Full text: Landwirthschaftliche Lehre und Forschung (Heft 61)

  
    
    
   
   
   
   
   
  
  
   
  
  
  
  
   
    
   
   
    
  
   
  
   
    
    
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
     
   
  
    
   
   
    
  
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Landwirthfchaftliche Lehre und Forfchung. 
ob das landwirthfchaftliche oder das gewerbliche Intereffe in einer Gemeinde 
das vorwiegende ift, da in vielen Fällen kleinere Befitzer zugleich Handwerker 
find. In Folge deffen wurde denn auch der Lehrcurs für Volks-Schul- 
lehrer allmälig mehr und zuletzt fat ganz’feımnes landwirth- 
{chaftlichen Charakters entkleidet. 
An «den Schullehrer-Seminarien hat man feit einigen Jahren, um die zukünf- 
tigen Volkfchul-Lehrer zur Ertheilung des Fortbildungsunterrichtes befähigter 
u machen, dem Unterrichte in den Naturwiffenfchaften eine gröfsere Ausdehnung 
eveben und ift zu diefem Zwecke von der Staatsregierung die Erweiterung der 
nterrichtszeit an diefen Anftalten von zwei auf drei Jahre angeordnet worden. 
Der auf der Weltausftellung zur Anfchauung gebrachten ftatiftifchen Karte 
überdas Fortbildungs-Schulwefen in Heffen waren nicht Nachweife über das eigent- 
liche landwirthfchaftliche Fortbildungs-Schulwefen, beziehungsweife ein 
folches auf dem flachen Lande zu Grunde gelegt, fondern es gab diefelbe nur ein 
Bild über den Stand des heffifchen Fortbildungs-Schulwefens überhaupt. Gegen- 
wärtig find im Grofsherzogthume thätig 147 Schulen mit 3812 Schülern, die fich 
nach Provinzen fo vertheilen: 
N 
Q 
N 
Provinz Schulen Schüler. 
Starkenburg 93 2243 
Oberheffen 36 954 
Rheinheffen 18 015 
Davon find in den Kreifen der ländlichen Bevölkerung 126 Schulen mit 
2724 Schülern. Der Aufwand für diefe Schulen, ebenfo wie die für den Befuch 
des Lehrercurfes von den Lehrern zu beftreitenden Koften werden von den 
betreffenden Gemeinden theils ganz getragen, theils werden hiezu von landwirth- 
fchaftlichen Vereinen, Sparcaffen etc. nicht unerhebliche Zufchüffe gewährt. Die’ 
Staatsregierung beabfichtigt, den Fortbildungsunterricht in denjenigen Gemein - 
den, in denen ein folcher bereits befteht oder der Gemeindevorftand die Ein: 
führung befchliefst, obligatorifch, und zwar für die Gemeinde, die Lehrer und 
die aus der Volksfchule entlaffene Jugend zu machen. 
An landwirthfchaftlichen Fachunterrichts-Änfalten befte- 
hen im Grofsherzogthume vier Ackerbau-Schulen (je zwei in den Provinzen Starken- 
burg und Oberheffen), die höhere landwirthfchaftliche Lehranftalt zu Worms 
(Rheinheffen) und das landwirthfchaftliche Inftitut an der Univerfität Gieffen 
(Oberheffen). Von den vier erfteren find drei ausfchliefslich Unternehmen der 
betreffenden landwirthfchaftlichen Provincialvereine und eine geniefst nur eine 
Subvention durch den Provincialverein. Der Gefammtaufwand für diefe vier 
Schulen beträgt circa 6000 fl. und find diefelben mit Lehrmitteln und Lehr- 
kräften gut verfehen. Die landwirthfchaftliche Lehranftalt zu Worms ift ein Privat- 
unternehmen. Die Zahl der Theilnehmer an diefen Anftalten, von denen letztere 
fich nur auf die fünf Wintermonate von November bis März erftreckt und auf 
zwei Curfe in zwei Winter: vertheilt, beträgt zufammen 150 bis 200 in jedem 
Winter. Für die Aufnahme in die erfteren ift erforderlich, dafs die Schüler das 
15. Lebensjahr überfchritten haben, aus der Volksfchule entlaffen find und in der 
Landwirthfchaft bereits praktifch thätig waren; letztere verlangt das zurückgelegte 
ı8. Lebensjahr, eine höhere allgemeine Vorbildung und ebenfalls vorausgegan- 
genes Prakticum. Das landwirthfchaftliche Inftitut zu Gieffen, mit der Univerfität 
verbunden, fetzt eine gleiche Vorbildung voraus, wie fie für den’ Befuch der 
Univerfität gefordert wird. Die Theilnahme on demfelben erftreckt fich vorzugs- 
weife auf die Cameral- und Forftwirthfchaft-Studirenden und weniger auf prak- 
tifche Landwirthe. 
Aufser den vorerwähnten Anftalte® werden von den landwirthfchaftlichen 
Vereinen in jedem Jahre Curfe für Wiefenwärter, Obftbaum-Wärter, Hufbefchlag 
Schmiede abgehalten. 
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