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Das gewerbliche Unterri
rebenden ftiliftifchen Tendenzen fchönes Zeugnifs ab. Eine mehr romantifche
htung charakterifirte die zahlreichen vom Atelier des Kunft-Gewer be-
reftellten Entwürfe, welche von fehr verfchiedenem
Werthe waren. Einige recht wirkungsvoll componirte und auch in der Farbe
gelungene Compofitionen von Möbeln und Geräthen theilten Mappe oder Wand
mit den bizarrften Abgefchmacktheiten. Letztere bildeten jedoch glücklicherweife
nicht die Mehrzahl und einige Entwürfe von Seitz und von Barth, welche die
Witze einer fchlimmen Zeit des Verfalles mit Vorliebe cultivirten und Schwäne mit
abnehmbarem Kopfe zu Trinkpocalen, deutfche Reichsadler zu Effig- und Oel-
gefchirren, Pantoffel zu Salz- und Pfeffergefäfsen als Motive verw endeten, wurden
durch manches fchöne, phantafievolle Blatt, in welchem die willkürliche und
phantaftifch fpielende Compofitionsweife einer gewiffen malerifchen Wirkung und
märchenhaften Reizes nicht entbehrte, reichlich aufgewogen.
Ein Anflug viel edlerer Romantik tritt wie ein Familienzug in vielen Lei-
ftungen der Nürnberger Kunftgewerbe-Schule auf; aber nicht fowohl
blofs mittelalterlicher Romantik als vielmehr auch jener Romantik, welche der
Zeit der Wiedererweckung des Culturlebens der antiken Völker, der fchöpferifchen
Epoche des XVI. Jahrhundertes in den Augen des fehnfuchtsvollen Sohnes des
Säculums der Eifenbahnen innewohnt. Diefe anfehnliche Nürnberger Anttalt hatte
die Ausftellung mit Zeichnungen, Schnitzarbeiten, Gypsmodellen und Cifelirarbeiten
ihrer Schule fehr reich befchickt und nahm in ihrem Gebiete den erften Rang im
deutfchen Unterrichtspavillon ein.
Schöne Entwürfe von Renaiffancemöbeln, gut gemach
nungen, reizende Holz-, Metall- und Gypsarbeiten fprachen es beredt aus, dafs
die feit Entdeckung des Caps der guten Hoffnung und feit der grofsen Bahnverän-
derung des Welthandels allmälig verfunkenen Ueberlieferungen in unferen Tagen
wieder erwacht find und dafs eine grofse Epoche, in der Nürnberg, den in Kauf-
mannsgefchäften erworbenen Reichthum den Werken der Schönheit zuwendend,
fich eine eigene charaktervolle Kunftwelt fchuf, von nun an nicht mehr vergeffen
ift. Solche fernwirkende, mächtige Vergangenheit mag es erklären, dafs hin und
wieder ein archaifirendes Gepräge den Compofitionen der Nürnberger Schule
aufgedrückt erfcheint; eine gewiffe Magerkeit, welche an manchen kunftgewerb-
lichen Arbeiten auffällt, hängt hiemit zufammen und ift übrigens der Eigenart
diefes Stils vollkommen angemeffen. Man wird da an ein anderes Kunftgebiet
und an ein treffendes Wort Grillparzer’s erinnert, das eine Gattung deutfcher
Poefie als „Nürnbergerei“ bezeichnete.
Die Nürnberger Kunftgewerbe-Schule fteckt fich fo hohe Ziele, dafs ein
detaillirtes Eingehen auf ihre Leiftungen mehr die Aufgabe des Kunftreferates
als des unferen ift, wefshalb wir uns auf obige allgemeine Bemerkungen befchrän-
ken und die an der Ausftellung der Anftalt hervorgetretenen Mängel hier nicht
erörtern zu follen meinen.
Königreich Württemberg. Vollftändiger als alle anderen deutfchen
Staaten hatte auf der Wiener Weltausftellung das Königreich Württemberg die
verfchiedenen Zweige feines gewerblichen Schulwefens zur Anficht gebracht und
dadurch den Befucher in die Kenntnifs der ganzen Stufenleiter feiner den indu-
ftriellen Claffen dienenden Lehranftalten verfetzt.
Der für fämmtliche Gewerbetreibende gleich wichtige Gegenftand, welcher
nicht mit Unrecht die Sprache der Technik genannt worden ift, das Zei chnen,
wird an den württembergifchen Volksfchulen fo weit gelehrt, dafs der Unterricht
an den Fortbildungsfchulen an eine bereits vorhandene elementare Ausbildung
in diefem Lehrfache anknüpfen kann.
Defswegen war es auch vom Standpunkte des gewerblichen Unterrichtes
von grofsem Intereffe, die Art kennen zu lernen, wiean denLehre rfeminarien
die künftigen Volksfchul-Lehrer zur Ertheilung des in Württemberg feit nunmehr
zwanzig Jahren in ftets gröfserem und gröfserem Umfange eingeführten, heute an
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ereinesin München aus
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