Full text: Baumwolle und Baumwoll-Waaren (Heft 13)

   
  
  
  
  
  
  
  
Dr. Alexander Peez. 
Aus diefen Ziffern folgt, dafs auch nach dem Kriege die Preife, ungeachtet 
einer im Ganzen feit 1866 ftets weichenden Tendenz, noch nicht auf den normalen 
Stand vor dem Kriege zurückgegangen find. Ift diefe Thatfache nicht etwa das 
Ergebnifs geänderten Geldwerthes, was kaum anzunehmen, fo wird fie am richtig- 
ften, da Amerika nach wie vor den Preis der Baumwolle beftimmt, auf die etwas 
höheren Koften der freien Arbeit in den Vereinigten Staaten, fowie auf die durch 
den Krieg erhöhten Steuern in letzterem Staate zurückzuführen fein. In dem 
erhöhten Baumwoll-Preife participirt demnach Europa an den Koften und Laften 
der füdftaatlichen Rebellion und des Bürgerkrieges. Immerhin beträgt die Differenz 
gegen früher 1,—2 D. per Pfund, d. i. 20 Percent des Waarenpreifes. Auf foviel 
beläuft fich alfo noch immer die Prämie, mit welcher Oftindien, Brafilien, Egypten 
etc. im Vergleiche zu den früheren Preifen arbeiten. 
Dafs durch diefe Preiserhöhung die Baumwoll-Induftrie nicht gefördert 
ward, ja dafs auf diefen Umftand die zeitweilig fehr gedrückte Lage der letzteren 
in den meiften europäifchen Ländern zurückzuführen fei, dafür möchte Manches 
fprechen. Theuerer Preis vermindert den Verbrauch undlockt die Concurrenz von 
Surrogaten hervor. Gleichwie durch das mehrjährige Verfchwinden der nord- 
amerikanifchen Baumwolle vom Markte die afiatifche und brafilianifche Baumwolle 
einen kräftigen Antrieb erhielt, fo eroberten fich durch die Theuerung der Baum- 
wolle während und nach dem Kriege Flachs, Hanf und billige Schafwollen, alfo 
jene Artikel, die in gewiffen Verwendungen mit der Baumwolle concurriren können, 
ein erweitertes Verbrauchsgebiet. Ueber das Preisverhältnifs diefer Artikel unter- 
einander gibt folgende dem „Economift“ entlehnte Tabelle manche intereffante 
Auffchlüffe. Nimmt man nämlich den Durchfchnittspreis der fechs Jahre 1845—ı850 
als Bafis (TOO) an, fo variirten die Preife wie folgt: 
| | | | 
Feashene | Baumwolle | Rohfeide | Flachs Schafwolle 
| und Hanf 
  
  
  
a 100 | 100 | 100 00 
RSsı jammern 0, 008 86 | 1 94 | 113 
| a 2 | 1723 mo | 126 | 
ai. 0 un 98: 204 | er | 146 
3858. 1: janher Sea. | 73: 1 156 | HZ 105 
1863-7. eo 314 149 | 136 | 141 
BSH r Se . 460 | 139-2] ee 154 
ISO5 1 > 303 | | 1322 2 159 
80662. _ 383 200528) 140 | 144 
Born: 227 | 1835| 106. 144 
18087 100 | Tor 121 | 115 
RIS09r., : 15 | 183° 124 104 
Bo , i “ 173 | 174°] 116 | 96 
IS7U1. 2 ; 18 | 183 | 16 | 88 
1872 6 ., mo 14T | 169 | ns 133 
ee a 136 | me 120 | | 
7 Jänner... 20 u, 132 | 169 18 | 157 
I I | 
Wie fich aus diefer Zufammenftellung ergibt, ift dem gewaltigen Steigen 
der Baumwoll-Preife in den Jahren 1863 — 1866 Rohfeide kaum gefolgt; wohl aber 
war diefs bei Hanf und Flachs und am ftärkften bei Schafwolle der Fall. Billige 
Schafwoll-Sorten ftanden am 1. Jänner 1805 um 59 Percent höher, fielen aber auch 
mit der Baumwolle (und bei reichlichem Ertrag der Heerden) vom Jahre 1857 ab 
fehr beträchtlich. Dagegen brachte die neuefte Zeit wieder eine namhafte Erhöhung 
  
   
   
  
  
   
   
  
  
   
  
   
   
  
   
  
  
  
   
  
  
   
     
   
   
  
    
      
       
    
   
  
   
   
    
   
   
      
     
    
  
  
  
  
	        
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