel- F. Wall
landes — wird derHerrgott aus dem Spiele gelaffen. Man hat dort fo viel ofhiciöfe entwicke
Andacht, eine fo ftreng eingehaltene Sonntagsfeier, dafs man darüber die religiöfen gegenüb
Anklänge in der Kunft wohl entbehren kann,
Die englifche Landfchaftsmalerei müfste man an Ort und Stelle ein.
gehend ftudiren, um über fie ein ganz zutreffendes Urtheil abzugeben. Sowie fich
überhaupt die landfchaftliche Natur im Bilde nach dem Menfchen richtet, das ift
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