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ftatiftifche Tabellen, Programme etc. gaben über die Gefammtorganifation des Unter-
richtswefens und den gegenwärtigen Stand desfelben in der umfaffendften Weife Auf-
fchlufs, fo dafs von jedem einzelnen Unterrichtszweige eine klare Ueberficht
gewonnen werden konnte. Traditionell ruht der Schwerpunkt des Zeichenunter-
richtes in Baiern in den kunftgewerblichen Schulen mit den Centralftellen in
München und Nürnberg. Dex Gegenftand dient faft ausfchliefslich den Gewerben,
und wurden ihm aufser den praktifchen, felbft bis in die neuefte Zeit, keine
weiteren Abfichten unterlegt. Es darf wohl nicht auffallen, dafs in Baiern trotz
des Aufblühens der Kunft an Akademien, trotz der zahlreichen von kunftfinnigen
Königen gefchaffenen Sammlungen, Mufeen, Denkmäler etc. das Kunftverfländ-
nifs im Volke noch vieles zu wünfchen übrig läfst, da die Erziehung dafür in den
Schulen bisher gänzlich mangelte. Und diefs bleibt denn doch ftets der Haupt-
zweck des Zeichenunterrichtes, dafs das Auge für das Formenlefen und für das
Begreifen derfelben erzogen werde. Seit die deutfche Kunft durch Cornelius
wieder erweckt wurde, haben fich für diefen Unterrichtszweig nach genannter
Richtung ja fo viele Bahnen erfchloffen, dafs es am meiften Befremden mufs, wenn
in dem Lande, wo diefe Wiedergeburt der deutfchen Kunft fich vollzog, der
Erziehung des Volkes dafür keine Beachtung gefchenkt wurde. „Obgleich der
Zeichenunterricht“, fagt J. Bahm in feinem ftatiftifchen Handbuch des baierifchen
Volksfchulwefens (1872), „[chon nach dem Lehrplan vom Jahre ı81r obligater
Unterrichtsgegenftand der Volksfchule ift, wird er an den meiften Volksfchulen
bis heute nicht gepflegt; nur in den gröfseren Städten wird er theilweife gelehrt,
und ift es mehr als auffallend, dafs gerade in Nürnberg, der erften Gewerbeftadt
Baierns, diefer Lehrzweig gar nicht cultivirt wird.“
Was von Schülerarbeiten aus den baierifchen Volksfchulen vorlag, zeigte
auch bei den wenig bedeutenden Erfolgen keine ausgefprochene Methode. Eine
Ausnahme bildeten hierin nur die Münchner Schulen, wo nach dem neuen Lehr-
plan vom Jahre 1872 fchon in der erften Claffe mit dem Zeichnen auf Schiefer-
tafeln begonnen und in den nächften Claffen dann auf Papier von den einfachen
geometrifchen Formen zum Conturornamente vorgefchritten wird. Den befferen
Methoden fchloffen fich auch die Schulen von Kirchdorf und Aichbach an, in
welch’ letzterem Orte auch die ftigmographifchen Hefte mit Nutzen in Verwen-
dung ftehen.
Es mag jedenfalls vielfach mit Urfache an der geringen Pflege des Zeichen-
unterrichtes in den baierifchen Volksfchulen die getheilte, unfyftematifche Vor-
bereitung der Lehrer an den Seminaren fein Die vorgelegten Arbeiten zeigten
diefs in auffälliger Weife. Das Gefetz für die Bildung der Lehrer vom Jahre 1866
fchreibt für die drei Curfe folgenden Gang vor: „I. Curs: Uebungen des Auges
und der Hand im Zeichnen nach entfprechend grofsen Körpern mit ebenen Ober-
flächen; Erläuterung des Sehens und fonach erfte Andeutung über Perfpective;
Uebungen von regelmäfsigen Curven und Spiralen als Grundform für Ornamentik.
II. Curs: Zeichnen einfacher römifcher Ornamente nach Wandtafeln und, wenn
thunlich, auch nach plaftifchen Vorlagen. Zeichnen der Proportionen des menfch-
lichen Kopfes und feiner Eintheilung in einfachen Umriffen. II. Curs: Fort-
fetzung der Uebungen im Zeichnen nach Wandtafeln und nach dem Runden.
Zeichnen des menfchlichen Kopfes und feiner einzelnen Theile in verfchiedenen
Gröfsenverhältniffen. Linearzeichnen: Auftragen, Theilen und Meffen gerader Linien,
ebener Winkel und Figuren, Conftrudtion von Mafsftäben mit Beihilfe von Lineal-
und Reifszeug.‘“ Die zahlreich vorliegenden Leiftungen der verfchiedenen
Lehrerbildungs-Seminaren zeigten, dafs diefen Forderungen nur theilweife ent-
fprochen wird; dabei waren von keiner Anftalt die Blätter in fyftematifcher Folge
geordget, dafs ein Einblick in das methodifche Fortfchreiten hätte gewonnen
werden können. Auch der Mangel guter Originale machte fich vielfach geltend.
Herdtle’s für die Volksfchulen fo praktifche Ornamente waren aufer den
Anftalten zu Straubing und Rofenheim nirgends zu finden; meift werden ver-
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