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mit 9 bis Io Jahren in den Anftalten zu zeichnen, und zwar Freihand- und Linear-
zeichnen als ganz getrennte Fächer. Es entfallen dadurch im Freihandzeichnen
die Vorübungen in den geometrifchen Formen und wird, wie fchon erwähnt,
fogleich auf das ha Ornament losgefteuert. Die zumeift in Verwendung
ftehenden Vorlagen find die bereits genannten von P. Victoris und Athanas; auch
zum Theile noch von ]J. Carot. Die betreffende Zeichnun g wird von dem Lehrer
grofs auf der Tafel vorgezeichnet und erklärt; jeder Schöle (bei gröfserer Anzahl
auch je zwei) hat dasfelbe Original als lithograp hirte Vorlage vor fich in derfelben
Ausführung wie die Zeichnung erfcheinen foll. Die Schüler zeichnen allerorts auf
leichtgetontem Papier mit Koll und corrigiren durch Wegwifchen (mit Feuer
{chwamm oder Tuch) die Formen fo lange, bis fie richtig erfcheinen; dann folgt
die Ausführung in Kreide oder auch in B He: ftift. Die vorgelegten Schülerarbeiten
zeigten auf diefem Wege oft ganz A hende Erfolge und find davon jene der
Ecole de St. Sulpice (Paris) und St. Michael (Havre) befonders hervorzuheben.
Durch die Methode, das plaftifche Ornament nach der Vorlage zu üben, ift er
Uebergang zum Gypszeichnen ein viel leichterer, als von den bei uns en be
eingeführten Contour- (Feder-)Ornamenten. In denzahlreichen, mit den ee
Unterrichtsanftalten verb undenen Penfionaten in Frankreich, die befonders in den
Provinzftädten vielfach von den „freres“ beftellt find und fich oft Schüler bis zum
Alter von 14 bis ı0 Jahren befinden, wird das Natur- (Gyps-) Zeichnen meift mit
den beften Erfolgen betrieben. Die Modelle gehören im Ornamente faft aus-
fchliefslich der Renaiffance und im Figuralen der Antike an.
Von den maffenhaft vorgelegten Portefeuillen aus den verfchiedenen Unter-
richtsanftalten in der Provinz zeigten leider nur wenige einen fyftematifchen Lehr-
gang; es fanden fich en nur ausgewählte Schauftücke von bevorzugteren
Schülern, die mitunter allerdings unfere Bewunderung in Anfpruch nahmen, aber
für den eigentlichen Zweck . Ausf elle wenig mafsgebend waren. Nur das
konnte aus Allem conftatirt werden, dafs jeder Lehrer fein ihm befonders zufagendes
Genre pflegt und ein einheitliches Princip im Allgemeinen nicht durchgeführt ift.
In < der Rege! culminirt der Zeichenunterricht an den genannten Anftalten blofs
in der virtuofen Mache, und artet, da ihm pofitive Ziele ferne liegen, auch oft in
leeren Dilettantismus aus. So werden beifpielsweife in der &cole communale in
Marfeille on den verwerflichen grofsen Julien- (Kreide-) Köpfen, faft aus-
fchliefslich eiligenbilder nach fchlechten Lithographien gezeichnet; in dem
Penfionat es Jofef zu Beauregard-Thionville nebft Ornamenten, Fi iguren und
Landfchaften, aus en sichtlich war, dafs das Zeichnen dafelbft nur zur
Unterhaltung dient. In Befangon wird wieder die Kohlenlandfchaft geübt etc.; —
dagegen brachte das P enfionat zu Touloufe einen ziemlich fyftema \tifch en
geftellten Lehrgang von den einfachften ge eometrifchen Formen an bis zum frei
entwickelten Ornamente. Gute Gypszeichnungen fanden fich in den Mappen der
Anftalten von Moulins, Rouen und Clermont, wo auch nach den neueren Vorlage-
werken mit Erfolg g ee eitet wird. In den bedeutenderen Städten find mit den
meiften diefer Anktalt ten auch Abendcurfe verbunden, die von Gewerbetreibenden
befucht werden und an welchen das Zeichnen demgemäfs mehr a betrieben
wird. Vorzügliches wird in diefen Curfen im conftrudtiven Zeichnen geleiftet
wie überhaupt das Linearzeichnen fchon in den unteren Untenieht nahen gut
sepflegt wird; aber auch im freien Zeichnen lagen fehr lobenswerthe Arbeiten
vor. Wir heben hier nur die der Schulen St. Auguftin und St. Etienne du Mont
Paris) hervor. Ausgezeichnete Zeichnungen nach Gyps hatten die Schulen von
Reims und Belison. vorgelegt. Wir kommen damit wohl fchon auf das Gebiet
der Specialfchulen, in welchen bekanntlich das Z
Zeichnen in Frankreich am meiften
florirt; vorerft haben wir aber nur noch einen Blick auf die höheren Volksfchulen,
die Lyceen (die Ecoles fecundaires überhaupt) zu werfen, an welchen der
Zeichenunterricht weniger fachlich, als vielmehr allgemein bildend betriebeı
werden foll.