Full text: Der Welthandel (Heft 28)

  
  
  
  
  
  
  
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22 Dr. Carl Thomas Richter. 
Arbeit und in feiner Induftrie ungebrochen fei? Dafs die fünf Milliarden Kriegs- 
fchuld gezahlt er ohne den Baishiln des Volkes zu fchwächen, feine Bedürf- 
niffe herabzudrücken? Und ficher wird Frankreich aus feiner Weltftellung nicht 
verdrängt werden, fo lange nicht die Induftrie des übrigen Europa zur gleichen 
allgemeinen Blüthe gelangt ift, dieFrankreich eben dann gleich den Andern, nicht 
ee fchöpferifcher, reicher als alle andern zeigt. \Vir werden in der weiteren 
ntwicklung unferer Aufgabe diefs in den einzelnen Zweigen des Handels und 
der Induftrie öfter gar deutlich hervortreten fehen. Das XIX. Jahrhundert 
hat übrigens den VölkernEuropas zum Bewufstfein gebracht, was frühere Jahr- 
hunderte trugen und t 
  
ragen mufsten, weil fie eben nur nehmen konnten, ohne zu 
seben im Stande zu fein, und hat den Muth, die Kraft gereift mit den reichen 
"die Entwicklung der Arbeit gefchaffen, um gleichfalls durch 
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(Quellen, die die Zeit fü 
die Entwicklung der a des Handelsreich, grofs und mächtig zu werden. 
Diefs gilt zumeift von Deutfchland und Oefterreich. 
Am längften hatte fich aus der mittelalterlichen Blüthe des deutfchen 
Lebens der Handel der deutfchen Städte an der Nord- und Oftfee durch die 
entwickelte Fifcherei und die Schifffahrt erhalten. die Städte am Rhein, der Elbe 
und Donau durch ze Weinhandel, die Landwirthfchaft und die Flufs-Schifffahrt 
und das Leben in Mittel-Deutfchland durchden Zwifchenhandel. Aber die Ent- 
deckung Amerikas und des neuen Weges nach Indien, zerftörte bald. was fich 
aus den fortgefetzten inneren Kämpfen und den Kriegen Europas, die auf deutfcher 
Erde ausgefochten wurden, noch erhalten hatte, die Huffitenkrie ge, der dreifsigjäh- 
rige I irgeberten das Land und nährten die ER kelung der Einheit, der Kraft 
und Freiheit des deutfchen Reiches. Die Landwirthfchaft verfiel, dieInduftrie ging 
‚u Grunde, der Welthandel hatte ne Bahnen eing refchlagen;; der Handel im 
nnern hatte keine Wege und Strafsen und wo er fie karad: da haminte die poli- 
tifche Spaltung feine Bahn und Entwicklung durch Zollfchranken, Mauthen und 
ıfendfä e Beläftigung. Während im XVII. Jahrhundert Frankreich und England 
auf eine mächtige Ind luftrie, einen ass Handel, eine entwickelte Verwaltung 
blickten, herrfchte in Deutfchland Barbarei der Gefetzgebung, der Reichs- und 
Landesverwaltung; der Handel, die Tadufirie und felbft die Sprache verfallen 
nur wenige Regenten fuchten in ihren Territorien mit Macht dem Verfall zu 
    
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(teuern, und die Namen des grofsen Kurfürften, Friedrich II. in Preufsen. Maria 
Therefia und Jofef II. in Oefterreich ragen aus diefer armfeligen Lage ruhmvoll 
empor. 
Nur eines hatte Deutfchland in ‚aller Noth bewahrt. Sein fuchendes und 
forfchendes Leben des Geiftes. Und das konnte und mufste es retten, den Staat, 
die Nation, den Handel und die Induftrie wieder beleben. „Anftatt“, fagt 
Fr. Lifst fo trefiend, wie man es nicht beffer fagen kann, „anftatt, dafs anderswo 
die Geiftesbildung mehr aus der Entwicklung der materiellen Produdtivkraft 
erwuchs, ift in Deutfchland die Entwicklung der materiellen Produdivkräfte 
hauptfächlich aus der ihr vorangegangenen Geiftesbildung erwachfen.“ Da alles 
Uebel, wie Plato fagt, nur aus der Unwiffenheit entfpringt, fo wäre ficher diefs 
hohe geiftige Leben Deutfchlands vom grofsen, auch auf den wirthfchaftlichen 
Boden von nachwirkenden Erfolgen begleitet g nn wenn nicht die politifche 
Abgrenzung eine gleich vielfältige Abgrenzung der Märkte für Handelund Induftrie 
gewefen wäre. Und wie fie den Markt an zerfchnitt fie die Wege und 
Strafsen, die ohnediefs in arger Vernachläffigung nirgends eine Entwicklung und 
Ausbildung erfahren konnten. Was dem grofsen Ganzen fehlte, wurde keines- 
wegs durch die Tüchtigkeit im einzelnen Theile erfetzt. Kaum dafs Oefterreichs 
und Preufsens Zoll- und Veı iungspoltik die wirthfchaftlichen Kräfte etwas 
hervorgezogen! Kaum dafs die alte, in Deutfchland erg Lein- und Wollmanu- 
fatur, von ihren alten fremden Märkten längft durch die Uebermacht Englands 
verdrängt, wenigftens für den heimifchen Markt er und in ihren Intereffen 
  
  
  
    
    
    
     
   
       
   
  
    
   
     
  
   
            
      
       
    
   
   
  
    
    
    
   
    
   
    
  
   
  
  
      
         
       
    
  
   
      
           
  
    
        
   
   
   
   
  
  
  
      
   
   
   
     
   
   
  
      
   
  
  
  
	        
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