Full text: Der Welthandel (Heft 28)

  
   
Der Welthandel. 
die rafche Entwicklung. Dazu kam nun auch die‘ Erfindung des Pökelns der 
Häringe, mit denen die Holländer durch Jahrhunderte den Markt beherrfchten und 
einen ungeheueren Confum zumeift vor der Reformation deckten. Als die Hanfa, 
verfiel, bauten die Holländer jährlich 2000 neue Schiffe. F reilich befafsen diefe, was 
die Hanfa nie erreicht hatte, eine bald nach ihrem erften bedeutenden Auftreten 
entwickelte nationale Einheit. Bald auch entwickelte fich in jenem grofsen Frei- 
heitskampfe, den die Holländer fiegreich gegen die fpanifche Gewaltherrfchaft 
durchführten, ind als Amfterdam an En Stell e des gequälten und von religiöfer 
Unduldfamkeit zerrütteten Antwerpen zum Centralpunkt des W elthandels empor- 
wuchs, jener ftolze Heldengeift, der die Seemacht Spaniens faft zerftörte, 
die Colonien von Oftindien Portugal entrifs, als diefes mit Spanien fich verbunden 
hatte. und einen Theil von Brafilien eroberte. In diefer grofsen Zeit gehörten von 
den 20.000 Segeln, die den Seehandel Europas leiteten, 16.000 den Holländern. 
Erft die Republik England und die Navigationsadte, die von Colbert in Frank- 
reich eröffnete Handelspolitik engten die holländifche Seemacht ein und die eng- 
herzigen Anfchauungen der reich gewordenen Frachter und Handelsleute ver- 
nochten weder neue Hilfsmittel für die Heimat zu entdecken, noch der andrän- 
cenden Concurrenz Stand zu halten. England verdrängte Holland von der 
hohen See und den Küften Amerikas, Indiens und felbft Europas. Frankreich 
fchnitt ihm durch die bourbonifche Succeffion in Spanien den Handel nach diefem 
Lande ab, Belgiens Ackerbau und Gewerbe erblühten wieder unter der öfter- 
reichifchen Herrfchaft und wuchfen dann mit Frankreich vereinigt bald wieder zu 
ihrer alten Bedeutung heran. Mit dem Beginn unferes Jahrhunderts und dem Auf- 
treten neuer, die We >]t in ihrer Richtung bald beftimmenden Kräfte, ift Holland 
auf feine gefchmälerten Colonien befchränkt, den Handel mit diefen und den 
deutfchen Zwifchenhandel. Die Erben diefer Macht, wie jener alten Staaten, die 
in der Zeit des XV. bis XIX. Jahrhunderts zu finken begannen, waren die 
Engländer. 
Schon zur Zeit, als die Hanfa von England den Fuchspelz um einen a 
kaufteund den Fuchsfchwanz wieder um das Dreifache nach England verkaufte, hat, 
durch eine kluge Regierung und einen gefunden Volksfinn unterftützt, die eng- 
lifche L andwirthfchaft und Schafzucht, fich bedeutend gehoben. Schon zu Anfang 
des XIV. Jahrhunderts gab es Güter mitI0.000, 24.000 und 28.000 Stück Schafen 
und betrug die Ausfuhr ‚der Wolle Hu nderttaufende von Pfunden. Die in England 
felbft erzeugten Tücher gingen meiftens roh nach Belgien, um dort gefärbt und 
ppretirt zu werden. An der fich aber immer kr äftiger niwickefaden Acker- 
wirthfchaft und Wollprodudtion zog fich allmälig die Wollmanufadtur grofs, die 
Elifabeth, Jacob I. und Carl I. in.aller möglichen Weife förderten. Schon 1354 
foll die Ausfuhr der Wollftoffe zwei Millionen Pfund Sterling betragen haben, 
beiläufig neun Zehntel der damaligen gefammten englifchen Ausfuhr. Tuch war 
ge 
ftets ein guter Taufchgegenftand fowohl mit dem Nor, Europas als auch der 
Levante, Oft- und W eftindien. Es ift nichts erklärlicher als das, dafs bei einem 
ftrebfamen Volke die Blüthe einer Induftrie rafch die einer anderen gedeihen läfst. 
In England gedeiht nun bald auch die Leder- und Metallinduftrie: an diefer 
erwuchs die Steinkohlen-Förderung, dann derSchiffbau, allmälig entwickelt fich die 
Küftenfchifffahrt, der Fifchfang, zumeift der Härings- und Wallfifchfang. Die Re 
famen Regierungen von Spanien und Frankreich fchickten viel tüchtige Arbeite 
auf anderen Gebieten und neben dem Kunft- und Luxusgewerbe, das F rankreich 
und Spanien mit Arbeitern nährte, gedieh bald ein reges wirthfchaftliches 
Leben. 
Schon im XII. Jahrhunderte kamen flandrifche Wollweber nach Wales, 
fpäter Italiener, um in London Geld- und Wechfelgefchäfte zu errichten. Die 
Juden zogen von nn und Portugal hinüber, aus Venedig gingen die Kauf- 
leute mit ihren Schiffen und Capitalien nach der auflebenden Welt. Die Refor- 
mation und die tonreifelgdngen faft in ganz Europa drängten ganze Schaaren 
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