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Das gewerbliche Unterrichtswefen. 9
Anftalt geftiftete volkswirthfchaftliche und gefellfchaftliche Nützen rechtfertigt den
grofsen Jahresa aufwand von ungefähr 30.000 Gulden füddeutfcher Währung.
Von den übrigen württembergifchen Fachfchulen verdienen aufser der
Frauen- er frichu zu Reutlingen abgefonderte Erwähnung nur die vier Webe
fchulen zu Reutlingen, Heidenheim, Sindelfingen und Leuchtingen, da die Fort
bildungsfchulen in- Württemberg theilweife eb kon Charakter befitzen und fo
eine gröfsere Anzahl felbftftändiger Fachfchulen als entbehrlich erfcheinen laffen.
Grofsartig entwickelte Fortbildungsfchulen bilden die eigentlichfte Specia-
lität des w ürttembe ergifchen Unterrichtsw Hinfichtlich ihrer inneren Einrich
tung theilen fie fich in nachfolgende Gruppen:
Stadtfchulen, in welchen Sonntags- und Abendunterricht in gewerb-
lichen und commerciellen Fächern ertheilt id, und bei welchen oftene Zeichen
fäle beftehen. Solche gibt es in Stuttgart, Ulm, Heilbronn, Reutlingen und
Ravensburg. Numerifch kömmt unter diefen Stuttgart der erfte Rang zu, da dort
neben der vereinigten Sonntags- und Abendfchule und einer kaufmännifchen Fort-
bildungsfc hule auch eine w eibliche Fortbildungsfchule befteht.
stadtfchulen, in welchen blofs gew rbdicher Sonntags- und Abend-
neh ertheilt wird, und in welchen offene Zeichenfäle beftehen. Deren gibt
es 15. Unter diefen w ie den relativ ftärkften Befuch die Schulen zu Ehingen und
Geislingen auf.
Schulen, welche gewerblichen Sonntags- und Abendunterricht ertheilen
und welche keine ofienen Zeichenfäle befitzen, deren beftehen 92 in 71 Städten
und 21 Dörfern.
ewerbliche Abendfchulen ohne Sonntagsunterricht gibt es in 4 Städ-
ten und 6 Dörfern, und
Zeichenfchulen ohne anderen Fortbildungsunterricht in 13 Städten und
20 Dörfern.
Wenn wir uns hier über diefen bemerkenswerthen Unterrichtsorganismus
nicht weiter verbreiten, fo gefchieht diefs mit Rückficht auf die intereflante
Publication, welche die kan ehche Commiffion für die gewerblichen Fortbildungs-
fchulen in Württemberg aus Anlats der Wiener W eltausftellung herausgegeben hat.
In diefem 57 Seiten ftarken , lehrreiche hiftorifche und fta ‚tiftifche Daten enthal-
tenden Werkchen wird der Sehuilmann die Mittheilungen fo mancher w erthvoller
Erfahrungen niedergelegt finden, und es enthebt uns diefe Veröffentlichung —
nebenbei bemerkt die einzige ihrer Art von allen an der Ausftellung theilnehmen-
den Staaten Deutfchlands — einer ausführlicheren Darftellung, welche ja ohne
diefs kaum mehr als eine Abfchrift der genannten Publica tion zu fein vermöchte.
Auf die zur Ausftellung gebrachten Leiftungen der württemberg’fchen Schulen
kommen wir fpäter zurück.
Baden. In dem kleinen „Mufterftaate* Baden find gewerbliche Fort-
bildungsfchulen feit einer Regierungsverordnung vom Jahre 1834 allmälig ins
Leben getreten. Gegenwärtig 43 an der Zahl, theilen fie fich in der Regel in
zwei Cleffen und lehren Arithmetik, Geometrie, Dechmen, induftrielle W leichafts-
lehre, deutfchen Auffatz, fowie nach Bedürfnifs Naturkunde, Mechanik und Model
liren. Ein leifer Anflug fachlicher Tendenz tritt an einigen diefer Schulen hervor.
Seit 1870 findin C Calaulie Fachcurfe zum Zwecke der Ausbildung von Lehrerinen
für weibliche Handarbeiten errichtet worden. Wenn auch den Gewerbefchulen im
a en Unterrichtswefen eine geringere Rolle zukommt als im württem
bergifchen, fo erfcheinen diefelben isch Im Verhöltnife zum Umfange des Landes
dene genug entwickelt und geniefsen ihre Leiftungen in den rchmänntichen
Kreifen Peulchlands auch eines dar günftigen Ries,
Hiemit find wir am Schluffe unferer "Darftellung angelangt, da wir, um
nicht allzu weitfchweifig zu werden, die kleinften Staaten um fo mehr übergehen
zu dürfen glauben, als in ihnen felbftftändige Entwicklungen des gewerblichen
Schulwefens nicht hervorgetreten I find und wol auch nicht hervortreten konnten,