Full text: Anlage, Einrichtung und Lehrmittel der Volks- und Mittelschule (Heft 72)

  
  
  
  
  
18 Dr. Erasmus Schwab. 
Volksfchule, aus dem prachtvollften rordifchen Nadelholze gearbeitet, gaben 
durch ihre freundliche, lichte Farbe in dem architektonifch gedachten Schul- 
zimmer einen reizenden Anblick und verliehen dem ganzen Objecdte etwas Vor- 
nehmes. Jedes Subfellium hatte eine fchliefsbare Pultlade, deren Tafelplatte in 
die Schreibftellung vorzufchieben war; vorn befand fich ein fenkrechter Rahmen 
zum Einfchieben der Schiefertafel des Schulkindes. Durch Einfchieben eines 
Stiftes in Löcher, welche die durchbohrten Träger des Sitzes hatten, wurde der 
Sitz verftellbar gemacht. So ungemein anziehend diefes elegante Pult neuefter 
Erfindung war, fo gibt es doch einiges zu bedenken. Einmal ift der Sitz horizontal 
und nicht ausgehöhlt, fo dafs durch langes Sitzen ein ftarker Druck auf die Schen- 
kel ausgeübt wird; dann ift die Lehne durchweg fchräg, nicht gewölbt. Eine 
folche Lehne ift wohl trefflich zum Ausruhen für Erwachfene, welche längere 
Zeit gerade gefeffen find; doch bedarf das zarte Rückgrat des Kindes einer befferen 
Unterftützung. Das fühlte man auch in Schweden und hat darum eine Art 
Schlummerrolle aus elaftifchem Stoffe an die Lehne gehängt, damit diefelbe das 
leifte, was fie eben — nicht vollftändig leiftet. Ferner ift die Tafelplatte, damit 
man in das Pult gelangen könne, aus zwei Theilen zufammengefetzt, welche durch 
eiferne Bänder verbunden find. Die Folge davon ift, dafs, weil Holz- und Eifen- 
verbindung nicht maffiv fein können, einer der beiden Holztheile mit der Zeit 
fich leicht wirft, was auf das Schreiben und Zeichnen ftörend wirkt. Endlich ift 
überall ein Fufsbrett da, was vom fünften Schuljahre an zu vermeiden ift. Ein 
folches Pult koftet ohne Transport 8 fl. 50 kr. öfterreichifcher Währung in 
Schweden. Andere intereffante Pulte waren von Dr. Sandberg da. 
Das fchwedifche Pult und der amerikanifche Einzelfitz, beide gegenwärtig 
noch nicht weit über das Experiment hinaus, imponirten dem Laien ungemein 
und hatten das grofse Verdienft, Taufende von Männeın und Frauen zum Nach- 
denken über die Nützlichkeit der Schulfubfellien anzuregen. 
Schlicht und anfpruchslos gab fich die Olmützer zweifitzige Bank 
in der öfterreichifchen Mufterfchule, aus weichem Holz gearbeitet und braun 
gebeizt. Je 9 Banknummern bauten fich hintereinander die Sitze auf; zwifchen 
den 4 Reihen Bänke waren 3 fchmale Längsgänge für den Lehrer offen. Jedes 
Kind nimmt in einer folchen Bank einen Eckfitz ein und hat alle Vortheile eines 
Einzelfitzes, ohne dafs es verwöhnt und felbftfüchtig wird; das kleinfte Kind 
hat feinen Sitz und fein Tifchchen fo breit, als das gröfste in der letzten Bank, 
was ein Bild harmonifcher Ordnung gibt und die Bank fehr geeignet zum Zeichnen 
macht. Das Sitzbret ift gehöhlt, die Einzeln-Kreuzlehne gibt eine Unterftürzung 
auch beim Schreiben, die Tafelplatte läfst fich leicht in die Schreibeftellung und 
zurückfchieben. Das Fufsbret ift entgegen der Originalbank Kunze’s (welche 
z. B in der Unterrichtsabtbeilung des deutfchen Reiches als I-, 2-, 3, 4fitzige 
Bank ausgeftellt war) bei den Bänken für gröfsere Kinder weggefallen, was die 
Bank wohlfeiler und einfacher machen hilft. Eine folche Bank koftet (in Olmütz) 
9 fl. öft. W. Sie mufs ftark im Holze fein, damit fie nicht wackelig werde. Die 
Olmützer Bank gewinnt täglich mehr an Boden; fie ift bereits in Gemeinden 
nahezu aller öfterreichifch-ungarifchen Lande eingeführt; Modelle wurden nach 
Deutfchland und der Schweiz begehrt. 
Einigen Aerzten gefiel ein englifches Subfellium, nach dem Augenarzt 
Liebreich in London von dem Optiker Callagham gearbeitet, welches auf eifernem 
Geftelle eine nicht zu guteBank, aber dafür ein Pultbret hat, welches zum Schrei- 
ben in einem Winkel von 20 Grad gebaut ift, während der vordere Theil des 
Tafelbretes in einem ftarken Scharnier zurückgefchlagen werden kann und dann 
ein Lefepult conftruirt in einem Winkel von 45 Grad darftellt. Diefe maffıv 
gebaute Bank war fozufagen durchfichtig, da vorn kein fenkrechtes Pultbret 
angebracht ift. Einer allgemeinen Verbreitung ftünde der hohe Preis entgegen, 
während die Regulirung des Sehwinkels fich lächerlich wohlfeil durch eine paten- 
tirte Erfindung des öfterreichifchen Profeffors Fialkowski vornehmen läfst. Ein 
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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