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Der Schreibunterricht. >5
Leipzig, Ed. Peter’s Verlag, als fpäter Gaft zur Auftellung gelangt und geht
fowohl in den Schriftzeichen wie in der Transfcription mit dem entfchiedenften
Radicalismus vor.
Um den geehrten Lefern nicht parteiifch zu erfcheinen, da der Autor diefes
Werkchens der Verfaffer diefer Zeilen felber ift, fo wollen wir uns auf eine
möglichft kurze Auseinanderfetzung diefes neuen Schreibverfahrens befchränken.
AIlfo die neudeutfche Curfivfchrift ift eine vollkommen phonetifche Schrift, die
fchreibt, was das Ohr und wie es hört, oder der Geift zu hören fich vorftellt.
Da es ein Ding der Unmöglichkeit ift, wenn auch als Deutfcher nur in
deutfcher Sprache fchreibend, allen Fremdwörtern mit ihren von unferer Zunge
abweichenden Lauten, aus dem Wege zu gehen, fo ift es natürlich und von der
zwingendften Pflicht geboten auf diefe letztere ebenfo Rückficht zu nehmen wie
auf die nur deutfchen Laute.
Das Syftem eignet fich alfo ebenfo gut, jede andere Sprache lautgetreu zu
phonographiren, wie die deutfche felber.
Bei fo bewandten Verhältniffen wird es leicht begreiflich, dafs von
Orthographie nur in einem fehr befchränkten Sinne die Rede fein kann; denn
alle die graphifchen Behelfe oder beffer gefagt, Unbeholfenheiten, zu welchen
unfere Schreibung zu greifen gezwungen ift, wie Grofsbuchftaben, Dehn-
buchftaben, Schärfungsbuchftaben, Vocalablautungen, zwei-, drei- bis fechsfache
Möglichkeit, ein und dasfelbe Wort mit immer gleicher Lautung zu fchreiben
oder umgekehrt einen Buchftaben für die verfchiedenften Laute zu verwenden
u. f. w. fallen in dem neuen Syfteme weg und nur dasjenige wird gefchrieben,
einfach, unveränderlich, und mit ftets gleichen Lautwerthzeichen, was unfere
Sprechorgane, und höchftens bezeichnet, wie diefelben die Worte hervorbringen.
An Schnelligkeit übertrifft die neudeutfche oder richtiger, die Univerfal-
fchrift unfere jetzige Schreibmethode um das Dreifache und gewährt mehr als die
halbe Raumerfparnifs gegen die deutfche, lateinifche, griechifche, arabifche oder
was immer für eine der hiftorifchen Schreibfchriften.
An Verbindungsfähigkeit, äufserlicher Darftellung und Lefeficherheit fteht
fie kaum einer anderen der gebräuchlichen Schreibfchriften nach.
Diefes Schreibfyftem kann ohne grofse Anftrengung in einem einzigen
Monate erlernt und praktifch verwendet werden.
Hoffentlich wird in nicht allzu ferner Zukunft die Erkenntnifs fich Bahn
brechen, dafs im Schreibwefen, das gerade der überbürdeten Schuljugend und
dem intelligenteften Theile der Menfchheit fo viel koftbare Zeit raubt, und fo viel
überflüffige Arbeit verurfacht, eine Aenderung refpedtive Verbefferung eine
unabweislich gebieterifche Pflicht und ein nicht mehr von der Hand zu weifendes
Bedürfnifs it. Ebenfo wird man einfehen lernen, dafs nur eine auf den Prin-
eipien der Phyfiologie beruhende Phonographie es ermöglichen kann, mit einem
einzigen Alphabet alle Sprachen zu fchreiben und — zu drucken.
R. Malling Hanfen’s Schreibmafchine. Es ift ein bedeutender
Charakterzug unferer vielgeftaltenden Zeitepoche, dafs der Geift unaufhörlich
beftrebt ift und es in allen Zweigen der menfchlichen Thätigkeit, zum Theil
anbahnend, zum Theil aber mit entfchiedenem Glücke praktifch verfucht und
durchfetzt, fich von allem rein mechanifchen Wirken zu emancipiren, und Zeit und
Mufse für edlere Thätigkeiten zu gewinnen. Dafs trotz diefer Emancipation,
Arbeit undInduftrie, Handel und Verkehr nicht gelitten, fondern einen Auffchwung
genommen haben, den die vergangenen Jahrhunderte kaum ahnten,, fteht
Jedermann leuchtend vor Augen, der diefe — nicht abfichtlich fchliefsen
will. Ein läftiger und unverläfslicher Mechanismus z. B. ift das’Rechnen, fowie
es aufhört, die combinirenden Fundionen des Geiftes zu befchäftigen; man
erfand eine Rechnenmafchine, die, was Addiren, Multipliciren, Potenciren,
Dividiren etc. betrifft, mit grofser Leichtigkeit und Unfehlbarkeit operirt. Unfere
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