Full text: Der Zeichnen- und Kunstunterricht (Heft 36)

   
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Vorlagewerke für die erfte Stufe des Unterrichtes find in letzterer Zeit in 
Paris maffenhaft producirt worden, und ift im Ganzen zu bemerken, dafs das 
Hauptaugenmerk an bei Beginn des Unterrichtes auf eine künftlerifche, freie 
Darftellungsweife gerichtet ift. Es handelt fich dabei nicht — a rin unter- 
fcheiden fich die Franzofen wefentlich von den Deutfchen — um die egründung 
Form, um den geometrifchen Aufbau derfelben; das Geradlinige wird rafch 
abgethan oder einfach überfprungen, und fogleich auf den Gegenftand, auf das 
‚kelte Ornament hingearbeitet, und finden überhaupt lange Contour- 
übungen als folche felten ftatt. 
die gefammten Kunfleiftungen der Franzofen dahin ausgehen, zu 
intereffiren, den Moment im Brennpunkte zu erfaffen und in reicher Abwechslung 
das Auge anzuregen, fo finden wir auch in den erften Unterrichtsmitteln d 
Zeichnens fchon diefen nationalen Zug deutlich ausgefprochen. Es hat gewifs in 
vielen Beziehungen fein Gutes für fich, wenn in der erften Altersftufe des Kindes 
die Phantafie an Formen, welche unmittelbar aus dem Leben genommen find, 
genährt wird und das Zeichenheft zunächft den Zweck des lehrreichen Bilder- 
buches erfüllt, aber zugleich damit die Gel nn nheit geboten ift, auf leichtem Wege 
die Formen nachahmen zu können. Das Intereffe für das Schöne fchon in einer 
Zeit anzuregen ünd feftzuhalten, wo mehr nn minder unbewufst die Thätigkeiten 
des Geiftes fich erft entfalten, ift allerdings ein pädag edifche Kunftftück; es kann 
aber auf ficheren Erfolg gerechnet werden, wenn fich das Belehrende dem Inftinc- 
tiven der menfchlichen Natur anfchliefst. So wie jeder andere Gegenftand bedingt 
auch das Zeichnen für jede Stufe eine gewiffe geiftige Reife; das Schauenlernen 
als die Hauptdifeiplin dafür, kann aber nur durch einen reich gepflegten, ange- 
  
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meffenen Anfchauungsunterricht gehoben Be 
Von den neueren Kuren nungen für die erfte Stufe des Formenunterrichtes 
ern hier bloß die hervorragenderen namhaft 
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feien von den thätigen Parifer V ee 
gemacht. „L’ecolier Parifienne“, fimples modeles de deffin avec efquif ffe (Monrocg) 
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bietet in kleinen Heft ten eine Collection einfacher Formen aus den verfchiedenen 
Fächern des Zeichnens und hat, wie das Motto auf dem Titelblatte fagt, denZweck, 
die Hand im Linienziehen zu unterrichten und das Auge für dieForm zu erziehen 
Die Figuren find in kräftigen Contouren durchgeführt und daneben (rechts) im 
feinen Rifs, welcher anfangs blofs nachzuziehen ift; in der Folge wird dann das 
Copiren felbftftändiger. Staunenswerth ift der Preis,'zu welchem die Hefte (bis jetzt 
0o)im Handel erfcheinen, &: Io Centimes. 
In ähnlicher Weife, aufserdem aber noch mit kurzem, erläuterndem Texte 
verfehen, find die Hefte „Le deffin pour tous“, (Methode Caffagne) eingerichtet. 
Das ganze Werk geht 'zwar weit über das Darftellungsvermögen der Kinder, für 
die es beflimmt ift, hinaus, befonders wäre diefs bei den Etudes du genre zu 
bemerken, aber der Zweck ift eben, mehr das Auge als die Hand für die Formen 
zu erziehen und vorzugsweife diefes mit dem Wichtigften und Schönen aus Kunft 
und Natur bekannt zu machen. Dafür erfcheint in der für den Formen- und Zeichnen- 
unterricht überaus thätigen Verlagshandlung Monrocgq freres überdiefs das 
Fourmal; „Le Detit artifte“ (jeden I. und 15. des Monats), in welchem in buntefter 
Abwechslung aus allen Gebieten des Zeichnens Motive mit kurzem Text vorgeführt 
werden. Wer die bisher erfchienenen Bände durchblättert, wird anerkennen Se 
dafs fowohl die Wahl als die mitunter ganz künftlerifche Ausführung der Objecte 
danach angethan ift, für den Formenunterricht anregend und zweckdienlich zu 
wirken. Um das Kind für die Nachahmung der Formen zu intereffiren, find auch 
Luzanne’sSchiefertafel-Vorlagen ein ganz empfehlenswerthes Mittel. Die Z <ich- 
nungen find auf der linken Hälfe der Fläche roth ausgeführt und werden durch 
eine vertica elite Glasplatte auf die. andere leere Hälfte gefpiegelt, we 
die Hand des Ze ichners die Contouren dann nachfährt. 
Die bias d’ enfeignement pratique du deffin, par J. Carot“, die „Cahiers 
esquiffes de deffin d’ornement, par A. le B£alle“, fowie die Arbeiten von 
  
  
    
  
   
   
  
     
  
     
  
   
    
       
   
  
  
   
    
    
  
    
   
    
    
  
        
  
       
     
    
   
     
          
      
  
    
     
     
    
     
      
    
     
  
  
  
  
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