Full text: Die Leistungen der Statistik und allgemeine Bildungsmittel (Heft 12)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Löwenthal. 
Ungarn ift trotz dem grofsen Auffchwung der Induftrie in manchen Rich- 
tungen doch vorzuesweife als Ackerbauftaat zu betrachten, defien jährliche Brot- 
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früchte-Ernten (Weizen, Korn und Halbfrüchte) zwifchen do und 90 Millionen 
niederöfterr. Metzen fchwankt. Das Ernte-Erträgnifs der Handelsgewächfe beträgt 
130.509 Centner Flachs, 569.996 Centner Hanf und 
im Durchfchnitte jä 
748.526 Centner Tabak 
Der Viehlland war nach der letzten im Jahre 1870 vorgenommenen 
Zählung: 2,158.800 Pferde, 3300 Maulthiere, 30.400 Efel, 5,279.900 Stück Horn- 
vieh, 15,077.000 Schafe, 573.000 Ziegen, 4,443.300 Schweine. Im Vergleiche 
zum Jahre 1857 hat fich die Zahl der Pferde um 3%, der Schafe und . 
um 33 0%, vermehrt; das Hornvieh aber um 6%, und das Borftenvieh um 1%), ver- 
mindert. Die Verminderung des Hornviehes ift theils dem Umftande zuzufchreiben, 
dafs durch die Theifsregulirung Millionen Joche Wiefen und Weiden in Acker- 
felder umgewandelt und der Viehzucht entzogen wurden, theils ift fie eine Folge 
  
der häufig herrfchenden Rinderpeft. Die Pferdezucht hat in neuefter Zeit einen 
enommen. Die Pferde wurden durch Vollblut-Araber, 
erfreulichen Auffchwung ; 
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fowie durch Vollblut-Engländer und normanifche Zuchthengfte, welche in den 
Staatsbefchälftationen dem Züchter zu mNerfheung ftehen , immer mehr veredelt. 
In den drei Staatsgeftüten in Kisber, Babolna und Mezöhegyes befanden fich im 
Jahre 1872: 2874 Pferde, darunter 74 He engfte. Aufserdem ftanden in den vier 
Befchälftationen in Stuhlweifsenburg, Na ee Sepsi, Szt. György (Sieben- 
bürgen) und Warasdin (Kroatien) 1629 Hengfte zur Verfügung der Züchter. Der 
Fifchftand hatte in den ungarifchen Gewäffern in Folge der grofsartigen Flufs- 
regulirungen bedeutend abgenommen; die Zucht beginnt fich jedoch, dank der 
Unterftützung, welche die Regierung den künftlichen Fifchzucht-Anftalten gewährt, 
wieder zu heben. Die Seidenraupen-Zucht if faft überall verbreitet und 
bietet ‚ährlich einen Ertrag von ungefähr 8000 Centner Cocons. Die W ein- 
production fchwankt zw ifchen 24 und 40 Millionen Eimer jährlich; allein trotz 
der anerkannten Güte der Weine wird nur ein kleiner Theil (1868—70 jährlich 
im Durchfchnitte 1!/, bis 2 Millionen Eimer, ausgeführt, weil die Weinmanipulation 
nicht den Standpunkt der concurrirenden Weinländer erreicht hat. Der Handel 
mit frifchem O b ft wurde im Jahre 1871 durch eine Einfuhr von 54.023 und eine 
Ausfuhr von 110.513 Centner bewerkftelliget. Der Werth der Bergwerk- 
Production war im FERN 1871: 19,646.511 fl. gegen 14,718.814 fl. im Jahre 1807. 
Den bedeutendften Ertrag boten im Jahre 1871 Frifch-Roheifen . 230, Gufs- 
eifen 1,071.330, Braunl kohle 3,218.934, Schwarzkohlen 2,763.895, Gold 1,879.406, 
Silber 1,811.469 Kupfer 1,070.777 fl. u. f. w. 
Dem Gewichte nach betrug die Bergwerks - Produdtion im Jahre 1871 
2784/30 Pfund Gold, 40.254/87 Pfund Silber, 22.762 Centner Kupfer, 28.884 
Centner Blei, 2,184.129 Centner Frifch-Roheifen, 189.108 Centner Gufseifen, 
15,250.379 Centner Braunkohle, 11,020.004 Centner er 0,444.832 
Centner Eifenerze, 2,076.670 Centner verfchiedene andere Erze u. f. w. 
Ungarns wirthfchaftliches Leben, fagt Herr Keleti, ift bezüglich der Indu- 
ftrieverhältniffe von zu neuem Datum und zu jung, alsc ade es in Hinficht 
auf die maffenhaftere Gewerbeprodudtion mit den vorzüglichen Induftrieftaaten 
des Auslandes in eine Parallele geftellt werden könnte; indefs hob fich der Sinn 
für Induftrie wenn auch langfam, doch ftetig. Einen Auffchwung nahm diefelbe 
befonders in der neueften Zeit und entfchieden durch die Einbürgerung der 
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Fabri iksproduction. Die immer mehr fich entwickelnde Macht: der Afl@ciation 
liefs auch in Ungarn Gefellfchaften an die Stelle einzelner Unternehmer entftehen, 
und fo verbreitete fich die Adtiengefellfchafts-Induftrie. Ueberhaupt befchäftigt 
die Induftrie mit Einfchlufs der Handwerker gegenwärtig 640.900 Menfchen oder 
4%/, der Bevölkerung, wozu noch etwa 50.000 Menfchen gerechnet werden 
können, welche beim Bergbau und in den Hüttenwerken Verwendung finden. Den 
erften Rang unter allen Gewerbszweigen nimmt jedenfalls die Eifeninduftrie ein. 
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