Der Welthandel. 67
Die Handelsbewegung aber des Wollhandels in den erften Staaten Europas
und den’ vereinigten Staaten von Nordamerika geftaltet fich für das Jahr 1870 fo,
dafs an
Einfuhr Ausfuhr
auf England . . . 238,820.852 Zollpfund 94.911.910 Zollpfund
„ Frankreich... ..167)422.200 y 25,711.412 e
» Belgien „2... 17.002128 : 06,543.920 5
„ Deutfchland . 90,000.000 es 25,000.000 5
„Oefterreicht. 28.080.900 ; 10,392.700 h
„ Niederlande . 16,991.972 = 13,906.260 #
»’ Rufslandr. 202: 025648.700 # 28,558.577 5
Nordamerika . 62,202.714 12,007.089 „ entfielen.
Was nun die Confumtion der wichtigften europäifchen Staaten anbelangt,
[o fteht England mit fortfchreitender Entwicklung und Frankreich an der Spitze
der Wollmanufactur. England hatim Jahre 1870 und 71 die Menge von 330 Millionen
Pfund, Frankreich 300 Millionen Pfund Wolle aller Art verarbeitet
Das gibt eine Gefammtheit einer Handelsbewegung von mehr als 1000Mil-
o- <
lionen Pfund oder beiläufig 700 Millionen Gulden.
Seide. Die Gefchichte der Seide, der Seidenzucht und des Seidenhandels
hat in den letzten fünf Jahren eine faft romanhafte Geftaltung angenommen, die
wir nur in Kürze fkizziren wollen, da die Hauptmomente daraus bekannt sind.
Die europäifchen Haupt Produdtionsgebiete der Seide find: Norditalien,
insbefondere die Lombardei, Süd-Frankreich. Spanien, der Süden von Oester-
reich, Ungarn, Griechenland, die Türkei und Rufsland. Von Bedeutung für den
Welthandel ift aber nur das italienifche und füdfranzöfifche Produ gewesen. Die
europäische Seidenproduction betrug in den fünfziger Jahren finkend gegen die
Menge der sechziger Jahre, von mehr als 7 Millionen Kilos kaum mehr 3 Mil-
lionen. Die Raupenkrankheit hatte diefe Verwüftung hervorgebracht und ganz
Europa nach jenen Ländern zu blicken gezwungen, in denen Lage, Clima und
Gunft der Verhältniffe eine reiche Seidenproduction ermöglichen. Das waren die
Länder Afıens, die in fünf grofse Seidenprodudtions-Gruppen zerfallen. An der
Spitze fteht China und Japan, dann folgt die afiatifche Türkei und endlich Perfien
und Bengalen mit ihren weniger werthvollen Produdten. China exportirte nach
England und Frankreich ım Anfang des Jahres 1860 und 1861: 80.336 Ballen ä
106%, Pfund und fank allmälig im Jahre 1867 auf 39.645 Ballen. Im Jahre 1870
hatte der Zwifchenhandel Englands mit chinefifcher Seide 43.879 Ballen, 1871:
50.943 Ballen empfangen. Die chinefifche Seide it nur in den beften Sorten
fchön weifs, die chinefifchen mangelhaften Spinnweifen boten der europäifchen
Induftrie grofse Schwierigkeiten, ebenfo wie die Belaftungen des Handels den Bezug
überhaupt beläftigen, fo dafs man immer nur durch die Verhältniffe des Bedarfes
gedrängt, die Seide Chinas zu beziehen fich entfchlofs und das erneute Aufblühen
der Seidencultur in Europa mit Freuden begrüfste. Die Ausfuhr der japanefifchen
Seide betrug in den sechziger Jahren durchschnittlich 20 bis 25.000 Ballen. In
der Neige der sechziger Jahre fank der Export 1867 und 1868 auf etwas mehr als
12.000 Ballen und betrug 1770 und 1871 nur mehr 9598 Ballen. Die grofse Nach-
frage Europas verleitete die japanefifchen Seidenzüchter, dem Gefpinnft und der
Wahl des Stoffes nicht mehr die nöthige Aufmerkfamkeit zuzuwenden und dadurch
eine bedeutende Qualitätverminderung zu erzeugen. Zugleich fchädigte die Kraft
der Jährlings-Cocons der grofse Export von Raupeneiern und follte diefer Ausfall
gleichfalls durch die Verfpinnung fchlechterer Seide gedeckt werden. Das Alles
drängte den europäifchen Markt an Japan und China, umfomehr als die europäifche
Seidenprodudtion glücklich wieder fich entwickelte. Man schätzt die europäische
Rohseiden-Produdtion für das Jahre 1808 auf 7 bis 8 Millionen Pfund, fürı869 und
1870 auf ı2 Millionen Pfund, für das Jahr 1872 auf 10 Millionen Pfund Seide, im
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