Full text: Die Universitäten (Heft 57)

  
   
  
   
   
    
    
  
  
  
     
   
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
   
  
    
   
   
  
  
  
      
DB ENshl. Be Shi Ace N 
(Gruppe XXVI, Section 5.) 
Bericht von 
I WILHELM HABRELL, 
k. k. Univerfitätsprofelor in Wien. 
Das Programm der Wiener Ausftellung ging, indem es die Darftellung der 
Organifation, Lehrmittel und Lehrerfolge der Univerfitäten in den verfchiedenen 
Ländern verlangte, etwas leichten Herzens an eine Aufgabe, ohne fich von deren 
Durchführbarkeit oder auch nur Erfpriefslichkeit Rechenfchaft zu geben. Dabei 
fehlte es von vornherein an durchfchlagenden Gefichtspundten, welche der 
Befchaffung und Herrichtung des auszuftellenden Materiales Ziel und Richtung 
vorgezeichnet hätten. Ein befcheideneres, feft gegliedertes und von den einzel- 
nen Ländern gleichmäfsig durchgeführtes Programm hätte mehr erreichen laffen, 
als die nach Laune und Zufall zufammengebrachten Fragmente des Univerfitäts- 
wefens, die unfertigen und lückenhaften ftatiftifchen Materialien, welche nirgends 
zum einheitlichen Bilde fich fügen wollen, die hiftorifchen Rudimente, die Bücher- 
fchränke, welche von der Leiftungsfähigkeit' einzelner Univerfitäten wenig, von 
der Leiftungsfähigkeit einzelner Lehrer nichts. was man nicht wüfste, befagen, 
zufammen zum grofsen Theil Dinge, die dem Fachmanne nicht neu, und welche 
diefer überall beffer als in den lärmerfüllten Hallen des Induftriepalaftes aus- 
nützen konnte, die dem Laien aber durch das unfcheinbare Aeufsere nicht impo- 
niren. Dem Berichterftatter erwächft daraus die Bequemlichkeit, dafs er unter der 
Fülle des Materiales nicht zu leiden hat und die dürftigen Fragmente ihn der Ver- 
pflichtung von felbft entbinden, ein anfchauliches Bild aus ihnen zu reconftruiren. 
Der einzige Staat, deffen Ausftellung dazu eingeladen, ift Frankreich. i 
  
Frankreich 
nahm, wenn wir die ausftellenden Länder von Weften nach OÖften durch- 
wandern, nicht blos örtlich, fondern auch nach der Menge des Gebotenen 
die erfte Stelle ein. Es bot nichts, was das Auge befticht. Einige Käften 
mit Büchern, nicht hinter Schlofs und Riegel, fondern zu Jedermanns Einficht 
offen, enthielten wohl Alles, was einen genauen Einblick in das franzöfifche 
Unterrichtswefen zu bieten vermag. Schülerarbeiten waren nur infoweit mit auf- 
genommen, als fie die Organifation zu erläutern dienlich fchienen. Das Haupt- 
gewicht war auf die Hochfchulen gelegt. Mit Recht. Innerhalb des letzten 
Decenniums ward ihnen eine ununterbrochene Sorge gewidmet. Ohne den Grund- 
bau zu ändern, wurden allenthalben Reformen angebracht, deren Zweckmäfsig- 
keit fich zum Theile an den Erfolgen bereits abfchätzen läfst. Wir werden, da es 
uns an Raum und Beruf fehlt, eine Gefchichte des höheren Unterrichtswefens in 
Frankreich zu fchreiben, auf diefe Reformen zumeift uns befchränken. Als Quelle 
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