FH Dr. Alois Pokorny.
Unterrichtes verwerthet werden könnte und in Zukunft vielleicht auch Verwerthung
finden wird.
Modelle zum Unterrichte in der Zoologie und den verwand-
ten Fächern.
Modelle lebender Thiere aus den oberen Claffen des Thierreiches werden
wohl nur bei dem erften Anfchauungsunterricht in der Kinderftube, im Kinder-
garten, vielleicht auch noch in den unteren Claffen der Volksfchule Anwendung
finden. DerPavillon des kleinen Kindes, die Spielwaaren-Induftrie des fächfifchen
Erzgebirges und zahlreiche andere ähnliche Ausftellungen boten hier überreichen
Stoff. Mitunter wurde auch manches Originelle geboten. So wurden in der
Mafchinenhalle Amphibien aus Kautfchuk (Kröten, Eidechfen, Schlangen und
dergleichen) von E. Novotny aus Wien, zum Verkaufe ausgeboten, um Kinder
an das eigenthümliche Gefühl beim Berühren diefer Thiere und an ihre Bewe-
gungen zu gewöhnen und dadurch das Vorurtheil und die natürliche Scheu
vor diefen Thieren zu bekämpfen. — Aber auch auf höheren Stufen des
Unterrichtes werden Modelle folcher Thiere erwünfcht fein, die fich fchwer
aufbewahren laffen und auch lebend nur felten zur Verfügung ftehen, zum Beifpiel
Quallen, die See-Anemonen (Adtinien), nackte Schnecken und dergleichen.
Aus Glas gefertigte Modelle der erfteren führten V. Fri© aus Prag und Doctor
L. W.Schaufufs aus Dresden, letzterer überdiefs noch Wachsmodelle von
Nacktfchnecken vor. Hieher könnten vielleicht auch die künftlichen Schmetterlings-
fammlungen vonG. W. Adler aus Wien gerechnet werden, welche aus ausge-
fchnittenen, recht guten colorirten Abbildungen von Schmetterlingen auf Papier
beftehen, die gleich den Infedten auf Nadeln in Käftchen gereiht allerdings
täufchend einer Schmetterlingsfammlung gleichen, doch aber nur den Werth eines
Bilderbuches haben.
Sehr eigenthümlich waren die Riefenmodelle von Alexander Strem-
bitzky aus St. Petersburg als Hilfsmittel für den anfchaulichen Unterricht in
der Naturgefchichte. Die Entwicklung des Sterlets, der Kopf einer Ochfenbremfe,
eines Schmetterlings, der Fufs einer Küchenfchabe, einer Spinne waren hier in
koloffalen Dimenfionen dargeftellt. So gut und getreu auch die Ausführung diefer
Modelle war, fo entfteht doch ein gegründeter Zweifel in die Zweckmäßsigkeit
folcher riefigen Modelle, die in den meiften Fällen durch grofse einfache Zeich-
nungen in Umriffen fich hinreichend inftructiv erfetzen liefsen.
Die meiften hieher gehörigen Modelle jedoch ftellen anatomifche, phyfio-
logifche und pathologifche Präparate dar und in diefer Beziehung boten die deutfche
und franzöfifche Ausftellung das reichfte Material. Dem Stoffe nach find die
Modelle meift aus Wachs oder Papier-mäch&, feltener aus Guttapercha und anderen
Harzen, Gummi, Holz, Glas und dergleichen verfertigt; die Objecte find theils in
natürlicher Gröfse, theils vergröfsert nachgebildet, mit den natürlichen Farben
und bisweilen von vollendeter technifcher Ausführung.
Zu den beften Modellen diefer Art gehörten die phyfiologifchen Wachs-
präparate von Dr. A. Ziegler aus Freiburg, die Entwicklungsgefchichte des
Menfchen und der Thiere (Hühnchen, Frofch, Echinodermen) darftellend. —
Weisker Rudolf, anatomifcher Modelleur aus Leipzig, lieferte 25 mikro-
fkopifche Wachspräparate menfchlicher Parafiten, darunter eine fchöne Darftellung
der Bandwürmer und ihre Entwicklung aus der Finne. Aber auch Infedtenmeta-
morphofen (Calopterix virgo) waren von ihm ausgeftellt. Die Münchener Anato-
miker und Bildhauer Zeiller & Söhne lieferten eine reiche Suite anatomifcher
Modelle vom Menfchen und einzelner Organe desfelben (Auge, Gehörorgan, Herz,
Stimmorgan, Fufs, Hand, Kopf, alles zu zerlegen). Eine bemerkenswerthe Suite
von 20 plaftifchen Darftellungen, ausgeführt von Fanny Zeiller, behandelte
die Entwicklungsgefchichte des Menfchen, des Säugethiers und Vogels. Auch
L. Heftermann, Bildhauer und Modelleur aus Hambürg, führte eine ganze
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