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Der Zeichen- und Kunftuxterricht.
angewendet werden. Die ausgeftellten Photographien von Chicago, Cincinnati
und Philadelphia gaben darüber charakteriftifche Beifpiele.
Nur wohl organifirte Mufeen und tüchtigen Kunftunterricht in der
Schule läfst fich der Gefchmack erziehen; in beiden Punkten aber fteht Amerika
noch auf der unt a ‚Stufe. Wenn wir hier zunächft von der Schule fprechen, fo
mufs allerdings zug ns ‚en werden, dafs ihre Bedeutung überall wohl erkannt wird
und dem Eihtersieht die reichften Mittel zu Gebote ftehen. Dem amerikanifchen
Schulhaufe wurde 7 der Ausftellung von Fachmännern viel Beifall zu Theil; das
Unterrichtsmateriale kann in den Unionftaa ten mufterhaft genannt werden: aber
damit ift noch nicht Alles erreicht; die erfte Bedingung bleibt in der Schule
immer die Lehrkraft, und daran mangelt es in Amerika noch allenthalben,
abgefehen dafs noch kein Syftem in Bezug auf Kategorien der Schulen exiftirt und
jeder Staat, ja vielleicht jede Stadt andere Einrichtungen befitzt, was ebenfalls
einer gedeihlichen Gefammtentwicklung des Bi ldungswefens hinderlich ift. Es
mufs daher begreiflich erfcheinen, wenn Hochfchulen im Charakter der euro-
päifchen bis jetzt nicht zu Stande kamen.
Trotz diefer minder günftigen Aufpicien haben fich aber und befonders in
letzterer Zeit vielfach Stimmen erhoben, dafs das Zeichnen in den Schulen ein-
geführt werde, und zwar mit den at entiönen! wie es in neuerer Zeit in nn
gefchieht. In den hervorragenden Städten wird es auch bereits betrieben und
lagen Refultate in der Au fellung vor. Diefelben konnten wohl fchon der nr
ten Umftände halber nicht von befonderer Bedeutung fein, felbft wenn die beften
Originale und die befte Methode in Verwendung fländen; aber gerade der letz-
tere Punkt läfst am meiften zu wünfchen übrig. So wird an a Schulen im
Zeichnen Unterricht ertheilt, ohne dafs der betreffende Lehrer felbft befondere
Kenntnifs von dem Gegenftand befäfse und dazu meift die Berliner Schule (von
Hermes) als Vorlage benützt! Hie und da find wohl in den gröfseren Städten
eigene Zeichenlehrer beftellt, aber wie foll ein rationeller Unterricht möglich
fein wenn diefelben meift in einer Ueberzahl von Schulen befchäftigt find? So
fagt ein Bericht aus Toledo (Ohio), dafs dafelbft für 74 Schulzimmer ein allgemei-
ner Lehrer für Zeichnen beftimmt ift!
Die Methode war in den ausgeftellten Arbeiten diefer Schulen nicht zu
erfehen; dasfelbe gilt von dem „Grammar Schools“ zu New-York, wo nur Land-
fchaften, Thiere, Blumen etc. gezeichnet werden. Blofs hie und da wird der Ver-
fuch gemacht, geometrifche Körper nach der Natur darzuftellen, was bei der
mangelhaften Vorbildung der Schüler jedoch wenig Erfolg zeigte. Von einigen
höheren Schulen in New-York waren (von 12- bis 1Sjährigen Schülern) hinter Glas
Zeichnungen von Gefäfsen, Geräthen etc., dann Copien von Köpfen, Landfchaften
und Thieren (nach Hermes und Julien) ausgeftellt, die wohl etwas beffer gear-
beitet waren, aber mehr als „Bilder“ fungirten, als dafs dadurch der Unterricht
illufrirt worden wäre. Eine Anzahl Orsenfähte (nach Bauer’s Vorlagen) waren
fo gleichmäfsig copirt, dafs es zweifelhaft erfchien, ob unter den verfchiedenen
Namen, die fich unterfchrieben fanden, auch verfchiedene Hände wahrzunehmen
waren. In Chicago fteht es ebenfo; nur werden dafelbft nebenbei viel Landkarten
gezeichnet und dabei das Hauptgswicht auf die farbige Umränderung der Meere
Seleat. 22 DIE a fir den Zeichenunterricht in den Schulen diefer Stadt
($. 16) betont nur die Wichtigkeit und den Werth des Gegenftandes für die ver-
fchiedenen ne eige ud enthält kein beftimmtes Programm für den Stufen-
gang im Unterrichte.
Von dem „Common Schools“ in Cincinnati lagen in wahren Prachteinbän-
den Schülerarbeiten vor, wo im Zeichnen von der ganzen Claffe derfelbe Gegen-
ftand gezeichnet war, fo dafs ein und diefelbe Figur fich in einem Bande ei 50
bis 66 Mal dee Es waren meilt kl eine geometrifche Ornamente,
* Wurde behördlich angeordnet.