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Schulbauten und Einrichtungen. 19
fpannhohes Lefepult, aus einem Stück Pappendeckel gefchnitten, welches zufam-
mengelegt von den Kindern in dem nächftbeften Schulbuche zur Schule getragen
werden kann, wird nämlich mit einigen Handgriffen vorgerichtet und beim Lefen
auf das Pultbret geftellt. Ein folches Pult koftet elegant 5 kr. öfterreichifcher
Währung (1 Silbergrofchen), einfach 3 kr.
Einige aus Deutfchland und der Schweiz ausgeftellte Bänke ent-
hielten im Einzelnen finnreiche Gedanken (fo z. B. hatten einige Bänke ein Pult-
bret, deffen vorderer Theil umzufchlagen und unten mit einem Nähkiffen für
weibliche Arbeiten verfehen war). Doch erfchienen die meiften derfelben fo com-
plicirt und andere hatten fonft fo Unpraktifches an fich, dafs ihre Befprechung
hier keinen Platz finden kann. Die franzöfifchen Bänke von Bapteroffes
hatten den Nachtheil des fortlaufenden Pultes und eines zu kleinen (ifolirten)
Sitzes; der Sitz war übrigens an den Boden gefchraubt und die „Diftanz* zu
grofs. Auch Portugal hatte trotz der breiten Tifchplatte keine Bank, welche
als Mufter empfohlen werden könnte. Rufsland hatte unter die Arbeiten der
Schulwerkftatt eines Lehrerfeminars in Finnland einige Miniaturmodelle von
Schulbänken ausgeftellt, die ganz gut waren, aber keinen Schlufs auf deren Ein-
führung in die Wirklichkeit geftatteten.
Gönnt man dem ruhigen Urtheile Raum, erwägt man die Koften der Bank
und bedenkt man die riefige Gröfse der Schulzimmer, welche durch die ein-
fitzigen Pulte bei einer grofsen Schülerzahl nothwendig würde, fo ftellen fich für
die Schulen Europas die einfitzigen Pulte wohl nur als ein theoretifches Ideal
heraus. Als die beften praktifchen Ideale drängen fich aber allmälig die zwei-
fitzigen Bänke auf, welche — und das ift mitentfcheidend — diefelben Dienfte
leiften, wie die einfitzigen Pulte. Zweifitzige Bänke waren auf der Ausftellung
in gröfserer Anzahl vorhanden, fo z. B. aus Baiern, Sachfen, der Schweiz, Portu-
gal u. f. w. Man kann diefelben, wo man aus Sparfamkeitsrückfichten weder das
Pult beweglich macht, noch bewegliche Sitze anbringt, in der Schreibeftellung
arbeiten laffen, das heifst, die Diftanz mufs dann in Unterclaffen minus ı Zoll fein
(mit anderen Worten, der Tifchrand mufs mindeftens ı Zoll fein) und in Ober-
claffen gleich Null. Ueberdiefs müffen zum Zwecke des befferen Ein- und Aus-
trittes alle einander zugewendeten Ecken an Pult und Bank gut abgerundet,
müffen die feitlichen Tifchftützen ftark ausgefchweift fein und mufs endlich die
Sitzbank um 4 Zoll (ro Centimeter) kürzer gehalten werden als das Tifchbret.
(Solche Bänke find in der Schweiz nicht felten.)
Haben die Bänke jedoch mehr als 2 Sitze, fo ift die Bank nur dann voll-
kommen entfprechend, wenn das Pult oder der Sitz verfchiebbar gemacht wird.
Man hat wohl auch da und dort Verfuche angeftellt, eine längere Sitzbank ver-
{chiebbar zu machen; doch waren die Ergebniffe nicht befonders glücklich.
Bänke, deren Sitze fich zurückklappen laffen, wie die Sperrfitze in den
Theatern, waren aus Nordamerika, Schweden, vom Lehrer Kaifer in München,
endlich aus Oefterreich ausgeftellt.
Seit Kunze’s Erfindung der getheilten Tafelplatte find die Scharniere zum
Aufklappen und theilweifen Umklappen der Tafelplatte allerdings ein überwun-
dener Standpunkt geworden; allein, wo ältere mehrfitzige Bänke zeitgemäfs
umgeftaltet werden follen, dort ift die Anwendung von Scharnieren zum Umklap-
pen von Tifch oder Bank nicht zu umgehen.
Die Ausftellung hat Subfellien zu Tage gefördert, deren Pultbreter ganz
zum Hinaufklappen waren, oder theilweife zum Umklappen (z. B Hawes in
Norwich). Letztere haben fämmtlich das Bedenken wachgerufen, dafs die beiden
Theile nicht lange in einer Ebene liegen werden; das Widerfinnige der erfteren
liegt auf der Hand.
Man hat neuefter Zeit Bänke conftruirt, deren Theile fich faft fämmtlich
mit Schraubenvorrichtungen bewegen und für gröfsere, wie für kleinere Kinder
herrichten laffen; die Erfahrung mufs lehren, ob fie auch Feftigkeit behalten.
Sn ||